Erichlandwehr hat „Lust auf Zukunft“

Schloß Holte-Stukenbrock. Wer mehr als 20 Jahre lang die Geschicke einer prosperierenden Stadt lenkt, wohnt doch sicher in einem gebührenden Anwesen. Von Pomp ist aber keine Spur, Familie Erichlandwehr lebt in einem gewöhnlichen Einfamilienhaus in Liemke. Nur die elegante Dienst-Limousine unter dem Carport verrät den Bürgermeister. Hubert Erichlandwehr kandidiert für seine fünfte Amtszeit. Seine Chancen stehen gut, das weiß er. Lediglich bei seiner ersten Wahl 1999 erhielt er weniger als 70 Prozent Zuspruch der Wähler. Damals war er noch ein politischer Neuling, 34 Jahre alt, Jurist in Bielefeld und erst seit einem Dreivierteljahr Parteimitglied der CDU. &bdquo;Es waren unruhige Zeiten“, sagt er in der Rückschau. Die 90er waren für die hiesigen Christdemokraten ein Krisenjahrzehnt. Mitglieder kehrten der Partei im Streit den Rücken, der ehrenamtliche Bürgermeister Hermann Humann war wegen seiner Verdienstausfall-Abrechnungen in die Kritik geraten, stellte sich aber der Kandidatenwahl zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister. Parteiintern setzte sich Gegenkandidat Hubert Erichlandwehr durch, holte bei der Wahl 65,9 Prozent und stabilisierte die CDU. &bdquo;Da findet das Leben statt“ Im Flur lächeln Gesichter von Fotos. Eine Reise in vergangene Zeiten und an entfernte Orte. Die Kinder vom Windelalter bis zum Erwachsenwerden, Ehefrau Natascha, die er Silvester 1993 kennen- und lieben gelernt hat, Verwandte, Freunde. Das alles ist Hubert Erichlandwehr sehr wichtig. Er kann auch mal alleine spazieren gehen, aber viel lieber verbringt er seine Freizeit in Geselligkeit. Und wenn es nicht bei den Liemker Schützenbrüdern ist, deren König er 2012 war, oder beim Städtischen Blasorchester, in dessen Kollektiv er sich auch als Bürgermeister einreiht und die Trompete bläst, dann lädt er Gäste in die Erichlandwehrsche Küche ein. Das Herz des Hauses. &bdquo;Da findet das Leben statt“, sagt er. Und ergänzt: &bdquo;Die besten Partys enden in der Küche.“ Er deutet auf einen gleichlautenden Spruch an der Wand. Ein Glastisch, eingezogen für fünf Personen, das genügt für Natascha und Hubert Erichlandwehr und die beiden Kinder Helena und Tristan, die zwar im Haus wohnen, aber in Wahrheit kurz vor der Selbstständigkeit stehen. Ausgezogen können zehn Menschen daran sitzen. Die Küchenzeile ist so angeordnet, dass derjenige, der Speisen und Getränke bereitet, den Gästen nicht den Rücken kehren muss. &bdquo;Ich halte nicht viel von Unruhe und Streit“ Und wieder ein Foto. Die Familie 2019 beim Urlaub auf der Insel Hvar, Kroatien. Eigentlich ist die Zeit der Familienurlaube vorbei. &bdquo;Das hat sich zufällig ergeben“, sagt Hubert Erichlandwehr. &bdquo;Wir hatten alle Zeit.“ Er scheint sich kurz an den Moment zu erinnern. &bdquo;Schön war’s.“ Und noch ein Foto. Diesmal gepostet auf Facebook. Die Nacht in Rom. Andi Brehmes Elfmeter. Student Hubert Erichlandwehr ist mittendrin im Olympiastadion und feiert die dritte Weltmeisterschaft. 450 Mark für vier Karten auf dem Schwarzmarkt. Länderspiele, die guckt er sich auch heute noch gern an. Und der Arminia drückt er die Daumen. Fußball war sonst noch nie sein Fall. Als Schüler mochte er Turnen und Leichtathletik, jetzt ist er leidenschaftlicher Schwimmer. Das Hallenbad vermisst er zurzeit. Ausgeglichenheit und Lebensfreude, das hat Hubert Erichlandwehr schon im Interview 1999 als wichtig angesehen. Sie sind es immer noch. &bdquo;Ich halte nicht viel von Unruhe und Streit.“ Und auch die Reiseziele Irland, Schottland und Skandinavien hat er immer noch auf seiner Wunschliste. &bdquo;Ich bin irgendwie nie dazu gekommen.“ Aber dazu sei noch Zeit. Erst mal steht aber das Wohl der Stadt und der Menschen im Vordergrund. Nach mehr als 20 Jahren im Amt hat er noch reichlich Pläne. Wie um das zu manifestieren, überschreibt er seinen Wahlkampf mit &bdquo;Lust auf Zukunft“ und nennt drei Beispiele: die Digitalisierung in Bildung, Bürgerschaft und Verwaltung, die Stärkung der hiesigen Wirtschaft und den Klimaschutz. &bdquo;Ich will einen Klimaschutzplan 2.0 auflegen“, sagt er. Die Arbeit in einer Verwaltung ist nach wie vor sein Steckenpferd. Eine späte Karriere im Landtag oder Bundestag? Er schüttelt den Kopf. &bdquo;Das ist mir viel zu politisch.“ Kandidaten im Porträt Kommunalwahl am 13. September: Um das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters bewerben sich vier Kandidaten. Die Neue Westfälische porträtiert sie, beginnend mit Thorsten Baumgart von der kleinsten Ratsfraktion, der FDP, über Britta Rusch von der CSB und den Grünen Philipp Ashton bis zum amtierenden Bürgermeister Hubert Erichlandwehr, der der größten Partei und Ratsfraktion angehört, der CDU. Alle Porträts werden auch auf nw.de veröffentlicht und werden jederzeit nachzulesen sein.

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