Schloß Holte-Stukenbrock. Das Naturschutzgebiet „Kipshagener Teiche“ war des Rätsels Lösung vor einer Woche. Naturparkführer Otmar Lüke weiß viel über diesen Naturschatz in SHS.
Das Naturschutzgebiet gehört zu den ältesten Schutzgebieten in Ostwestfalen. Bereits 1925 wurde zwischen dem Naturwissenschaftlichen Verein in Bielefeld als Pächter und der Familie Kipshagen als Verpächter ein Vertrag abgeschlossen. Die folgende kurze Beschreibung des Gebietes ist etwa 100 Jahre alt und stammt von Fritz Koppe:

„Das Schutzgebiet liegt im Preußischen Kreise Paderborn, Meßtischblatt 2219, Brackwede. Es ist der Rest eines früher sehr ausgedehnten Heidegebietes nordöstlich des Ortes Schloß Holte, einen Kilometer östlich vom Bahnhof Schloß Holte. Ein Feldweg führt von dort, wo der Oelbach von der Eisenbahn überquert wird, zum Hof Kipshagen. 400 Meter westlich der Bahn zweigt sich ein weiterer Feldweg ab, der in nordöstlicher Richtung zu den Teichen führt. . . An einigen Stellen sind die Oberflächensande zu Dünen zusammengeweht, wann das geschah, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Das Hauptgewässer in der Nähe des Gebietes ist der Oelbach, der der Ems zufließt. Ein kleiner Nebenbach ist innerhalb des Schutzgebietes zu zwei Teichen angestaut und bildet außerdem noch ein größeres Sumpfgebiet, das zum Teil als Erlenbruchwald, zum Teil als Birken-Kiefernmoorwald ausgebildet ist. Diese stark wechselnden Boden- und Feuchtigkeitsverhältnisse dürften auch der Grund sein, weshalb das Gebiet von der allgemeinen Kultivierung der Senne vor einigen Jahrzehnten ausgeschlossen blieb.“
Auch ein Moor mit einer Torfschicht von etwa einem Meter hat es gegeben; während der „Kultivierung“ in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Moor entwässert und dann abgetorft. Neben den zwei beschriebenen Teichen hat es auch einen dritten Teich gegeben, ungefähr dort, wo heute unter der Hochspannungsleitung, vom Lönsweg kommend, das Gebiet betreten wird.
Warum der Biber zum Fisch erklärt wurde
Wie alt die Teiche sind, lässt sich nicht mehr genau feststellen, eine Staukonzession stammt von 1842. Vermutlich handelt es sich um alte Fischteiche. Bis zu 180 Fastentage gab es im Mittelalter und auch noch später, so mussten für den Adel und die Reichen Fische das Fleisch ersetzen. Dazu hat die katholische Kirche auch noch Säugetiere wie die Biber kurzerhand zu Fischen erklärt.
Fischotter, fünf verschiedene Fledermausarten, verschiedene Marderarten wie Iltis, Hermelin und Dachs, Fuchs und Hase sagten sich gute Nacht; mehr als 80 Vogelarten lebten in den 30er Jahren im Bereich der Kipshagener Teiche.
1937 wurde das Gebiet erstmals offiziell unter Naturschutz gestellt. Dieser Schutzstatus wurde aber immer wieder durch Maßnahmen gestört. 1942 erhielt die Firma Epping die Genehmigung, in der Nähe des Naturschutzgebietes Abfälle zu lagern und Abwässer zu verrieseln. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Teiche als Bademöglichkeit genutzt, die Seerosen und Lungenenziane aus den Teichen entnommen und auf dem Paderborner Wochenmarkt verkauft. Die Einleitung von Abwässern führte zu einem Verlust der einstmals sehr reichen Ufervegetation und der Seerosen.
Bitte Rücksicht nehmen auf die Natur
Auch heute noch ist das relativ kleine Naturschutzgebiet (12 Hektar) weiterhin von besonderer Bedeutung. Es bildet sich wieder ein Moorkörper, der durch eine Umzäunung besonders geschützt ist, ein Teil des westlichen Teiches versandet, und im Erlenbruchwald finden sich viele geschützte Pflanzen. Die mit Kiefern bepflanzten Sanddünen und kleine Feuchtgebiete geben einen Einblick in alte Zeiten.
Das Naturschutzgebiet „Kipshagener Teiche“ kann gut erwandert werden, auch mit dem Rad kann das Gebiet erkundet werden. Startmöglichkeiten sind der Parkplatz am Ende des Lönsweges und die Parkplätze am Hallenbad. Natürlich kann die Natur im Bereich der Kipshagener Teiche auch direkt zu Fuß oder per Rad sowohl vom Ortsteil Stukenbrock als auch vom Ortsteil Schloß Holte erkundet werden. Wichtig dabei ist der Schutz dieser einmaligen Naturlandschaft. Otmar Lüke: „Daran sollte jeder Besucher denken.“