Weihnachtsgeschäft fängt bei Wölke erst nach Pollhans an

Schloß Holte-Stukenbrock. Das runde Mousepad mit dem Bayern-München-Logo gehört ausdrücklich nicht Daniel Wölke, denn der ist eingefleischter BVB-Fan. &bdquo;Aber ich habe mich damit abgefunden“, sagt der Bäckermeister. Backstubenleiter Peter Radke nutzt das Pad und die dazugehörende Tasse. Daniel Wölke übersieht beide geflissentlich. Wenn der 39-Jährige am Schreibtisch in den Geschäftsräumen der Bäckerei Wölke an der Schlossstraße sitzt, dann liegt der Fokus ohnehin auf den notwendigen bürokratischen Vorgängen. Die nehmen zu. Vor allem in der Vorweihnachtszeit ist viel zu tun in der Backstube und auch im Büro, das früher einmal die Küche gewesen ist. &bdquo;Anfang November fängt bei uns das Weihnachtsgeschäft an“, erzählt Daniel Wölke. Dass in vielen Läden schon im August und September Weihnachtsbäckereien und Süßigkeiten zu haben sind, kann Wölke nicht nachvollziehen. &bdquo;Was Industrie und Supermärkte vorleben, ist übertrieben.“ Bei Wölke findet diese Ware auf jeden Fall erst nach Pollhans Einzug in die Verkaufsregale. &bdquo;Ich verbinde damit Kälte und Schnee.“ Deshalb laufe die Weihnachtsbäckerei folgerichtig von Mitte November bis Mitte Dezember. &bdquo;Im vergangenen Jahr hatten wir 15 DIN-A-4-Seiten voller Vorbestellungen.“ Silvester mit den obligatorischen Berlinern sei dann ohnehin der umsatzstärkste Tag im Jahr. In der Weihnachtszeit könne man sich zwar an den Vorjahren orientieren, &bdquo;trotzdem entwickelt es sich immer ein bisschen anders“, denn es komme immer darauf an, wie die Feiertage liegen, betont Daniel Wölke. »Die Kunden kaufen heute bewusster« Insgesamt hätten sich die Kundenwünsche über die Jahrzehnte hinweg extrem verändert. Die ältesten Wölke-Mitarbeiter sind seit 40 und mehr als 40 Jahren dabei. &bdquo;Sie können sich noch an die Zeit erinnern, als es neben den normalen drei verschiedene Spezialbrötchensorten gab“ und Graubrot das Brot der Wahl war. Lange ist es her. Das Sortiment ist stetig gewachsen. Um die 20 Brotsorten gibt es mittlerweile und knapp 30 Kleingebäcksorten. &bdquo;Die Kunden kaufen heute bewusster“. Dinkel- und Roggenprodukte nehmen in der Beliebtheit zu, die Eiweißbrotwelle ebbe langsam wieder ab. Was kaum noch nachgefragt werde, seien mehrstöckige Hochzeitstorten mit Brautpaar oben drauf. &bdquo;Heute geht es eher um individuelle Motive.“ Vieles, sagt Daniel Wölke, laufe heute per E-Mail und Fotos. Die Bäckerei Wölke gibt es seit 1933. Sie ist heute der einzige produzierende Bäckereibetrieb vor Ort. Dort wird seit Mai im Zwei-Schichten-System gearbeitet, damit nicht jeder täglich mitten in der Nacht aus den Federn muss. Zwölf der derzeit 41 Mitarbeiter sind in der Produktion beschäftigt. Gegen 18 Uhr abends geht es für Daniel Wölke, im Wechsel mit Peter Radke, an den Schreibtisch. &bdquo;Bei meinem Opa gab es noch Zettelwirtschaft, mein Vater war der erste, der einen PC mit Backprogramm hatte.“ Heute ist das selbstverständlich. Rechnungen werden per E-Mail verschickt, Lieferscheine werden ausgedruckt, die Kassen werden stetig modernisiert. Dort können bei Wölke seit kurzem Zutaten und Allergene per Knopfdruck abgerufen werden. &bdquo;Jeder einzelne Artikel kann ausgewählt werden“, bestätigt Daniel Wölke. &bdquo;Die Liste ist gerade neu überarbeitet worden.“ &bdquo;Ich bin doch nicht Bäckermeister, um stundenlang im Büro zu hocken“ An den Wänden neben dem Schreibtisch hängen Pinwände. Bestückt sind sie mit Kalendern und Listen. Auf ihnen ist abzulesen, welcher Bäcker wann Urlaub machen möchte, welcher Lehrling wann in der Berufsschule ist und wann die beliebten Riesen-Pizzen von Wölke wohin geliefert werden müssen. In der Bäckerei Wölke wird 361 Tage im Jahr gearbeitet. &bdquo;An den vier anderen Tagen werden Sauerteig und Quellstücke für Brot und Brötchen für die Folgetage hergestellt.“ Die enorm hohen Hürden hätten dazu beigetragen, dass die Zahl der backenden Betriebe sehr stark geschrumpft sei, erzählt Daniel Wölke und er plädiert eindrücklich für einen Bürokratieabbau. Der werde zwar immer propagiert, &bdquo;in der Realität kommt aber immer noch etwas oben drauf“. Das schrecke ab und nerve ganz fürchterlich. &bdquo;Ich bin doch nicht Bäckermeister, um stundenlang im Büro zu hocken“, sagt Wölke. &bdquo;Diese Hindernisse halten vom Wesentlichen ab.“ Das neue Reizwort lautet Bonpflicht. Daniel Wölke kann nur den Kopf schütteln. &bdquo;So ein Humbug“, schimpft er. Riesige Mengen an Thermopapier würden produziert. &bdquo;Was hat das mit Klimaschutz zu tun“, fragt sich der 39-Jährige. &bdquo;Ich bin guter Dinge, dass das schnell wieder abgeschafft wird.“ Ginge es nach Daniel Wölke, dann müsste in den politischen Gremien &bdquo;aus jeder Branche ein Fachmann vertreten sein“.

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