Anwohner des Weißen Weges in SHS sind über Kahlschlag empört

Schloß Holte-Stukenbrock. Der Grüngürtel ist weg. Eine Spezialfirma hat am Weißen Weg zahlreiche Bäume gefällt. Die dienten aber als Sicht- und Lärmschutz vor dem starken Verkehr an der Oerlinghauser Straße, sagen die Anwohner. Sie sind der Meinung, dass der Schnitt nicht so radikal hätte erfolgen müssen, wenn die Böschung regelmäßig gepflegt worden wäre. Da sei etwas dran, gibt Straßen NRW etwas kleinlaut zu – und nennt Gründe. Die anderen Bedenken der Anwohner teilt der Landesstraßenbetrieb aber nicht. Nach und nach kommen die Anwohner aus ihren Häusern. Sie wollen etwas zur lebhaften Diskussion beitragen, die am Weißen Weg entbrannt ist. Ein Forstwirt der von Straßen NRW beauftragten Firma steht an seinem Harvester, hört sich die Vorwürfe der Anwohner an und versucht zu erklären, warum die Arbeiten auch in diesem Maß notwendig sind. Die Anwohner sind empört, die Liste der Vorwürfe ist lang. Die mit roter und grüner Farbe gekennzeichneten Bäume seien doch gar nicht alle verfault, sagt zum Beispiel Josef Justus. Der 87-Jährige hat sein ganzes Leben hier verbracht und kennt jeden Baum. In der Blüte seien besonders die Zwetschenbäume eine Augenweide gewesen. Und gut für die Bienen seien sie zudem. Seine Tochter Ursula Potthoff ergänzt, dass Enten dort gebrütet hätten und die Kinder in den Bäumen geklettert seien. &bdquo;Das ist jetzt alles vorbei." "Leute können uns auf den Esstisch gucken" Noch mehr verärgert sind die Anwohner darüber, dass die kahle Böschung keinen Schutz mehr vor dem Verkehr auf der stark befahrenen Oerlinghauser Straße biete. Die Bäume hätten Lärm und Abgase geschluckt, Autos seien hinter dem Dickicht verschwunden. Am Weißen Weg fällt die Böschung einige Meter ab. &bdquo;Wenn die Autos vor der Ampel warten, können uns die Leute jetzt auf den Esstisch gucken", sagt Ursula Potthoff. Das ganze Dilemma des Kahlschlags hätte vermieden werden können, wenn Straßen NRW, das für die Pflege der Böschung verantwortlich ist, regelmäßig den Wildwuchs eingedämmt hätte, sagen die Anwohner. Aber seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, sei das nicht geschehen. Das gibt Volker Poppensieker im Gespräch mit der NW zu. Er ist seit fast 20 Jahren Sachgebietsleiter Betrieb und Verkehr bei Straßen NRW. &bdquo;Wir haben weniger gemacht, als wir hätten machen müssen." Es habe an Personal und Geld gefehlt. Jetzt sei Geld dafür da. Wann am Weißen Weg zuletzt ein Grünschnitt erfolgt ist, kann er nicht sagen. Verdoppelung der Lautstärke? Ein Anwohner ist der Ansicht, dass der Lärm mit dem Ausbau der Verkehrsflächen bei DB Schenker und der Verbreiterung der Oerlinghauser Straße extrem zugenommen habe. Zehn Dezibel, schätzt er. Das entspräche einer Verdoppelung der Lautstärke. Und jetzt komme noch der Kahlschlag hinzu. Zu dem Verkehrsaufkommen will sich Volker Poppensieker ohne eine lärmtechnische Berechnung nicht äußern. Eine Straßenrandbepflanzung, das sagt er deutlich, liefere keinen Lärmschutz. &bdquo;Das ist immer ein subjektives Empfinden." Die Anwohner können eine neue Lärmberechnung bei der Regionalniederlassung OWL von Straßen NRW einfordern. Anhand der Ergebnisse kann festgestellt werden, ob die bisherige Schallschutzmauer noch ausreicht. Seit Jahren fordern einige Anwohner eine Verlängerung der Mauer. Der Forstwirt ist davon überzeugt, dass fast alle gefällten Bäume krank waren. In einen Stumpf pikst er mühelos einen Metallstift. &bdquo;Weißfäule", sagt er; befallene Bäume drohen abzuknicken. Der Ahorn habe die Rußrindenkrankheit; die Pilzsporen können Atemwegserkrankungen hervorrufen. Die amerikanische Traubenkirsche sei zwar gesund, wird aber selbst von Naturschützern als invasive Art eingestuft und bekämpft. Etwa 30 Kubikmeter Holzschnitt fällt bei den Arbeiten an, schätzt der Forstwirt. Daraus werden Hackschnitzel. &bdquo;In spätestens zwei Jahren ist alles wieder grün", sagt er.

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