3-Schulen-Theater zieht Lügner zur Rechenschaft

Schloß Holte-Stukenbrock. Eine Zugfahrt, die ist lustig. Das trifft auf die Fahrt von acht 3ST-Darstellern auf der Bühne der Gymnasiumsaula allerdings nicht zu. Die führt nämlich direkt in die Unterwelt, wo die anderen acht Darsteller als Dämonen schon auf sie warten. Zur Rechenschaft gezogen werden sollen &bdquo;die großen und kleinen Lügner", die sie allesamt seien. Doch sind wirklich alle Lügen Sünde, wie es heißt? Das 3-Schulen-Theater lässt das Kritisieren von Politik, Religion, Gesellschaft und dem Einzelnen nicht sein. Gut so, das zeigen auch die Reaktionen der Zuschauer. Das Stück ist angereichert mit vielen Elementen: Tanz, schaurig-schrecklicher Gesang der Dämonen, eigens aufgenommene Videoaufnahmen, Seifenblasen, Nebel und Handys kommen zum Einsatz. Die 100 Zuschauer werden mit einer Vielzahl von Fragen zum Thema Lügen und Täuschen konfrontiert. &bdquo;Das Stück hat zum Nachdenken angeregt, und das sollten junge Menschen auch tun", sagte anschließend ein Zuschauer, der anonym bleiben möchte. Lüftungsrohre symbolisieren die Unterwelt Das Bühnenbild ist einfach gehalten: Weiße Hocker werden für die Zugfahrt verwendet, graue Lüftungsrohre symbolisieren die Unterwelt. Die Augen sind ohne viel Ablenkung auf die Darsteller gerichtet. Und die bringen das Thema eindrucksvoll rüber. Das liegt zum einen an der schauspielerischen Leistung der 16 Darstellerinnen und Darsteller. Die 3ST-Mitglieder sind teilweise schon seit fünf Jahren dabei und zu einer Familie zusammengewachsen, wie Bühnen-Dämonin Michelle Dopheide im Vorfeld sagte. Zum anderen haben Gaye Mutluay und Dominik Fockel, Theaterpädagogen in Ausbildung, erstmals 3ST geleitet und eigene Umsetzungsideen eingebracht. Und auch die Bühne der Gymnasiumsaula kam der Inszenierung zugute. Sie ist größer und bietet mehr Möglichkeiten als die kleinere Gesamtschulaula, in der 3ST bisher den Großteil seiner Stücke seit der Gründung 2009 gab. Nach dem Neuanbau der Gesamtschule soll aber auch deren Aula renoviert werden. 3ST auf der Suche nach der Zukunft Wo das 3-Schulen-Theater die nächsten Stücke aufführt, steht noch nicht fest. Canip Gündogdu, der das 3-Schulen-Theater die vergangenen Jahre leitete und diesmal Mutluay und Fockel nur noch coachte, wird Ende des Jahres aufhören. Das Theaterprojekt wurde fünf Jahre von dem Bundesprogramm &bdquo;Kultur macht stark" gefördert, das Programm läuft jetzt aus. Es soll aber weitergehen. Dominik Fockel wird 3ST im nächsten Jahr leiten. Gündogdu hofft auf Unterstützung: &bdquo;Wir wünschen uns, dass die Stadt in irgendeiner Form das Projekt langfristig finanziert oder mitfinanziert." Auch weitere Unterstützer seien willkommen. Eingeleitet wurde die Premiere – weitere Termine am 19. und 20. November, jeweils ab 19 Uhr – mit einem Sektempfang zum Start der &bdquo;Kultwoche der Vielfalt". Bürgermeister Hubert Erichlandwehr, die Projektkoordinatorin Jelena Jaissle, Christiane Vornholt vom Fachbereich für Soziales und die Veranstaltungspartner Friedrich Dransfeld (Kulturkreis SHS), Monty Göhlich (Evangelisches Jugendhaus) und Canip Gündogdu (3ST) begrüßten die Besucher und gaben einen Ausblick auf die insgesamt acht Veranstaltungen in sechs Tagen. Im Eingangsbereich der Gymnasiumsaula waren vier gut drei Meter hohe Holzstelen aufgestellt. Die hatten junge und alte Besucher des Emsfests im September gestaltet. Gemeinsam mit dem Künstler Reza Sobhani aus Harsewinkel malten sie unter anderem Menschen, Hände und Fische zum Motto &bdquo;Colour for Democracy" auf die weiß lackierten Stelen. Die Woche der Vielfalt wird von Bund, Land und SHS gefördert und ist Teil des Bundesprogramms &bdquo;Demokratie leben".

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