„Von Ostern bis Pfingsten ist der Bär los“

Schloß Holte-Stukenbrock. Auf diesem Schreibtisch erheben sich Papierberge. Ungewöhnlich sei das nicht, betont Manfred Jürgenliemke, denn in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb sind Kataloge, Ausschreibungen, Angebote und Anfragen, die auch noch per Brief kommen, die Regel. Die zunehmende Bürokratisierung allerdings ist dem 65-Jährigen schon lange ein Dorn im Auge. Am 1. März 1980 hat Manfred Jürgenliemke sein Gewerbe in Stukenbrock-Senne gegründet. Damals als Baumschule. Sie hat sich schnell entwickelt. In Richtung Handelsunternehmen zum Gartencenter, in Richtung Dienstleistung zum Senner Garten- und Landschaftsbau. Insgesamt 15 Mitarbeiter beschäftigt Manfred Jürgenliemke derzeit. &bdquo;Am gefragtesten sind die Dienstleistungen rund um Haus, Hof und Garten", erzählt er von den Vorlieben seiner Kundschaft. Erd-, Stein- und Zaunbau gehören dazu, Begrünungen oder auch Friedhofsbepflanzungen. Hinter einigen der Papierhaufen auf dem Schreibtisch finden sich Angebote. &bdquo;Eine Leistung präzise zu formulieren, ist das Schwierigste in unserer Branche", sagt Jürgenliemke und gibt zu bedenken, dass es nun mal keine Standardflächen gibt. &bdquo;Eins zu eins übernehmen, das gibt es eigentlich nie." Mal ist eine Außenanlage gut von der Straße zu erreichen, dann wieder nicht. Mal hat sie 100 Quadratmeter, mal 3.000. »Dann kommen solche Berge dabei heraus« Worauf er und seine Mitarbeiter sich verlassen können, ist hingegen, dass es über das Jahr hinweg Wellenbewegungen gibt. &bdquo;Von Ostern bis Pfingsten ist der Bär los." Wenn dann Anrufe kommen, muss Jürgenliemke die Kunden oftmals auf die Zeit danach vertrösten. Von Pfingsten bis Oktober ebbt es deutlich ab. Von seinen Stammkunden kennt er die Begebenheiten. Zu vielen anderen fahren er oder seine Mitarbeiter raus, um sich die Situation vor Ort anzuschauen und zu bewerten. Handelt es sich um eine komplexe Anfrage, wie etwa rund um eine Industrieanlage, wird die Mappe mit technischen Daten, Zeichnungen und Kalkulationen besonders dick. Öffentliche und gewerbliche Ausschreibungen komme hinzu. &bdquo;Dann kommen solche Berge dabei heraus", sagt Jürgenliemke und deutet auf seinen Schreibtisch. Immer wieder einmal liegen dort auch Unterlagen für Gerichtsverfahren, denn die Zahlungsmoral lasse gelegentlich zu wünschen übrig. Die Falten auf der Stirn werden tiefer, wenn er an den immensen Aufwand denkt, der damit einhergeht. &bdquo;In 40 Jahren habe ich alle Tricks kennengelernt." Was den Unternehmer, der die Namen von 70.000 Pflanzen, die er anbietet, deren Bedeutung und Pflege kennt, zunehmend verärgert, sind Mängel bei Lieferungen, die er bezieht. Beispielsweise für Geräte und Maschinen. &bdquo;Falsche Lieferungen, falsche Größen, beschädigte Teile, das wird immer schlimmer", schimpft Jürgenliemke. Und er glaubt, dass der Grund auf der Hand liegt. &bdquo;Das Daddeln mit dem Handy im Büro, das ist die Volksseuche Nummer eins." Erst letztens habe er bei einer Firma angerufen und auf den möglichen Grund für die Nachlässigkeiten verwiesen. &bdquo;Der Chef hat mich angerufen und sich bedankt, dass ich ihn darauf aufmerksam gemacht habe." Schließlich seien ihm seine Kunden wichtig, betont Jürgenliemke. Sie hätten Anrecht auf eine zügige Erledigung, &bdquo;deshalb müssen die Lieferungen sofort passen". Früher, da hätten die meisten Vorgänge auf Zuruf funktioniert. &bdquo;Das geht heute fast gar nicht mehr." Nur bei seinen langjährigen Lieferanten und Kunden weiß er, &bdquo;dass ich mich auf ihr Wort verlassen kann". Von seinem Arbeitsplatz aus hat Manfred Jürgenliemke den Vorraum im Blick. Dort sitzen seine Söhne Ralf und Maik. Ralf Jürgenliemke ist Landschaftsgärtner. Auf seinem Schreibtisch liegt ein großer Ersatzteilkatalog. Der 33-Jährige kümmert sich im Familienunternehmen um alles, was mit Technik zu tun hat. Fahrzeuge, Baumaschinen, Kleingeräte. &bdquo;Alle müssen in Schuss gehalten werden." Und jedem Kunden muss jeder Rasenmäher und jedes andere Gerät erklärt werden können. Maik ist 16 und absolviert im väterlichen Betrieb eine Lehre zum Bürokaufmann. Im zweiten Ausbildungsjahr erledigt er bereits regelmäßig anfallende Büroaufgaben der Buchhaltung und Wareneingangskontrolle. Vielleicht ist der Schreibtisch seines Vaters ja bald wesentlich leerer.

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