Geschäft im Kreis Gütersloh seit 100 Jahren erfolgreich - „Männer sind unkompliziert“

Rheda-Wiedenbrück. Wo Herren heute Jeans, Hemden und Anzüge kaufen, wurde 1925 neben Bekleidung alles angeboten, was Frauen für ihre Aussteuer brauchten. Gegründet wurde das Geschäft von der Schneiderin Maria Sandknop. Jetzt feiert ihre Enkelin Andrea das 100-jährige Bestehen von &bdquo;Sandknop - Mode für den Mann“. Die 56-Jährige führt den Familienbetrieb in dritter Generation. Gegründet an der Langen Straße 41, heute Berliner Straße 37, fertigte er damals Seiden- und Trikotwäsche, Nachthemden und Kinderkleidung, Blusen und Damenwäsche nach Maß, und zwar bis in die 50er-Jahre. &bdquo;Das Fachgeschäft war bekannt als einziger Anbieter von Heimtextilien und Damenoberbekleidung im Raum Rheda“, erzählt Andrea Sandknop. Einst ratterten bis zu zwölf Nähmaschinen in der Mini-Fabrik. Ihre Tante Erna, Erstgeborene von Maria und Fritz Sandknop, der den Betrieb 1930 anmeldete, sollte das Geschäft übernehmen. Sie besuchte eine Schule für höhere Töchter in Wiedenbrück und lernte Musterzeichnerin. Sie designte Tischdecken, von denen ihre Nichte noch einige hat. Doch nach schwerer Krankheit starb Erna 1946. Lesen Sie auch: Früher auch Lebensmittel verkauft: Modehaus im Kreis Gütersloh gibt es seit 100 Jahren Geschäft im Kreis Gütersloh spezialisiert sich Ihre Eltern bauten 1952/53 das Wohnhaus an der Langen Straße 40, heutiger Geschäftsstandort, um. Im Erdgeschoss entstand ein 100 Quadratmeter großer Laden. Der lockte &bdquo;zahlreiche Kunden und war im Umkreis noch konkurrenzlos“. Nach dem Tod von Maria Sandknop 1954 musste ihr jüngster Sohn Hubert mit 28 Jahren in den Textilbetrieb einsteigen. Hubert war Holzbildhauer. &bdquo;Er hat seinen Beruf geliebt“. Aus dem übernahm er das Haptische, fasste alle Stoffe und Materialien an und begutachtete sie. Ab 1954 bot er Herrenwäsche und -hemden an, nahm dafür Kinderkleidung aus dem Sortiment. Auch die &bdquo;schrankfertige Aussteuer“ lief aus, weil &bdquo;Versandhäuser wie Quelle entstanden“, erklärt Andrea Sandknop. Etwas später wurde die Nähwerkstatt aufgelöst und 1962 verschwand erst die Blusenmode mit aufwendigem Dreiviertelarm, später die komplette Damenbekleidung aus dem Laden. Als Fritz Sandknop 1972 starb, übernahm sein Sohn das Geschäft. Seine Frau Karin, mit der er seit 1966 verheiratet war, unterstützte ihn als gelernte Verkäuferin. Das Paar machte Sanknop 1974 zum reinen Fachgeschäft für Herrenbekleidung, als sie Handarbeiten und Brücken aus dem Sortiment nahmen. Sie bauten ihr Wohn- und Geschäftshaus um und erweiterten es. Sie nahmen den ehemaligen Lotto- und Zigarrenladen Düding dazu. Vorher klein und dunkel, verfügt das Herrenmodegeschäft seit 1982 über 165 Quadratmeter Verkaufsfläche. Neue Chefin bereut ihre Entscheidung nicht Dort lernte ihre Tochter Bettina Sanknop, heute Lesemann, Kauffrau im Einzelhandel. Doch orientierte sie sich anderweitig. Gegengleich machte es ihre Schwester Andrea. Sie lernte bei der Möbelfirma Lübke KG Industriekauffrau. Als ihr Vater mit 69 Jahren sagte, dass er das Geschäft mit Rücksicht auf seine Gesundheit nicht mehr lange führen könne, überlegte die damals 26-Jährige. &bdquo;Ich hätte es sehr schade gefunden, wenn die Familientradition zu Ende gegangen wäre.“ Sie war quasi im Geschäft, wo sie gerne die Knüpfwolle nach Fahren sortiert hatte, aufgewachsen. Andrea Sandknop beschloss, &bdquo;es zu probieren“. Sie besuchte die Textilfachschule in Nagold als Vorbereitung das neue Metier. Ab 1995 war sie Angestellte ihrer Eltern. Sie stand im Laden, während ihr Vater noch etwa zehn Jahre im Hintergrund aktiv war. &bdquo;Ich habe meine Entscheidung nie bereut“, sagt Andrea Sandknop heute. Dabei hat sie Konsumflauten und Corona erlebt. &bdquo;Solche Herausforderungen machen stärker, man entwickelt neue Ideen“. Während der Pandemie etwa, als die Ladentüren geschlossen sein mussten, war sie stets im Geschäft, um auf Anrufe oder Klopfen am Schaufenster zu reagieren. Gezeigt habe sich auch da, was ihre Mutter schon immer gesagt habe: &bdquo;Auf unsere Kunden ist Verlass.“ Einige begrüßt die 56-Jährige seit Jahrzehnten und über Generationen - eine Anerkennung ihrer Arbeit. Inhaberin will auch 125-jähriges Jubiläum feiern Männer seien &bdquo;so herrlich unkompliziert“, meint die Geschäftsfrau. Zwar brauche es Geduld, weil die &bdquo;Kunden nicht direkt zum Saisonstart kommen.“ Wenn sie aber im Laden sind, &bdquo;sind sie entscheidungsstark“. Um ihnen die Auswahl und die oft als lästig empfundene Anprobe zu erleichtern, legen Sandknop und ihre Mitarbeiterin Dagmar Kuhlbrock Karteikarten mit Größen, Marken und Einkäufen an. Einige Hundert sind es für die Stammkunden. Viele kommen nach Bedarfskunden mit dem Hinweis: &bdquo;Ich brauch’ ne neue Jeans.“ Laufkundschaft begrüßt Sandknop auch dank der benachbarten Hotels. Manch ein Mann kommt, weil er ein Kleidungsstück daheim vergessen hat. Andere betreten den Laden freudig überrascht, weil es einen Herrenausstatter in ihrem Heimatort längst nicht mehr gibt. Für ihren Stadtteil engagiert sich die 56-Jährige im Vorstand der Initiative Rheda. Der sei es wert, biete Sterne-Restaurant, eine mehrfach ausgezeichnete Buchhandlung, zwei Geschäfte, die älter als 100 Jahre sind, Schloss, Altstadt, historischen Bahnhof und ein &bdquo;cooles Rathaus, das ich gar nicht sooo hässlich finde“, meint die Lokalpatriotin. Lesen Sie auch: Bekanntes Geschäft seit 50 Jahren im Kreis Gütersloh erfolgreich Gerne würde sie auch das 125-jährige Bestehen von &bdquo;Sandknop - Mode für den Mann“ feiern. &bdquo;Bis 70 will ich auf jeden Fall arbeiten, wenn es die Gesundheit zulässt, denn das hält fit und die sozialen Kontakte tun gut“, sagt die 56-Jährige. Zumal sie nur nette Kunden habe. &bdquo;Ich müsste lange überlegen, ob einer schwierig ist.“ Darum dankt sie ihnen zu ihrem Jubiläum mit kleinen Aktionen, verteilt über 100 Tage.

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