Mit vielen Fotos: Neuer Flohmarkt im Kreis Gütersloh lockt Käufer und Verkäufer an

Rheda-Wiedenbrück. Man muss ja nicht gleich das Beispiel Paris mit den Bouquinisten am Seine-Ufer anführen, denn beliebte und zugkräftige Trödelmärkte gibt es auch in Deutschland: Bekannt sind etwa die Märkte an der Straße des 17. Juni in Berlin, am Leineufer in Hannover, auf der Theresienwiese in München oder – ganz in der Nähe – auf der Münsteraner Promenade oder dem Siegfriedplatz in Bielefeld. Und jetzt also auch in der historischen Altstadt von Wiedenbrück. Dort hatten Menschen jetzt an verschiedenen Stellen Stände aufgebaut, um neue Abnehmer für alte, nicht mehr benötigte, aber auch nagelneue Dinge zu finden. Nach dem für viele Trödler und deren Kunden bitteren Aus der beliebten Flora Westfalica-Flohmärkte rund um den Seilzirkus hatte es Vergleichbares in der Stadt nicht mehr gegeben. &bdquo;Ein Versuchsballon sollte der Stadtflohmarkt sein – wie schon das Outlet in der Stadthalle und der Weinabend in der Innenstadt“, meinte Nicole Kirschner vom Vorstand des Gewerbevereins. Von der Wiedenbrücker Kaufmannschaft war die Initiative dafür ausgegangen. Man habe, so Kirschner, viele verschiedene Menschen in der Stadt zusammenbringen wollen. Cocktailbar, Hüpfburg und frische Smoothies Dass dies bei der Premiere gelungen ist, lag teils auch am Ferienende und dem herrlichen Spätsommerwetter. Und auch die im Vorfeld angekündigten zusätzlichen Aktionen und Aktivitäten mögen ihren Beitrag dazu geleistet haben. Die Buchhandlung Güth etwa bot eine Lesestunde für Kinder an, &bdquo;Mädchenschule“-Wirt Marc Tecklenborg war mit einer Cocktailbar auf die Lange Straße gegangen und auf dem Marktplatz lud eine Hüpfburg die Kleinsten zum Toben ein. Auch das Team, das für die Attraktivität der Wochenmärkte arbeitet, hatte sich eingeklinkt: Markt-Managerin Katharina Pasek hatte sich eine Schürze übergestreift, um Obst und Gemüse zu pressen und den Marktbesuchern frische Smoothies anzubieten. Vergleichsweise teure Standmiete: &bdquo;Woanders zahle ich weniger“ Unterstützung für den Flohmarkt gab es nicht zuletzt von der Stadt selbst: Laut Pressesprecherin Lena Henkenjohann hatte der Fachbereich Tiefbau eine Sondernutzungsgenehmigung erteilt. Es habe sich um eine Veranstaltung von überwiegend öffentlichem Interesse gehandelt. Deswegen seien keine Gebühren erhoben worden. Wer am Samstag seinen drei Meter langen Stand aufbauen wollte, musste indessen erst mal kräftig investieren: 50 Euro hatte der Gewerbeverein im Vorfeld von jedem Betreiber verlangt. 20 Euro davon sollten nach dem sauberen Verlassen des Platzes erstattet werden. Die 30 Euro für eine Flohmarkt-Premiere erschien dem einen oder anderen dennoch zu hoch. &bdquo;Das ist ein bisschen happig. Woanders im Kreis Gütersloh zahle ich deutlich weniger“, meinte eine erfahrene Händlerin, die ihren Stand an der Langen Straße aufgebaut hatte. Und in der Tat: Für bestens etablierte Flohmärkte wird zum Teil deutlich weniger Standgeld fällig. Die Promenadenmarkt-Betreiber in Münster etwa verlangen 15 Euro für vier laufende Meter. Und beim beliebten Flohmarkt am Spexarder Bauernhaus sind am 3. Oktober 12,50 Euro Standgebühr zu zahlen. 40 Stände locken in die Innenstadt Mit seinen 30 Euro habe sich der Gewerbeverein an anderen Beispielen aus der Umgebung wie den Märkten auf dem Bielefelder Siegfriedplatz oder in der Gütersloher Weberei argumentierte Nicole Kirschner. Im Übrigen sei der Organisationsaufwand relativ hoch gewesen, was sich auch in einem Vorteil für die Händler widergespiegelt habe. Kirschner: &bdquo;Es gab keinen Run auf die besten Plätze. Jeder wusste schon vorher, wo er seinen Stand aufbauen konnte.“ Alles in allem 80 Plätze wären für die Premiere zu vergeben gewesen. Gut 40 Stände lockten schließlich am Samstag die Besucher und potenziellen Käufer mit ihren Auslagen. Heike Leiwes war eine der Hobby-Händlerinnen. Auf ihrem Tapeziertisch hatte sie eine Reihe von Büchern präsentiert. &bdquo;Alles selbst gelesen. Zu jedem Buch kann ich etwas sagen“, bemerkte sie nicht ohne Stolz. Ihr ginge es nicht ums Geld. Vielmehr wolle sie mit netten Leuten über Bücher ins Gespräch kommen, verriet sie. Die 30 Euro für die Standgebühr hatte sie dennoch schon bald wieder in ihrer Kasse. Und auch der Büchertisch und das Lager dahinter hatten sich gegen Mittag so weit geleert, dass sie einer ukrainischen Mutter die Hälfte ihres Standes für den Verkauf von selbstgefertigten Stirnbändern und Kindermützen anbieten konnte. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Gewerbeverein Wiedenbru?ck ? (@gewerbevereinwiedenbrueck) Viele Verkäufer begeistert vom Flair Hochgelobt wurde der Flohmarkt von Christiane Bremer, die mit Tochter Emandy ihren Stand vor der Volksbank aufgebaut hatte. &bdquo;Das ist schon toll hier. Ein großartiges Flair. Wir kommen bei einer Wiederholung gerne wieder“, meinte sie. Gerade erst hatte die Trödelei Emandy leuchtende Augen beschert: Weil sie vom Vespa-Fahren aufs Reiten umgestiegen waren (&bdquo;Von zwei Rädern auf vier Beine umgesattelt“) benötigte sie ihren Nierengurt nicht mehr. Dessen stolze Besitzerin ist jetzt Sophia Roer. Sie kaufte das gut erhaltene Teil für zehn Euro. Wenn sie jetzt auf dem Rücksitz der 125er Yamaha von Vater Friedhelm Platz nimmt, ist sie noch besser gegen Fahrtwind geschützt. Die Kasse von Familie Bremer war übrigens schon zur Halbzeit gut gefüllt. Christiane Bremer: &bdquo;Es reicht allemal für ein warmes Essen heute Abend auf dem Marktplatz.“

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