Entscheidung gefallen: Emotionales Aus für zwei Kirchen im Kreis Gütersloh

Rheda-Wiedenbrück. Der Pastoralverbund (PV) Reckenberg-Wiedenbrück wird sich in geraumer Zeit von zwei seiner insgesamt fünf Kirchen trennen. Das wurde jetzt bei der Vorstellung des &bdquo;finalen Bildes“ des Immobilienprozesses in der vollbesetzten Piuskirche verkündet. Treffen wird es wie erwartet die Marienkirche in der Altstadt und die Piuskirche am Südring. Was die Marienkirche betrifft, sind bereits intensive Gespräche mit den Verantwortlichen der Kloster-Genossenschaft bezüglich einer Übernahme gelaufen. Dort macht man sich bereits Gedanken, wie die um 1470 erbaute Kirche zu einem offenen Ort für die gesamte Stadtgesellschaft werden kann. Das Gotteshaus &bdquo;soll ein attraktives Angebot sein, das einen alltäglichen Bedarf bedient, flexibel und innovationsfreundlich, sich finanziell selbst tragen, unabhängig von Spenden und vom Kloster“, heißt es in einem vom Kloster direkt nach der Versammlung versendeten Newsletter. Der letzte Gottesdienst in der Marienkirche wird am 8. Dezember mit der Übertragung des Gnadenbildes in die Aegidiuskirche gefeiert. Aramäer interessieren sich für Piuskirche Die Piuskirche, das jüngste, im Jahr 1955 erbaute Kind im Pastoralverbund, soll trotz der Entscheidung auf jeden Fall erhalten bleiben – auch weil sie erst vor wenigen Jahren umfangreich renoviert worden ist. Es soll jedoch eine Profanierung (Entweihung) geben. Großes Interesse hat die aramäische Gemeinde mit ihren 300 Mitgliedern signalisiert. Sie würde die Piuskirche gerne für Gottesdienst nutzen und die derzeitige Kirche an der Hauptstraße als Gemeindehaus. Jetzt muss geklärt werden, wie eine Übergabe, ob per Erbpachtvertrag, Miete oder Kauf, möglich sein könnte. Über eine andere Idee denken aktive Piusleute nach. Sie könnten sich vorstellen, einen Verein oder eine Genossenschaft zu gründen, um die Kirche als Veranstaltungsraum eigenständig zu bespielen. Aegidiuskirche bleibt erhalten - Pfarrheim soll aufgegeben werden Die Aegidiuskirche bleibt als zentrale Liturgiekirche erhalten. Das Pfarrheim hingegen soll aufgegeben werden. Gespräche mit der benachbarten VHS zwecks Vermietung sind initiiert. Eventuell können die Chöre dort weiter proben, ansonsten soll die Kirche zum Probenort werden. Das Jugendhaus soll inklusive Eine-Welt-Laden erhalten bleiben. Das Pius-Jugendhaus wird zum zentralen pastoralen und diakonischen Zentrum des Pastoralverbundes. Lintel ist zufrieden, dass ihre Kapelle ein Dorfgemeinschaftshaus wird, was die Bewohner als gute Zukunftschance sehen. Die Übernahme der Stadt ist für Januar 2025 vorgesehen. Besondere Gottesdienste wie Erstkommunion oder Erntedank soll es hier weiter geben. Lesen Sie auch: Neuer Rekord - so viele Gütersloher sind noch nie aus der Kirche ausgetreten Teilauf- und Abgabe des Vitus-Gemeindehaus Die Kirchen Herz Jesu Batenhorst und St. Vitus in St. Vit bleiben erhalten, sollen jedoch nach fünf Jahren erneut auf den Prüfstand kommen. Das 43 Jahre alte Pfarrheim in Batenhorst wird höchstwahrscheinlich von der Stadt als Dorfgemeinschaftshaus übernommen. Vereine wollen sich mit einzubringen. &bdquo;Es war eigentlich schon immer ein Dorfgemeinschaftshaus, das die Kirche finanziert hat“, sagte Pfarrdechant Reinhard Edeler. Im Vitus-Gemeindehaus wird es eine Teilauf- und Abgabe geben. Ein Teil soll an Dorfarzt Christian Cordes vermietet werden. Auch eine Musikschule hat Interesse an der rund 60 Quadratmeter großen Fläche angemeldet. Für die Gemeinde würden rund 273 Quadratmeter bleiben. Lambertuskirche in Langenberg soll ein missionarisches Zentrum werden In Langenberg werden Fakten geschaffen. Die Lambertuskirche bleibt erhalten und soll ein missionarisches Zentrum werden. Wo die Vereine bleiben und ob womöglich das Pfarrhaus einen Saal-Anbau bekommt, soll eine Machbarkeitsstudie zeigen. Das Lambertusheim wird in Kürze abgerissen. Dort soll ein Kita- Neubau entstehen. Nach derzeitigem Stand werden rund 43 Prozent an Gebäudeflächen eingespart. Eine Unbekannte ist derzeit noch der Saal-Neubau in Langenberg. &bdquo;Das Ziel 30 Prozent Minimierung wird jedoch erreicht“, betonte Edeler. Lesen Sie auch: Ohne Kirchensteuer - neue Kirche im Kreis Gütersloh gegründet Emotionale Debatte: &bdquo;Es gab auch Entscheidungen, die nicht immer leichtgefallen sind“ Was am Ende nach einer nüchternen Entscheidung aussah, war ein 14 Monate dauernder Prozess mit unzähligen Stunden Gespräche, Besichtigungen und Überlegungen. Moderator Ludger Büngener, Prozessberater vom Erzbischöflichen Generalvikariat und Moderator des Abends, machte deutlich, dass sich die Projektgruppe oftmals Kritiken stellen musste, manchmal sei es auch unschön gewesen. Er dankte allen Beteiligten für das am Ende gute und einstimmige Ergebnis. Edeler betonte, dass zu Beginn auch um &bdquo;Meins und Deins“ und um Neid und Missgunst gegangen sei, &bdquo;doch wir haben alle schnell erkannt, dass dieser Prozess nur gemeinsam geht“. Die Ergebnisse werden nun in einem Konzept zusammengefasst, das von allen Gremien im PV unterzeichnet werden muss. Dann geht es nach Paderborn, wo es abgesegnet werden muss. Erst dann ist das Immobilienkonzept gültig. &bdquo;Seien Sie sicher“, betonte Pfarrer Reinhard Edeler, &bdquo;bei allem Denken und Handeln haben wir nie den Menschen vergessen. Es war längst nicht nur ein Zahlenprocedere, es gab auch emotionale Entscheidungen, die nicht immer leichtgefallen sind.“

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