Brauhaus im Kreis Gütersloh sucht neuen Pächter - im Frühjahr 2024 ist Schluss

Rheda-Wiedenbrück. Das volle Haus zur Herbstkirmes hat Negjmije Topallaj mit ihrem Team des Hohenfelder Brauhauses noch mal richtig genossen. Auch auf die Vorweihnachtszeit freut sich die 53-Jährige und erst recht auf den Trubel zu Rosenmontag. Dann aber ist für die Wirtin, die seit 2016 mit ihrer Familie Hotel, Kneipe, Restaurant, Biergarten und Kegelbahn an der Langen Straße 10 führt, Schluss. "Bis dahin arbeiten wir hier mit Herz und Leidenschaft", sagt Florent Topallaj. Der 30-Jährige arbeitet mit seinem Bruder Blendi und seiner Mutter im Hohenfelder Brauhaus. Anfangs waren dort auch seine Schwester Marigona und sein Vater Skender aktiv. Doch Skender Topallaj hat sich vor zwei Jahren in der Baubranche selbstständig gemacht, "erfolgreich", betont Negjmije Topallaj, die zweifache Großmutter ist. Die Familie ist ihr sehr wichtig. Sie meint, dass das alles aber "auf Dauer nicht funktioniert mit zwei Selbstständigen". Darum hat der Familienrat Anfang des Jahres beschlossen, sich schweren Herzens aus der Gastronomie, "die wir immer sehr gerne gemacht haben", zu verabschieden. Die Söhne sehen in der Branche nicht ihre Zukunft. Die sei sehr arbeitsintensiv, sagt Florent Topallaj, der Hotelfachmann gelernt hat und im Service arbeitet. Er nennt auch die Arbeitszeiten und die Schwierigkeit, Personal zu finden, warum er und sein 24-jähriger Bruder "in der Gastronomie keine Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung sehen". Viele Gäste sind traurig Doch obwohl die Familie weiß, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat, "wissen wir auch, dass wir die Arbeit und unsere Gäste vermissen werden". Doch tröstet sie sich damit, dass sie ja nur das Gebäude verlässt. "Unsere vielen schönen Erinnerungen nehmen wir mit", sagt Negjmije Topallaj. Einige Gäste haben schon gehört hat, dass die Topallajs das Brauhaus aufgeben. Das bedauern sie. "Wir haben viele Stammkunden, die traurig sind und das sehr schade finden", sagt die 53-Jährige, die vor 32 Jahren mit ihrem Mann aus dem Kosovo nach Rheda-Wiedenbrück gekommen ist. Damals war sie Krankenschwester. Im Brauhaus hat sie zum ersten Mal vor 29 Jahren gearbeitet, bei Ursula Moldenhauer. Später lernte Negjmije Topallaj Hotelfachfrau, um gut gerüstet zu sein für die angestrebte Selbstständigkeit. 2012 hatte sie mit Mann, Sohn und Tochter zunächst das &bdquo;Restaurant Filippo“ an der Bielefelder Straße übernommen. 2016 folgte der Wechsel ins Hohenfelder Brauhaus. 2018 beendete sie noch ihre Ausbildung als Köchin. Schon 1592 die ersten Gäste bewirtet Bedauerlich findet auch Markus Korfmacher, dass die Familie im Brauhaus aufhört. Der Prokurist der Privat-Brauerei Hohenfelde, der die Immobilie seit 1959 gehört, meint: "Der Laden läuft richtig gut und Frau Topallaj macht das mit ihrem Team super." Die Umsätze passten. Korfmacher sagt auch, "dass wir sehr freundliche Verpächter sind, die Pacht ist im Vergleich sehr human". Nun sucht er einen neuen Pächter für das Haus, das als ältestes Hotel von Wiedenbrück gilt. Schon 1592 sollen dort erste Gäste bewirtet worden sein. Erste Interessierte gibt es. Geprüft werde nun, ob die Konzepte potenzieller Pächter zum Haus passen. Gewünscht wird eine Küche für ein breites Publikum, das möglichst dem Brauhauscharakter entspricht. "Es soll keine Sterneküche sein, aber auch kein Imbiss", denkt Korfmacher an eine gute, bodenständige Küche, zu der besonders Bier passt. Das Brauhaus bietet im Restaurant 60 Sitzplätze. Weitere 80 Personen finden im Biergarten Platz. Zudem gibt es zwei Kegelbahnen. Das Hotel verfügt über sechs Doppel- und vier Einzelzimmer. Frühstück wird Gästen in einem separaten Raum mit 25 Plätzen geboten. "Zu uns kommen Geschäftsleute, Fahrradfahrer und Leute, die hier ihre Familie besuchen", sagt Florent Topollaj. Er betont, immer mit viel Spaß daran gearbeitet zu haben, "dass es hier funktioniert - und wir werden die volle Leistung bis zum letzten Tag bringen". Wunsch, dass schnell ein Pächter gefunden wird Seine Mutter, für die das Brauhaus "das Herz von Wiedenbrück ist", wünscht sich, dass schnell ein Pächter gefunden wird, der Hotel und Gastronomie "mit so viel Herz und Leidenschaft macht wie wir". Was die Zukunft für Negjmije Topallaj und ihre Familie bringen wird, ist offen. Ganz ohne Arbeit könne sie nicht. Doch wird die 53-Jährige ab März wohl erst mal ihre Freizeit genießen, ihren Mann unterstützen und sich um die Enkel kümmern. Und dann kommt sie gerne zurück ins Hohenfelder Brauhaus, dann als Gast.

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