International bekannter Musiker aus dem Kreis Gütersloh nach Fahrradunfall gestorben

Rheda-Wiedenbrück. Er war ein Meister eines Instruments, das auch sehr laut werden kann. Doch er selbst war ein zurückhaltender Mensch. Ein bescheidener Musiker, der die Kunst und nicht sich selbst in den Mittelpunkt stellte. Am Montag, 24. Juli, ist der bekannte Rheda-Wiedenbrücker Organist Christoph Grohmann an den Folgen eines schweren Fahrradunfalls gestorben, wie aus dem Umfeld des Verstorbenen zu erfahren war. Bei diesem Unfall Anfang Mai hatte sich der 68-Jährige schwere Kopfverletzungen zugezogen. Seine herausragende Bedeutung für die heimische Orgelszene ist unbestritten. Doch auch im nationalen wie internationalen Vergleich konnte Grohmann neben Spitzenkräften bestehen. Viele Kenner der Orgelmusik, für die der Besuch eines Grohmann-Konzerts selbstverständliche Pflicht wie Vergnügen war, zählten ihn zu den Besten seines Faches. Grohmann wurde am 8. Mai 1955 als Sohn eines Kirchenmusiker-Ehepaares in Bielefeld geboren. Mit 13 Jahren spielte er bereits öffentliche Konzerte. Von 1974 bis 1980 studierte er Kirchenmusik an der Hochschule für Musik in Detmold. Seine prägenden Lehrer waren Helmut Tramnitz (Orgel) und Alexander Wagner (Chorleitung). Mit Bravour schloss er sein Studium mit dem A-Examen sowie mit dem Konzertexamen Orgel ab. Ergänzend zu seinen Studien besuchte Grohmann Meisterkurse bei weltberühmten Organisten wie Guy Bovet, André Fleury und Daniel Roth. Crème de la crème der Organisten weltweit spielte in Rheda-Wiedenbrück auf Von 1979 bis 1989 war Grohmann als Dekanatskirchenmusiker an der St.-Clemens-Kirche in Rheda tätig. In diese Zeit fiel die von ihm konzipierte Fischer & Krämer-Orgel im französisch-symphonischen Stil. &bdquo;Diese Orgel wird immer mit seinem Namen verbunden sein“, sagt sein Nachfolger im Amt, Harald Gokus. &bdquo;Mit ihm habe ich ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt, wir haben vierhändig zusammen gespielt. Seine Bedeutung für die heimische Orgelszene ist immens.“ Tatsächlich erfährt das Instrument noch immer größtes Lob in der Orgelszene. Die Crème de la crème der Organisten weltweit spielt in St. Clemens in zwei Konzertreihen, die auf Initiative Grohmanns zurückgehen: die &bdquo;Orgelmusik zum Feierabend“ und die &bdquo;Rhedaer Orgeltage“. Grohmanns Repertoire war immens breit aufgestellt. Frühbarocke Musik wusste er mit Akkuratesse darzustellen, die gewaltigen Klangwelten französischer Orgelsymphonik virtuos zu gestalten. Auch die Moderne fand in ihn einen berufenen Interpreten. Nicht zuletzt war Grohmann ein begnadeter Improvisator. Unvergessen eine Improvisation in Speyer um die Mittagszeit, als das Geläut der Kirche einsetzte und Grohmann dieses Tonmaterial spontan verwob. Grohmann wurde zu Konzerten in ganz Westeuropa und den USA eingeladen Von 2008 bis 2010 war Grohmann zudem Titularorganist an der Beckerath-Orgel in der Altstädter Nicolaikirche in Bielefeld. Doch wirkte er nicht nur in Ostwestfalen-Lippe. Mit CD-Aufnahmen, Orgelkonzerten und als Continuo-Spieler etwa in größeren Mess-Kompositionen und in Oratorien hat der leidenschaftliche Musiker sich einen internationalen Ruf erworben. Konzerteinladungen in Deutschland, in ganz Westeuropa sowie in den USA legen ein beredtes Zeugnis seiner musikalischen Kunst ab. Doch auch die leichte Muse lag dem Rheda-Wiedenbrücker: Der leidenschaftliche Jazz-Liebhaber praktizierte diese Richtung nicht nur am heimischen Klavier, er war auch Jahrzehnte lang der musikalische Begleiter des A-cappella-Vokalquartetts &bdquo;Drops“. Darüber vergaß er nicht das fantasievolle, aber dem Anlass angemessene liturgische Spiel, das er unter anderem auch in der Kapelle des Schlosses in praktizierte. Dessen Wesen vermittelte er auch bei der Ausbildung junger Nachwuchsorganistinnen und -organisten. Neben einem Lehrauftrag an der Hochschule für Musik in Detmold war Grohmann in derselben Funktion an der Hochschule für Künste in Bremen (1992-2014) tätig sowie ab 2005 und bis zum Eintritt in den Ruhestand an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Herford in den Fächern Orgelliteraturspiel und Improvisation. Examenskonzerte junger Absolventinnen und Absolventen gab es nicht selten in der St. Clemens-Kirche Rheda. Jahrelang im Vorstand der "Gesellschaft der Orgelfreunde" Das Instrument und die Orgelmusik brachte Grohmann Interessierten aus der Region regelmäßig auch bei Orgelstudienfahrten im deutschen und im europäischen Raum näher, die er gemeinsam mit seiner Kollegin Claudia Schare anbot. Bei den mehrtägigen Fahrten wählte Grohmann interessante, künstlerisch wertvolle, historische sowie zeitgenössische Instrumente unterschiedlicher Stilrichtungen aus und stellte sie bei Konzerten vor. Und zwar so, wie man es durchweg von ihm kannte: virtuos, ohne jeglichen Patzer, ohne &bdquo;Kiekser“ – einfach immer wieder faszinierend und fesselnd. Nicht unerwähnt bleiben darf sein Engagement in der weltweit tätigen &bdquo;Gesellschaft der Orgelfreunde“. Hier engagierte Grohmann sich von 1988 bis 2008 im Vorstand. Gemeinsam mit seinem guten Freund, dem Organisten Bert Wisgerhof aus den Niederlanden, organisierte und leitete Grohmann einwöchige Orgeltagungen, etwa in Utrecht, und war auch bei anderen Tagungen als gefragter Organist im Einsatz. Als kritischer Korrekturleser vieler, vieler Ausgaben der Verbandszeitschrift &bdquo;Ars organi“ bewährte Grohmann sich nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand ebenso wie als Mitglied des Hauptausschusses der GdO. Der Rheda-Wiedenbrücker liebte Reisen und das Bergwandern Privat liebte Grohmann das Reisen und insbesondere auch das Bergwandern. In Südfrankreich etwa. Freunden brachte er dabei gerne auch mal landestypische Spezialitäten und herausragende Weine mit. Mit seiner Ehefrau Gertrud trauern Angehörige, Freunde und Musikliebhaber. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt. Die Kirchengemeinde St. Clemens plant für Montag, 7. August, um 14 Uhr einen musikalischen Gedenkgottesdienst.

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