Die 10 besten Lehrer Deutschlands - dieser Mann aus dem Kreis Gütersloh gehört dazu

Rheda-Wiedenbrück. Konfetti, Luftschlangen und Süßigkeiten verschönern Georg Kussels Schreibtisch im Einstein-Gymnasium in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh. Mittendrin liegt das Schild, dem er diese Dekoration verdankt. Auf dem steht: "Deutscher Lehrkräftepreis - Unterricht innovativ". Den Preis hat der 38-Jährige am Montag in Berlin erhalten. Darauf ist er sehr stolz. "Ich fühle mich geehrt." Neben Kussel gibt es in diesem Jahr bundesweit neun "Ausgezeichnete Lehrkräfte". Nominiert haben den Wahl-Oelder zwei Schüler, die bei ihm 2022 im Mathematik-Leistungskurs Abitur gemacht haben. Sie attestieren ihm hohe Fachkompetenz, kreative Lehrmethoden, einen strukturierten Unterricht und dass er engagiert und motiviert ist. "Ich versuche, Mathematik möglichst anschaulich zu erklären", sagt Kussel, der vorwiegend in der Oberstufe unterrichtet. Dabei nutzt er Möglichkeiten, die der Klassenraum bietet - beispielsweise in der Vektorgeometrie. Da stellt er Geraden mit Seilen dar und Ebenen mit Tischen. Zu Beginn des Themas lineare Algebra spannt er Fäden durch den Raum und symbolisiert mit Wäscheklammern Flugzeuge oder andere Objekte. Steuererklärung im Matheunterricht Flugzeuge hatten es Kussel schon früher angetan. Doch nur kurz hatte er nach dem Abitur überlegt, von seinem Plan, Lehrer zu werden, abzuweichen, um eine Ausbildung als Pilot zu machen. "Heute bin ich froh, dass das nicht geklappt hat, denn die Fliegerei ist nicht mehr das, was sie mal war und wegen der Klimadebatte eigentlich unverantwortlich." Darum lässt er seine private Fluglizenz ruhen. Über Klimawandel diskutiert er auch im Physikunterricht - über Photovoltaik, Wärmepumpen oder den Ausstieg aus der Atomenergie. Auch lebenspraktische Themen wie eine Steuererklärung baut er in den Matheunterricht ein. Mathe und Physik waren immer schon seins. Die hatte Kussel als Leistungskurse. Französisch mochte er auch, "Fremdsprachen haben ja auch ihre Strukturen." Kussel hatte einen tollen Mathelehrer, der gut erklären konnte. "Das Fach lebt von der Wiederholung." So sei Bruchrechnen in Klasse sechs nicht richtig angesiedelt, "weil das Gehirn dafür noch nicht weit genug ist". Mache ein Kind schlechte Erfahrungen mit Mathe, "ist es schwierig, das wieder aufzubrechen", weiß Kussel. Sein Lehrer damals habe solche Mathethemen in Klasse neun kurz wiederholt "und da hat es Klick gemacht". Lesen Sie auch:Diese Frau aus dem Kreis Gütersloh ist Glücks-Lehrerin - was genau dahinter steckt Lehrer ist über Teams erreichbar - eine Deadline gibt es nicht Sein damaliger Lehrer sei ebenso ein bisschen Vorbild wie ein Physik-Professor von der Uni. "Der hat sehr motivierend Themen präsentiert und gute Erklärelemente genutzt." Kussel selbst strukturiert seine Lehrinhalte klar. Jede Stunde ist vorbereitet, "damit mein Arbeitsspeicher frei ist für die Unterrichtssituation". So könne er auf Schülerreaktionen eingehen, in der Arbeitsphase individuell helfen. Den Schülern begegnet der 38-Jährige auf Augenhöhe, keinesfalls als einer, der alles kann. Schwer falle es ihm, sich auszubremsen. Doch gebe er den jungen Leuten Zeit, erwarte nicht, dass "bei einer Frage in fünf Sekunden 20 Arme hochgehen". Dass er als Vater eines Sohnes in der zweiten Klasse und einer Tochter, die bald in die Schule kommt, beim Rechnen manchmal ungeduldiger ist, gesteht er lächelnd ein. Bei Problemen mit einer Aufgabe hilft Kussel, seit 2007 Lehrer, auch nach dem Einstein-Ganztagsbetrieb. Über Teams erreichen Schüler ihn mit Fragen. Eine Deadline gibt es bei dem 38-Jährigen nicht, auch wenn er nächtlich eintreffende Anfragen erst am nächsten Tag beantwortet. "Für den Stundenplan bin ich ja auch immer zu erreichen." Laut Nominierung sogar überqualifiziert Dass er überaus fachkundig, wenn nicht sogar überqualifiziert sei, wie es in seiner Nominierung heißt, glaubt Kussel nicht. "Ich bin nicht täglich unterfordert." Sein Job ist abwechslungsreich und ändert sich, auch durch die Digitalisierung. Für den 38-Jährigen steht aber fest, dass "nicht alles durch eine App zu ersetzen ist". Lehrer sollen gut erklären und offen sei. Zwei seiner Kurse haben zum Beispiel ChatGPT ausprobiert. Sie stellten fest, dass der Chatbot, der künstliche Intelligenz einsetzt, "falsch rechnet". Weil Kussel weiß, was sein Berufsstand leistet, bedeutet ihm der Titel "Ausgezeichnete Lehrkraft" sehr viel. "Ich sehe mich als Preisträger aber stellvertretend für Kolleginnen und Kollegen, denn wir alle machen eine hervorragende Arbeit - jeden Tag." Deutlich machen will das auch der deutsche Lehrkräftepreis, der seit 2008 verliehen wird. "Für ihre wichtige Aufgabe verdienen Lehrkräfte und Schulleitungen nicht nur Unterstützung, sondern auch Applaus", heißt es auf der Homepage. Auch den hat Kussel am Dienstag im Einstein bekommen - von seinen Neuntklässlern. Der Wettbewerb Mehr als 8.500 Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler beteiligten sich im vergangenen am bundesweiten Wettbewerb &bdquo;Deutscher Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“, dessen Preise Montag vergeben wurden. Ausgelobt wird die Auszeichnung von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband. Schirmherrin der Wettbewerbsrunde 2022 ist Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Die Auswahl der Bewerbungen erfolgte in einem zweistufigen Verfahren. Nach einer Begutachtungsphase durch Expertinnen und Experten aus Schule und Bildung entschied über die Preisträgerinnen und Preisträger eine Jury unter der Leitung von Prof. Dr. David-S. Di Fuccia (Universität Kassel). >> Für die neue Wettbewerbsrunde "Deutscher Lehrkräftepreis" sind bis 15. September Nominierungen und Bewerbungen möglich.

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