Kritik an Stundenplan-Wechsel

NRW streicht Förderstunden und stärkt zwei Fächer an Grundschulen

Für Grundschulen wird es konkrete Veränderungen geben. Das Land erhofft sich eine Stärkung der Basiskompetenzen, doch die Kritik daran ist laut.

Für Grundschulen in NRW wird es ab dem neuen Schuljahr Änderungen im Stundenplan geben. | © Pixabay

Ingo Kalischek
21.03.2025 | 21.03.2025, 11:53

Düsseldorf. Grundschulen in NRW müssen künftig in der Woche je eine Stunde Deutsch und Mathematik mehr unterrichten als bislang. Möglich wird das, indem sie diesen Fächern zwei bislang flexible Förderstunden fortan dauerhaft zuweisen. Das ist eine Entscheidung des Landtags.

Spätestens ab dem kommenden Schuljahr 2025/26 würden damit in den Klassen 1 bis 4 durchgehend fünf bis sechs Stunden Deutsch- und Mathematikunterricht pro Woche erteilt, sagt NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Die Politikerin begründet den Vorstoß damit, dass viel zu viele Kinder und Jugendliche nicht gut lesen, schreiben und rechnen könnten. „Das müssen, wollen und werden wir ändern.“

Angekündigt hatte die Ministerin diesen Schritt bereits im Oktober. Da dafür aber die Ausbildungsordnung geändert werden muss, durchlief die Änderung zuletzt die parlamentarischen Verfahren, die jetzt durch ein Votum des Schulausschusses abgeschlossen wurden.

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Schulen konnten bislang zwei Förderstunden individuell nutzen

Bislang durften die Grundschulen über die zwei flexiblen Förderstunden individuell verfügen. Es war ihnen überlassen, ob sie die Stunden zum Beispiel für Sachunterricht oder eben bereits für Deutsch, oder Mathe einsetzen.

Entscheiden konnten sie auch, ob sie in diesen Stunden die Klassengröße teilen – und den Förderunterricht zum Beispiel in verschiedenen Lerngruppen absolvieren – je nach Leistungsniveau. Künftig müssen diese Stunden allen Schülerinnen und Schülern konkret für Mathe und Deutsch zugutekommen, erklärt ein Ministeriumssprecher gegenüber dieser Zeitung.

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Das führt zu Kritik. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie der Verband Erziehung und Bildung (VBE) halten es für „fatal“, ausgerechnet auf die Förderstunden zu verzichten. „Statt Chancengleichheit zu fördern, werden auf diese Weise vorhandene Ungleichheiten weiter verschärft“, monieren die zwei Verbände. Und das in einer Zeit, in der eine Bildungsstudie nach der nächsten bestätige, wie dringend notwendig die Stärkung der Basiskompetenzen sei.

FDP: „Massiver Rückschritt für die Chancengerechtigkeit“

Von einem „massiven Rückschritt für die Chancengerechtigkeit in NRW“ spricht gar die FDP. „Wer den Förderunterricht abschafft, nimmt billigend in Kauf, dass Kinder mit Lernrückständen weiter abgehängt werden“, meint FDP-Bildungsexpertin Franziska Müller-Rech. Mehr Unterricht in Deutsch und Mathematik allein helfe wenig, wenn Kinder nicht individuell abgeholt und gefördert würden.

Feller betont hingegen, dass alle Schülerinnen und Schüler durch die Grundschule weiter individuell gefördert werden. Das gelte vor allem für Kinder, die besonderer Unterstützung bedürfen, um erfolgreich im Unterricht mitarbeiten zu können.

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