Radfahrer frustriert: Zu viele Gefahrenstellen im Stadtgebiet

Rheda-Wiedenbrück. Dicht aneinander reihen sich die Stecknadelköpfe auf dem digitalen Stadtplan. Jeder Punkt ist eine Antwort von Bürgern auf die "Verkehrsumfrage der Lokalen Agenda 21". An einigen Stellen sind es besonders viele, die auf viele Schwachstellen und einen großen Veränderungsbedarf hinweisen. Seit Mitte Februar sammelt Wolfgang Tietz, Sprecher des Bürgerforums, Anregungen der Rheda-Wiedenrücker. Bislang sind rund 350 Antworten auf die 14 Fragen eingegangen. "Es sind auch erstaunlich viele Ältere, obwohl es eine Online-Umfrage ist", sagt Tietz. Doch auch sie sind in der Stadt unterwegs und weisen beispielsweise auf Hürden hin, die mit Rollator genommen werden müssen. Bis Mitte Mai läuft die Aktion noch, "dann haben wir bestimmt 500 Teilnehmer". Der Sprecher ist überrascht von den vielen Inputs. Die Umfrage biete den Bürgern wohl ein Ventil, meint er. Darum sei es erstaunlich, dass die meisten Teilnehmer nicht Ärger abladen. "Generell erfreulich ist der konstruktive Grundton bei den Kommentaren." Frustration sei allerdings bei allen zu spüren. "Wobei die bei den Radfahrern wohl nicht mehr zu überbieten ist", so Tietz. Autofahrer haben die "beste Laune" Die "beste Laune" hätten Autofahrer. Sie wünschen sich aber mehr Stellplätze, sähen gerne eine Aufstockung der Parkdecks. Fahrradfahrer würden sie am liebsten von den Straßen verbannen, auf die Radwege. Fahrradfahrer geben an, sich vielerorts von Kfz bedrängt zu fühlen. Von ihnen kommen bislang auch die meisten Kommentare zu Gefahrenstellen. Und Fußgänger betonen, "ernsthaft von Fahrradfahrern bedroht zu werden", fasst Tietz zusammen. Im Detail nennen "eklatant" viele Bürger den Ostring als Gefahrenstelle. Fahrradfahrer fühlen sich auf dem Streifen, der vor zwei Jahren auf der Straße markiert wurde, nicht sicher. Autos kämen ihnen oft viel zu nahe. "Die Urteile über diese Verkehrsmaßnahme sind bislang vernichtend", zieht Tietz ein Zwischenfazit. Häufig genannt wird auch der Wieksweg. Da gibt es noch nicht mal einen Radweg, auch Fußgängerüberwege am Kreisverkehr fehlen. "Das wird als problematisch eingestuft." "Desaströse Radwegführung" Dasselbe gilt für die Gütersloher Straße. Von einer "desaströsen Radwegführung" ist die Rede. Entlang der Strecke seien viele Ausfahrten gefährlich. Besonders in Höhe von Bäcker und Netto-Markt an der Kreuzung mit dem Radweg über die alte Bahntrasse knubbeln sich die Bürgerhinweise auf dem Stadtplan. Die Geschwindigkeit der Autos sei zu hoch, um sicher über die Straße zu kommen. Lesen Sie auch: Anwohner haben Angst um ihre Kinder - 30er-Zone für Neuenkirchener Straße gefordert Dazu trage auch die Unübersichtlichkeit bei. Die wird auch am Übergang der Neuenkirchener Straße moniert. Zwar gibt es an beiden Stellen eine Querungshilfe, doch sind die für Fahrräder mit Kinderanhänger zu schmal. "Gerade da aber nutzen viele Familien den Radweg, weil die Kita in der Nähe ist", sagt Tietz. Krass falle die Bewertung des Bahnhofskreisels aus. Gibt es dort viel Verkehr, fühlen sich Fahrradfahrer von den Kraftfahrzeugen bedrängt. Die Bahnunterführung wird als Gefahrenstelle genannt, auch die Radwegführung am Kreisverkehr Herzebrocker Straße. Kritisiert wird die auch im Bereich der Lange Straße/Auf der Schanze/Hauptstraße. Letztere beurteilen viele Fahrradfahrer komplett als unsicher. Sie raten zu einer Sanierung und zur Trennung von Fuß- und Radverkehr. Geher wünschen sich beispielsweise in Höhe der Post einen Zebrastreifen oder eine Ampel. "Geht nicht, ohne, dass es jemandem weh tut" Es gibt auch viele grundsätzliche Anmerkungen, beispielsweise: weniger Autos in den Innenstädten, mehr Reduzierungen auf Tempo 30 km/h, eine bessere Abstimmung der Ampelschaltungen für grüne Wellen, mehr Geschwindigkeitskontrollen, nicht noch mehr Einschränkungen wegen der Radfahrer für den Kfz-Verkehr. Hat Tietz nach dem Ende der Verkehrsumfrage alle Anregungen in seine Karte eingearbeitet, gehen die Ergebnisse auch an die Stadtverwaltung. "Ich habe den Zuständigen schon gesagt, dass sie sich nicht wundern sollen, wenn im Herbst eine Masse an Bügeranträgen kommt." Die werde die Lokale Agenda vorab mit den Fachleuten der Verwaltung abstimmen. Klar ist für das Bürgerforum schon jetzt, "dass wir eine ernsthafte Debatte brauchen, wie wir hier leben wollen". Eine Verkehrswende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei unumgänglich, um für mehr Lebensqualität zu sorgen. Fest steht für Tietz auch, dass diese Veränderung "nicht geht, ohne dass es jemandem weh tut".

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