Das Altstadthaus steht auf der Kippe

Rheda-Wiedenbrück. Vorgesehen war laut Tagesordnung, dass der Rat beschließt, wie die Stadt die Bürgerinitiative Altstadt Rheda bei der Realisierung des Altstadthauses finanziell unterstützt. In der politischen Debatte zeigte sich aber, dass das Vorhaben auf der Kippe steht. Das denkmalgeschützte Haus war ein Thema der letzten Ratsperiode, erinnerte Thomas Theilmeier-Aldehoff, Move. "Die Stadt hat 2018 ihr Vorkaufsrecht genutzt, um eine Bettenburg in der Altstadt von Rheda zu verhindern." Das sei richtig gewesen, weil es da noch keine Wohnraumschutzsatzung gab. "Was heute aber diskutiert wird, war mitnichten angedacht", so Theilmeier-Aldehoff. Angedacht haben die Blaukittel, das Fachwerkhaus am Großen Wall 21 zu nutzen: für Kulturveranstaltungen, als Ort der Begegnung und für die Heimatgeschichte, für Besprechungen und Tagungen, als Altstadtcafé oder -kneipe und um es für kleine Feiern zu vermieten. "Ein hoher sechsstelliger Betrag" Im Haus sollte eine Wohnung vermietet werden. Von den Einnahmen wollte die Initiative die Betriebskosten von etwa 4.000 Euro pro Jahr bezahlen. Davon ist sie inzwischen abgerückt. Denn ein Umbau des denkmalgeschützten Hauses würde vom Land zwar gefördert, nicht aber die Herstellung einer Wohnung. "Insofern entfällt ein wichtiger Finanzierungsbaustein des ursprünglichen Nutzungskonzeptes", so die Verwaltung. Sie schlug die Übernahme der Betriebskosten vor oder alternativ einen einmaligen Baukostenzuschuss von 150.000 Euro, um bei der Realisierung des Altstadthauses zu helfen. Es gehe um mehr Geld, so Theilmeier-Aldehoff. Die Sanierung der Immobilie koste bis zu 600.000 Euro. Zwar gebe es Geld vom Land. "Doch wenn der Förderzweck nicht 20 Jahre erfüllt wird, haftet die Stadt". Das wäre dann "ein hoher sechsstelliger Betrag". Die Stadt solle ihr Eigentum dem öffentlichen Wohnungsmarkt wieder zugänglich machen, so der Vorschlag von Martin Hünten, Move. Dann entstünde eine belebte Wohnfläche und keine weitere Kulturfläche neben dem Domhof, "die 99 Prozent des Jahres leer stehen würde". Dirk Kursim, SPD, "warnt davor, in Rheda ein zweites Haus als Begegnungsstätte zu subventionieren." Stattdessen solle "der Domhof, der mehr oder weniger tot in der Stadt rumsteht, endlich zu der Begegnungsstätte werden, die das Gebäude verdient hat". Dafür müssten der Pächter, der Heimatverein Rheda und die Altstädter kooperieren. Domhof als "zentraler Anlaufpunkt für die Altstadt von Rheda" Den Domhof unterstützt die Stadt seit 2009. Sie zahlt jährlich einen Zuschuss von 75 Prozent für die Heizungs- und Stromkosten, maximal 7.500 Euro. Das Fachwerkhaus in der Nähe der Schlosstraße zu "einem zentralen Anlaufpunkt für die Altstadt von Rheda zu machen und damit deutlich aufzuwerten", begrüßt Patrick Büker, FDP. Die Initiative der Altstädter lobt Thomas Mader, CDU. Sie hätten aber ein Konzept erstellt, wo das "letzte Quäntchen an Unterhaltungskosten fehlt". Das seien monatlich 300 Euro und "pro Mitglied 1,50 Euro". In die Betriebskosten seien Reinigungsarbeiten im Haus und die Pflege der Grünanlage eingerechnet. Mader fragt sich, "wie groß der Wille und die Eigeninitiative der Altstädter sind, das Projekt zum Gelingen zu bringen". Sein Vorschlag: Die Stadt zahlt einen monatlichen Zuschuss, aber maximal für drei Jahre. Dann müsse sich das Altstadthaus auf eigener Kraft finanzieren. "Das zeigt mangelnde Wertschätzung" Eine "Frage der Ehre" ist es für Sonja von Zons, Offene Liste, "auch Rheda zu unterstützen". Was die Initiative mit viel Liebe und Engagement ausgearbeitet habe, solle nicht daran scheitern, "dass wir nicht mit 4.000 Euro einsteigen". Für das Altstadthaus sprach sich auch Hans-Hermann Heller-Jordan, Grüne, aus. Die Blautkittel setzten sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem öffentlichen Raum ein. Auch andere Projekte wie Weihnachtsmärkte oder Sportvereine unterstütze die Stadt schließlich. Und der Domhof sei "längst nicht mehr das, was er mal war - jetzt die Altstädter einfach dahin zu schieben, zeigt mangelnde Wertschätzung". Einig war sich die Politik letztlich nur darin, den Tagesordnungspunkt "Überlassung eines bebauten Grundstücks" abzusetzen. Bevor der Rat darüber erneut diskutiert, soll es Gespräche mit der Altstadtinitiative geben.

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