Missbrauch auf Wohnungsmarkt im Kreis Gütersloh – baufällige Immobilien zu Mega-Preisen

Rheda-Wiedenbrück. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt spüren die Altstädter in Rheda im Kreis Gütersloh deutlich. Die Praxis, renovierungsbedürftige Häuser zu überhöhten Preisen zu kaufen und für einige Jahre &bdquo;zu Höchstpreisen minimalrenoviert an möglichst viele Menschen zu vermieten“, sei indes für die ganze Stadt schädlich, meint Christiane Vogt, Bürgerinitiative Altstadt Rheda. Um dieser &bdquo;sich weiter zuspitzenden Schieflage“ Einhalt zu gebieten, hat der Verein einen Bürgerantrag gestellt. Erweitert werden soll die 40 Jahre alte &bdquo;Erhaltungssatzung baulicher Anlagen“, soweit es die Altstadt betrifft. Hinzukommen sollen: eine Renovierungspflicht, ein Verbot der Überbelegung und eine soziale Regelung. Vogt beobachtet, dass alte Häuser von Maklern als &bdquo;Sahneschnitte mitten in der Stadt“ zu einem hohen Preis angeboten würden. Den zahlten Leute, &bdquo;die nichts an dem Haus machen und es an Menschen vermieten, die schlicht wohnen müssen.“ Vermieter kassieren &bdquo;dreist viel Geld“ von den Mietern An den Türen hingen mehrere Namensschilder, von den Bewohnern kassiere der Vermieter &bdquo;dreist viel Geld“ und wechsele höchstens mal ein Waschbecken aus. Die Gebäude litten zusehends. Übersicht: Wohnen im Kreis Gütersloh: Das sind die aktuell günstigsten und teuersten Viertel Die Altstädterin hat erlebt, dass ein altes Haus am Großen Wall in die falschen Hände geraten sei. Das Denkmalamt habe nicht aufgepasst, das Gebäude sei &bdquo;gnadenlos verschandelt“ worden und heute &bdquo;unrettbar“. Ein Fachwerkhaus am Großen Wall sei &bdquo;völlig überbelegt mit auf dem Wohnungsmarkt schwer vermittelbaren Familien“. Auch das Gebäude werde nicht renoviert. &bdquo;Da kann man nicht mal eine Lichterkette anbringen, weil am Giebel alles wackelt“, sagt Vogt. Eine Renovierungspflicht wirke dem Verfall entgegen. Sie könnte &bdquo;im besten Fall den notwendigen Vorkauf der Altstadthäuser durch die Stadt überflüssig machen“. Geschehen war das zuletzt am Großen Wall 21. Aus dem &bdquo;Haus Schikore“ wurde vor zwei Jahren &bdquo;Haus Lückemeyer“, das derzeit saniert wird. Wenn nichts an der Immobilie passiert, könnte es Strafen geben Käme die erweiterte Erhaltungssatzung, schreibe sie eine solide Erneuerung maroder Bauteile ebenso fest wie den Austausch alter Haustechnik, sagt Vogt. Das ermögliche es der Stadt, denkmalgeschützte Bausubstanz auf ihren Renovierungszustand zu kontrollieren. Das sollte zwei Jahre nach dem Verkauf eines alten Hauses geschehen. &bdquo;Eine völlige Entkernung wird nicht notwendigerweise vorausgesetzt“, so Vogt. Passiere an einem Gebäude aber nichts, könne das sanktioniert werden. Vogt hofft, dass eine Renovierungspflicht Käufer, &bdquo;die den späteren Abriss quasi einkalkulieren könnten“, abschreckt. Fachwerkhäuser sollen höchstens von einer Familie bewohnt werden Im Antrag steht auch, dass die kleinteiligen Fachwerkhäuser höchstens von einer Familie mit vier bis fünf Personen genutzt werden sollte. Es seien gerade unsanierte Altbauten, die durch eine Übernutzung schnell zur Ruine würden, meint Vogt. &bdquo;Für ein schützenswertes Ensemble wie das der Rhedaer Altstadt wäre das zerstörend.“ Zumal die Altstadt einen touristischen Wert für die gesamte Kommune habe. Um es gerade jungen Familien ohne eigenes Wohneigentum zu ermöglichen, eine denkmalgeschützte Immobilie zu erwerben, sollten sie unterstützt werden. Eine Anlaufstelle sollte Interessierte über Förderprogramme oder Projekte wie &bdquo;Jung kauft Alt“ informieren. Besonderheit der Rhedaer Altstadt soll erhalten bleiben Mit ihrer Forderung verbindet die Altstadtinitiative eigene Interessen. Ihre Umsetzung würde die soziale, bürgerliche Struktur in Rhedas Gassen fördern und erhalten. Eine verlässliche Nachbarschaft &bdquo;ist für die ehrenamtliche Arbeit der Altstadtbürger unverzichtbar“. Sie leide aber darunter, dass Menschen anonym dort lebten, die nach kurzer Zeit wieder wegzögen und kein Deutsch sprächen. Die Altstadt Rheda sei wie ein Brennglas. Dort sei ablesbar, &bdquo;was in der ganzen Stadt passiert, nur verteilter“. Vogt hat auch das große Ganze im Blick: den Schutz der kulturellen Identität, die Erinnerung an Geschichte und Geschichten. In der Stadt seien es prächtig verzierte, große Häuser in Wiedenbrück und schlichte, bescheidene, kleine, calvinistische Fachwerkhäuser in Rheda, die so innerhalb einer Kommune wohl kaum zu finden seien. &bdquo;Diese Denkmale sind Teil unserer Geschichte und unserer Kultur - sie verdienen es, erhalten zu werden.“

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