Supermarkt oder Wohnraum? So geht's an der Kolpingstraße in Rheda-Wiedenbrück weiter

Rheda-Wiedenbrück. Die Kolpingstraße war im Wahlkampf ein großes Thema und wird es nun auch in der politischen Arbeit des Rates. Zu den bisherigen Plänen der Verwaltung, auf der Industriebrache Wohnungen und Geschäfte zu errichten, liegen Anträge und Anfragen im Rathaus vor. Die Stadt plant auf dem 18.500 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Kolpingstraße und Bahntrasse einen Lebensmitteleinzelhändler, einen Drogeriemarkt und ein Kleinkaufhaus sowie Wohnungen. Für die Geschäfte sind 4.530 Quadratmeter vorgesehen, für 70 Wohnungen sind es 4.000 Quadratmetern. Der Entwurf stammt von dem Kölner Architektenbüro Kottmair, das einen Wettbewerb, auf den sich Stadt und Investor verständig hatten, im September 2019 gewonnen hatte. "Wohnraum statt Einkaufszentrum" Für die FWG fordert Dirk Kamin nun, das Bauleitplanverfahren zu beenden "und die Planung für Wohnbebauung, Büros und Dienstleistungen voranzutreiben". Verhindert werden müsse die Realisierung eines Großmarktes an dem Standort, "weil dieser eher der Entwicklung des Stadtzentrums in Rheda schadet". Vorrangig gehe es um die Schaffung von Wohnraum in der Stadt, so Kamin. Berücksichtig werden müsse ein Anteil von 30 Prozent Sozialwohnungen. Ausschließlich auf Wohnungen setzt move. Die Wählergemeinschaft hatte dazu die Bürger befragt, an Infoständen und im Internet. 1.250 Rheda-Wiedenbrücker haben sich mit ihrer Unterschrift für &bdquo;Wohnraum statt Einkaufszentrum" ausgesprochen und damit die bisherigen Planungen abgelehnt. Überreicht hatten move-Mitglieder die Signaturen an Bürgermeister Theo Mettenborg vor der Kommunalwahl, als die im Frühjahr gegründete Wählergemeinschaft noch nicht im Stadtrat war. Dort informierte der Bürgermeister die Kommunalparlamentarier jetzt, diese Listen als Bürgerantrag zu werten. Das Anliegen werde im Bauausschuss "einem demokratischen Entscheid" zugeführt. Vorsitzender des Gremiums ist jetzt Thomas Theilmeier-Aldehoff, Mitbegründer von move. Bis Mitte der 1980 Jahre von der Möbelfabrik Bücker genutzt In dem Fachausschuss werde die Verwaltung eine Übersicht über die wesentlichen Schritte der vergangenen Jahre zum Thema Kolpingstraße geben, so Mettenborg. Im Juni 2008 hatten Investoren erstmals Pläne für ein Einkaufszentrum vorgestellt, das sie auf dem Areal, das bis Mitte der 1980er Jahre von der Möbelfabrik Bücker genutzt wurde, bauen wollten. Ganz so weit zurück wird der Rückblick der Verwaltung nicht reichen. Er konzentriert auf den Architektenwettbewerb, die bisherigen Gremienentscheide und das im Dezember 2017 verabschiedete Einzelhandelskonzept, kündigte Mettenborg an. Beantwortet würden dann auch Fragen der SPD-Fraktion. Um die Anträge von move und FWG beurteilen zu können, will sie wissen, inwieweit es rechtlich möglich ist, das bereits beschlossene und eingeleitete Bauleitplanverfahren zu stoppen, so lange der Investor seinen Verpflichtungen inklusive Vorlage eines Verkehrsgutachtens erfülle. Und ob der Investor, der inzwischen Eigentümer des Grundstücks sei, die Umsetzung der beschlossenen Bauleitplanung gegebenenfalls gerichtlich durchsetzen könne oder ob er bei einer Planungsänderung Regressansprüche gegen die Stadt habe und wenn ja, in welcher Höhe. Bislang war die Rede von Rewe und Rossmann Auch zum Stand der Planungen hat die SPD Informationsbedarf: Ob das Verkehrsgutachten bereits vorliegt oder dem Investor eine Frist dafür gesetzt wurde; ob er bereits feste Mieter für das Fachmarktzentrum habe und wenn ja, welche. Bislang war die Rede davon, dass der Investor Vorverträge mit Rewe und Rossmann geschlossen habe. Dirk Kursim fragt für die SPD auch, wie das weitere Vorgehen ist, falls der Investor das Verkehrsgutachten nicht oder nicht mit einem positiven Ergebnis vorlegen kann. Während des Kommunalwahlkampfes im Juli hatte Uwe Henkenjohann, damals noch CDU-Fraktionsvorsitzender, gesagt, dass die Partei an der politisch beschlossenen Mischung aus Nahversorgung und Wohnen unter einer Bedingung festhalte. Der Investor müsse bei den Themen Parkplätze und Verkehrsanbindung zur Innenstadt nachbessern. "Funktioniert das nicht, kann es an der Kolpingstraße auch nur Wohnen geben." Die Frage, ob der Investor seine Pläne an der Kolpingstraße von Wohnungen und Geschäften realisieren kann, ist bislang also unbeantwortet.

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