Querelen in der Partei? CDU-Fraktionsvorsitzender steht nicht mehr zur Verfügung

Rheda-Wiedenbrück. Die CDU braucht einen Neuanfang. Das meint Uwe Henkenjohann. Dazu will er als Ratsmitglied beitragen. Als Fraktionsvorsitzender steht er nicht mehr zur Verfügung. Das sei seine persönliche Entscheidung. "Sehr bedauerlich" findet das Henrika Küppers, Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes. "Er hat eine supergute Arbeit geleistet." Von Querelen in der Partei, über die gemunkelt wird, wollen beide nichts wissen. Henkenjohann spricht aber von Enttäuschungen nach der Kommunalwahl, weil nicht alle CDU-Kandidaten ihre Wahlbezirke direkt gewonnen haben. "Wir haben Diskussionen, die aber zu einer sauberen Analyse des Wahlergebnisses gehören." Danach kehre wieder Ruhe ein, werde das Team gemeinsam gute Arbeit leisten. Darum sieht Henkenjohann keine großen Probleme für den nächsten Fraktionsvorsitzenden, die Mannschaft zusammenzuhalten. "Wir alle müssen uns in Frage stellen" Mehr als 13 Jahre führte der 54-Jährige die CDU-Fraktion, war zuvor fünf Jahre stellvertretender Vorsitzender. Nach dem schlechten Abschneiden der CDU bei der Kommunalwahl, die von 50,3 Prozent in 2014 auf 31,4 Prozent absackte, "muss es schnell gehen", spricht Henkenjohann von einer Zäsur. "Wir alle müssen uns in Frage stellen und analysieren, warum die CDU auf diesem Niveau angelangt ist", sagt Küppers. Das könne an handelnden Personen liegen, das könne an der negativen Grundstimmung in der Stadt nach dem zweiten Lockdown liegen, das könne an den schwierigen Themen liegen. Das Thema Kolpingstraße beispielsweise "kann nicht so gelöst werden, dass alle es gut finden", so Küppers. Auch der Themenkomplex rund um das Fleischwerk Tönnies sei schwierig. "Da haben wir den Bürgermeister gestützt, als er dem Unternehmen behutsam die Chance gegeben hat, wieder an den Start zu gehen." Die Verantwortung liege aber nicht nur bei der Stadt, sondern beim Kreis, bei Landes- und Bundesministerien. "Die Stadt ohne dieses Unternehmen möchte ich mir aber gar nicht vorstellen, daran hängen 20.000 versicherungspflichtige Arbeitsplätze im Kreis Gütersloh", sagt Küppers. "Dinge, die nicht so populär sind, nicht mehr alleine machen" Laut Stadtverbandsvorsitzender kann die CDU nach dem Verlust der absoluten Mehrheit freier an Themen gehen. Welche das sind, bespreche die Partei aktuell. Klar sei, dass "die CDU Dinge, die nicht so populär sind, nicht mehr alleine machen muss". Über Koalitionen im neuen Rat würde der Fraktionsvorstand mit Henkenjohann und seinen Stellvertretern Peter-Heinz Woste und Sabine Hornberg verhandeln. Bislang seien keine Gespräche vereinbart, hätten andere Parteien oder Wählergemeinschaften kein Interesse bekundet, so Henkenjohann. Er ist CDU-Fraktionsvorsitzender bis 31. Oktober. Angedacht habe er vor der Kommunalwahl, erst in zweieinhalb Jahren nicht mehr bei den turnusgemäßen Wahlen als Fraktionsvorsitzender anzutreten. Dann aber würden seinem Nachfolger nur zweieinhalb Jahre bis zur nächsten Kommunalwahl bleiben, sagt er jetzt. Über den neuen Chef beziehungsweise die neue Chefin der CDU-Fraktion wird am 4. November bei der konstituierenden Fraktionssitzung, zu der der Stadtverband einlädt, entschieden. "Das besprechen wir sehr transparent" Interessenten an dem Posten gäbe es, "aber jetzt muss die Lage erst mal ausgelotet werden", so Henkenjohann. Sind Themenschwerpunkte für die künftige Ratsarbeit gesetzt, müsse sich der neue Fraktionsvorsitzende damit identifizieren. "Das besprechen wir sehr transparent, dann gibt es ein Mehrheitsergebnis." Seinen Favoriten nennt der 54-Jährige nicht. "Da halte ich mich völlig raus." Nach so vielen Jahren als Lenker der CDU-Fraktion wird es ihm aber schwer fallen, nicht mehr der Chef zu sein. Das räumt er ein. "Das werde ich aber beherrschen und als Berater und Helfer im Hintergrund zur Verfügung stehen." Henkenjohann ist seit 1999 Ratsmitglied und gehört dem Kommunalparlament weiter an. "Aus der Perspektive heute ist in fünf Jahren dann aber Schluss." Schluss ist schon ab November mit seiner Arbeit als Aufsichtsratsvorsitzender der Flora Westfalica. "Ich habe bereits in der letzten Aufsichtsratssitzung angekündigt, dass ich nach 17 Jahren dafür nicht mehr zur Verfügung stehe."

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