Neue Marken im Outlet an der A33: Händler im Kreis Gütersloh sind sauer

Halle. Leer stehende Bürogebäude, verwaiste Ladenlokale, Hunderte gestrichene Jobs - das Aus des Haller Modeherstellers Gerry Weber hat zahlreiche schmerzhafte Folgen gehabt. Manche Konsequenzen zeigen sich indes erst verzögert. Nun gibt es Diskussionen um die Zukunft des Outlets im Ravenna-Park. Es war einst voll auf die Bedürfnisse des Modekonzerns zugeschnitten. Der hatte ein gigantisches Logistikzentrum errichtet - und im angrenzenden Werksverkauf sollte auch zu größten Teilen Mode aus dem Hause Gerry Weber verkauft werden. Das wurde eigens im Bebauungsplan festgesetzt. Nicht zuletzt, um den Haller Einzelhandel vor weiterer Konkurrenz aus dem Ravenna-Park zu schützen. Die Festsetzungen binden Logistikzentrum und Outlet quasi aneinander: Auf den bis zu 4.500 Quadratmetern Fläche darf im Kernsortiment nur Ware des Logistikzentrum-Betreibers verkauft werden, auf bis zu 1.750 Quadratmetern in diesem Outlet wäre ein &bdquo;zentrenrelevantes Ergänzungssortiment“ mit Bekleidung anderer Hersteller möglich, auf bis zu 200 Quadratmetern kämen &bdquo;Randsortimente“ wie Schuhe und Modeaccessoires hinzu, weitere bis zu 450 Quadratmeter dürften für &bdquo;nicht zentren- und nicht nahversorgungsrelevante Randsortimente“ genutzt werden. Welt in Halle ist nach dem Aus von Gerry Weber eine andere geworden Nun ist die Welt nach der Insolvenz und Abwicklung von Gerry Weber - nur die Marke lebt im Online-Verkauf noch weiter - eine grundlegend andere geworden. Das Modeunternehmen Walbusch hat Logistikzentrum und Outlet übernommen. Und um das Outlet wirtschaftlich weiter betreiben zu können, möchten die Solinger die Bindung nun aufheben. Sie haben bereits Nachfolgemarken für Gerry Weber gefunden: Camel, Betty Barclay, Benvenuto Thomas Goodwin und Ahlers Fashion. Grundsätzlich will Walbusch das Outlet nicht erweitern - das Unternehmen möchte nur mehr Freiheit bei den Marken und nicht verpflichtet sein, wesentliche Bestandteile des Werkverkaufs mit eigenen Produkten zu bestreiten. Nur so sei er wirtschaftlich zu betreiben. Dafür ist allerdings eine Änderung des Bebauungsplans nötig, die jetzt im Haller Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss diskutiert wurde. Lesen Sie auch: Nach Gerry-Weber-Aus: Outlet an der A33 im Kreis Gütersloh ab sofort geöffnet Zu Gast war dort Jörg Lehnerdt von der BBE-Handelsberatung. Der Experte sollte die Auswirkungen der größeren Markenfreiheit im Ravenna-Park auf den Haller Einzelhandel bewerten. &bdquo;Ganz wichtig ist dabei, dass das Outlet nicht größer wird“, betonte Lehnerdt. Im &bdquo;Worst Case“ bezifferte er den zusätzlichen jährlichen Umsatz eines Outlets gegenüber 2021 (13,5 Millionen Euro in einem Corona-Jahr) mit 4,5 Millionen Euro. &bdquo;Und dieser zusätzliche Umsatz käme dann aus Bielefeld, Gütersloh, Osnabrück, dem Online-Handel - und auch von Anbietern aus Halle.“ Das Fazit des Handelsexperten: &bdquo;Es ist nicht zu erwarten, dass es eine mehr als unwesentliche Auswirkung auf den Haller Einzelhandel gibt.“ Hebe man die Kopplung hingegen nicht auf, entziehe man dem Outlet die Grundlage. Haller Kaufleute sehen Konkurrenz durch Marken im Ravenna-Park Mit dieser Entwarnung wollten sich vor allem die Vertreter der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW) aber nicht zufriedengeben. Ihr Vorsitzender Dieter Büsselberg kritisierte: &bdquo;Ein Umsatzwachstum um 4,5 Millionen Euro würde 33 Prozent mehr für das Outlet bedeuten. Das trifft die Innenstadt.“ Und letztlich sei es egal, ob dort klassische Outlet-Ware verkauft würde: &bdquo;Da werden Marken angeboten, vor allem Mittelmarken, wie es sie auch in der Haller Innenstadt gibt.“ Büsselberg sprach eine emotionale Warnung aus: &bdquo;Wenn wir das machen, können wir bald ein schwarzes Schild mit der Aufschrift &bdquo;Hier war der Fachhandel“ anbringen.“ Lesen Sie auch: Räumungsverkauf bei Outlet im Kreis Gütersloh – Unternehmen verlassen das Areal Die Kommunalpolitiker betonten zwar, die Sorgen der Haller Händler ernst zu nehmen und auch künftig auf die Einhaltung der Regeln für das Outlet zu achten. Büsselbergs Szenario mochten sie parteiübergreifend allerdings indes nicht folgen: &bdquo;Viel wichtiger für die Händler ist, dass wir unsere Innenstadt schnell neu gestalten“, sagte Manfred Stockhecke (UWG). Jochen Stoppenbrink von den Grünen betonte: &bdquo;Die Entscheidung zum Bau dieses Outlets ist vor zwölf Jahren gefallen. Sein Charakter ändert sich nur unwesentlich.“ Jörg Lehnerdt von der BBE stellte klar: &bdquo;Sie müssen aushalten, dass hier mehr erlaubt ist, als stattfinden wird.“ Mit großen Handelsunternehmen sei hier ebenso wenig zu rechnen wie mit einem hohen Anteil hochwertiger, aktueller Marken. &bdquo;Alles geht in Outlets nicht, wenn sie wirtschaftlich betrieben werden sollen.“ Stadt Halle mit &bdquo;positiver“ Haltung zu Plänen von Walbusch Die Verwaltung hatte bereits im Vorfeld ihre &bdquo;positive Grundhaltung“ zur Änderung des Bebauungsplanes signalisiert - letztlich zog die Politik nach. Einstimmig wurde die Änderung des Bebauungsplans beschlossen. Walbusch darf sich im Ravenna-Park jetzt also breiter aufstellen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den Whatsapp-Kanal der NW Gütersloh

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