Darf Karneval in Rheda-Wiedenbrück gefeiert werden?

Rheda-Wiedenbrück. Liebend gerne würden die Karnevalisten groß feiern, schunkeln und tanzen. "Wenn wir dürfen, dann sind wir zur Stelle", sagt Guido Lütkewitte, Vorsitzender des Rosenmontagskomitees. Weil aber derzeit vieles unklar ist, "planen wir mit angezogener Handbremse", sagt sein Vertreter Sven Grabau. Eines haben die Verantwortlichen für das närrische Treiben in der Stadt entschieden, und zwar bevor Bundesgesundheitsminister Jens Spahn "vorgeprescht" war mit der Aussage, sich in der Pandemie nicht vorstellen zu können, dass Karneval gefeiert wird. Da hatten der Wiedenbrücker Carnevalsverein (WCV) Grüne Funken, die Karnevalsgesellschaft (KG) Helü, die Linteler "Ecke Sagemüller" und das Rosenmontagskomitee bereits getagt und entschieden, dass es 2020 keine Großveranstaltung geben wird. "Wir lassen die Stadt und die Vereine nicht hängen" In die neue Session wollen die Karnevalisten zwar starten, "je nach Gesetzeslage am 11.11.", sagt Lütkewitte. Grüppchen der Vereine träfen sich auch. Doch ein neues Prinzenpaar wird nicht proklamiert. Thorsten I. und Doris I. Hvala hängen eine Session dran. "Als die Schützenfeste abgesagt wurden, haben wir uns so etwas schon gedacht und uns beraten", sagt Hvala. Das Ergebnis: "Wir lassen die Stadt und die Vereine nicht hängen und verlängern um ein Jahr." Dasselbe gilt für das Kinderprinzenpaar der KG Helü Leon I. Holtkamp und Lena I. Friedrich und die Linteler Jecken. Dort sind die Schützenkönige des Sommers automatisch das Prinzenpaar im Winter. Lisa Hofmeister und Nico Hollenbeck sind wegen der Pandemie bereits zum zweiten Mal das Schützenkönigspaar. "Jetzt sind wir noch mal in der schönen Pflicht, Prinzenpaar zu sein." 150 Besucher in der Stadthalle? Dazu gehört es auch, richtig zu feiern - oder gar nicht. In Lintel ist die Karnevalssitzung am Samstag vor Rosenmontag. "Dafür gehen wir mit viel Geld in Vorkasse", spricht Ralf Schöppner von einem hohen vierstelligen Betrag für einen kleinen Verein. Sollte nur die Hälfte der sonst üblichen Gäste zulassen sein, werde es finanziell eng. Das gilt auch für andere. "Nach aktuellem Stand dürften nur 150 Besucher in die Stadthalle kommen", sagt KG-Vorsitzender Jörg Johannpaschedag. Nach der Sitzung sei sie Aftershow-Party sehr wichtig, mit Schwof und Spaß. "Wenn es gut läuft, kommen wir auf eine schwarze Null". Dann aber müsste der Saal voll sein. "Nicht noch mal bundesweit in den Medien sein" "Die Leute wollen wieder richtig feiern, sie haben lange genug zu Hause gesessen", meint Hvala. Sollte die Pandemie es zulassen, steigen WCV-Prunksitzung und KG-Galaabend. "Wir sind gut vorbereitet", spricht Norbert Falkenberg, Vorsitzender der Grünen Funken, von langfristigen Planungen und gut trainierten Garden. Abgesagt sei für 2021 noch nichts, betonen die Vereine. Auch nicht der Rosenmontagszug. Obwohl sich Johannpaschedag schwer vorstellen kann, "am 15. Februar durch die Stadt zu ziehen, wenn die Weihnachtsmärkte vorher gecancelt werden". Zum Karneval gehöre die Nähe der Menschen zueinander - mit Schunkeln und Bützen. Klar ist allen Karnevalisten, dass die Gesundheit Vorrang hat. "Nach dem Lockdown wegen Tönnies wollen wir nicht noch mal bundesweit in den Medien sein", sagt der KG-Vorsitzende. "Da setzen wir lieber einmal aus, und zwar hoffentlich nur einmal", meint Hollenbeck. Angst um das von ihnen gelebte und gepflegte Brauchtum haben die Karnevalisten nicht. "Wir machen das wie die Schützen, wir halten zusammen", so Grabau. Der Karneval verändere sich nicht, meint Lütkewitte mit Blick auf die Vergangenheit. Zwei Male wurde der Rosenmontagszug abgesagt: 1990 wegen Orkan Vivian und 1991 wegen des Golfkriegs. Damals hatte es zuvor auch keinen Sitzungskarneval gegeben. Den geben die Vereine jetzt noch nicht verloren. Nachdem sie die ersten waren, die zu Beginn dieses Jahres in der neuen Stadthalle gefeiert haben, "sind wir vielleicht auch 2021 wieder die ersten dort", meint Johannpaschedag.

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