Grüne wollen in Rheda-Wiedenbrück zweitstärkste Kraft im Rat werden

Rheda-Wiedenbrück. Die Bündnisgrünen liegen bundesweit im Trend. "Auch bei uns mischen sich viele ein, das ist neu und interessant für uns, das gibt uns einen Schub", sagt Volker Brüggenjürgen. Diesen Schub wollen die Bündnisgrünen, die rund 40 Mitglieder zählen, bei der Kommunalwahl am 13. September nutzen, um im Stadtrat "mindestens zweitstärkste Kraft zu werden". Zuversichtlich peilen sie ein Wahlergebnis "von 20 plus x" an. Schaffen wollen die Bündnisgrünen die Veränderung der politischen Lage im Rat mit einem Wahlprogramm, das auf "unserer guten Ratsarbeit aufbaut". Sie beanspruchen in der "konsequenten, ökologischen Sozialpolitik ein Alleinstellungsmerkmal". Würden sie zweitstärkste Kraft, "wäre die enge Verzahnung von CDU, Bürgermeister und Verwaltung vorbei, dann gelten andere Prioritäten, als einzelne Lobbygruppen zu unterstützen", sagt Brüggenjürgen. Die Kommunalwahl biete die Chance, "Verkrustungen aufzubrechen", ergänzt Sonja von Zons, Bürgermeisterkandidatin. Radschnellweg entlang der Hauptstraße Die Bündnisgrünen setzen ihrem Wahlprogramm - gedruckt mit einer Auflage von 16.000 Exemplaren - auf den Klimaschutz. Die Gründung der Stadtwerke sei ein erster Schritt gewesen. "Unser Ziel ist es nun, dass Rheda-Wiedenbrück in 10 bis 15 Jahren energieautark ist", sagt Hermann Heller-Jordan. Eigener grüner Strom und Heizwärme sollen erzeugt werden. Brach- und Rasenflächen sollen renaturiert und zu Lebensräumen für Insekten und Vögeln werden. Der zunehmenden Versiegelung der Landschaft soll Einhalt geboten werden. Der Radverkehr soll sich bis 2025 "mindestens verdoppeln". Augebaut werden soll ein zusammenhängendes Radwegenetz für die gesamte Stadt. Priorität hat ein Radschnellweg entlang der Hauptstraße. "Das ist eine Herzensangelgenheit", verweist Andreas Hahn darauf, mit dieser Forderung bereits zum dritten Mal Kommunalwahlkampf zu machen. "Die anderen sind ja nicht dagegen, aber keiner gibt Gas." Erneuert wird die Absage an den seit 30 Jahren geplanten Südringschluss. Eine Abkehr wollen die Bündnisgrünen von der Förderung des motorisierten Individualverkehrs. Sie setzen sich für Stadtbusse im Taktverkehr ein. "Mal trauen, in der Innenstadt höher zu bauen" Nicht mehr Discounter, sondern mehr Wohnungen, "die den finanziellen Möglichkeiten von Otto Normalverbraucher entsprechen", soll es geben. Ein grüner Antrag für mindetens 25 Prozent sozialen Wohnungsbau in Neubaugebieten "ist vor sechs Jahren abgeschmettert" worden, erinnert Peter Rentrup. Das alte Ziel soll nach der Wahl umgesetzt werden. Einsetzen werden sich die Bündnisgrünen für eine kommunale Wohnungsbauinitiative. Sie sind für flächenschonendes Bauen. "Man muss sich auch mal trauen, in der Innenstadt höher zu bauen", so Rentrup. Nachhaltig soll die Ausweisung von Gewerbegebieten sein. Dabei zielt die Partei auf "eine Wirtschaft, die das Gemeinwohl im Blick hat". Gesetzt wird auf Unternehmen, die Arbeitsplätze für gut qualifizierte Facharbeiter schafft und nicht auf "Gewerbeansiedlungen, die maßlos viele Flächen verbrauchen, eine hohe Umweltbelastung mit sich bringen oder nur wenige, schlecht bezahlte Arbeitsplätze anbieten". "Soziale Folgekosten dieses (leider legalen) Schweine-Systems" Am Thema Werkvertragsarbeiter bei Tönnies "sind wir seit Jahrzehnten", so Brüggenjürgen. Das bleibe. "Wir sind die lauteste und kritischste Simme, geht es um das Fleischwerk", sagt Hahn. Zwar hofft er, dass es nach den Versprechungen des Unternehmens besser werde, "aber wir begleiten das weiter kritisch". Denn die Gesellschaft müsse die "sozialen Folgekosten dieses (leider legalen) Schweine-Systems" tragen. Sorgen um menschenwürdige Wohn- und Lebensbedingungen, Beratung und Aufklärung, Sprachunterricht und medizinische Versorgung "kann nicht allein der Stadt und uns Bürgern zugeschoben werden". Das Bildungsangebot in Kitas und Schulen nennen die Bündnisgrünen "erfreulich breit gefächert". Da soll kein Rotstift angesetzt werden. Mehr Ressourcen seien nötig bei der Integration und Förderung ausländischer Kinder. Mit Blick auf die fast 6.000 aus Osteuropa hier lebende Menschen und deren Söhne und Töchter brauche es mehr Beratungs- und Integrationsmaßnahmen. Schulen müssten stärker bei der Betreuung und dem Unterricht dieser Kinder unterstützt werden.

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