Bürgermeister verdonnert Tönnies-Dienstleister, sich um Mitarbeiter zu kümmern

Rheda-Wiedenbrück. Die Versorgung der unter Quarantäne gestellten Tönnies-Mitarbeiter in Rheda-Wiedenbrück macht Theo Mettenborg zur Chefsache. Der Bürgermeister hat am Samstag alle für Tönnies tätigen Dienstleistungsunternehmen, deren Beschäftigte in Rheda-Wiedenbrück wohnen, in einem gemeinsamen Gespräch dazu verdonnert, deren Versorgungslage zu sichern. Die Stadt sagt dabei Unterstützung zu. Auch die SPD Rheda-Wiedenbrück ruft Mettenborg auf, sich für Familien, Ältere und insbesondere für die von der häuslichen Quarantäne betroffenen Arbeitnehmer einzusetzen. &bdquo;Die SPD fordert, zeitnah und umfänglich für Aufklärung und Unterstützung zu sorgen, sowie konkrete Maßnahmenpläne zu benennen", erklärt SPD-Ortsvereinsvorsitzende Michaela Koroch. Versorgungsstrukturen sollen eingerichtet werden Die Pläne legt Mettenborg nach dem Treffen mit den Personaldienstleistern nun vor. &bdquo;Wir sind uns einig, dass alle Werkvertragsarbeitnehmer in ihrer häuslichen Quarantäne durch die jeweiligen Subunternehmen versorgt werden müssen", erläutert er in einer Pressemitteilung. Zusammen mit Vertretern der 13 Firmen hat der Bürgermeister am Samstag im Rathaus Wege zur Bewältigung der Krise gesucht. Mettenborg hat nach eigener Aussage bei dem Treffen &bdquo;die klare Erwartungshaltung formuliert, dass die Dienstleistungsunternehmen schnellstmöglich die notwendigen Versorgungsstrukturen einrichten, um ihre Mitarbeitenden mit Lebensmitteln versorgen zu können". Die Stadt werde diese Versorgung unterstützen. Wo der Aufbau dieser Versorgungsstrukturen nicht sofort für alle funktioniere, stünden weitere Hilfen zur Verfügung. Der Aufbau der notwendigen Versorgungsstrukturen und die damit einhergehenden Organisationsprozesse sollen schnell umgesetzt werden. Damit die Versorgung von Anfang an reibungslos sichergestellt werden kann, können während der Aufbauphase die Dienste des DRK oder der Bundeswehr unterstützend hinzugezogen werden. Das Deutsche Rote Kreuz habe bereits Hilfe angeboten. Auf die folgenden Kernaussagen haben sich die Gesprächsteilnehmer geeinigt: Alle Vertreter der Dienstleistungsunternehmen wissen um die Notwendigkeit, die ihnen anvertrauten Mitarbeitenden mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfes zu versorgen. ´ Alle Dienstleistungsunternehmen stellen Personengruppen ihres Unternehmens zusammen, die die Versorgung der in häuslicher Quarantäne Befindlichen sicherstellen. Über die Stadt erhalten diese Personengruppen eine Bescheinigung, um die notwendigen Lebensmittel einkaufen und verteilen zu können. ´ Für den zeitnahen Datenaustausch bitten die Dienstleistungsunternehmen, direkt vom Kreisgesundheitsamt die aktuellen Fallzahlen und Adressen schnellstmöglich mitgeteilt zu bekommen. &bdquo;Alle Anwesenden sind sich der Brisanz der aktuellen Situation deutlich bewusst", schreibt Mettenborg den Firmen, die von der Vermittlung der Arbeitskräfte profitieren, ins Gewissen. Zudem verpflichten sich die Personaldienstleister, die Beschäftigten über die Unterschiede von Arbeitsquarantäne und häuslicher Quarantäne und die daraus resultierenden Verhaltensregeln in jedem Fall in den jeweiligen Muttersprachen zu informieren. Die Teams des städtischen Ordnungsamtes kontrollieren weiterhin die Einhaltung der Quarantäne. Sie erhalten Unterstützung von Mitarbeitern des DRK, eines Sicherheitsdienstes sowie zusätzlichen Polizeikräften. &bdquo;Schockstarre, Betroffenheit und auch Wut" Mit einer &bdquo;Mischung aus Schockstarre, Betroffenheit und auch Wut" hat die SPD Rheda-Wiedenbrück auf die neuesten Entwicklungen der Zahl an Covid 19 erkrankten Beschäftigten bei Tönnies reagiert. &bdquo;Die vom Kreis getroffenen Maßnahmen, Quarantäne und die Schließung von Kitas und Schulen bringen viele Bürgerinnen und Bürger in eine dramatische Lage, die rasches Handeln erfordert", schreibt Michaela Koroch. Am Wochenende hatten erneut mehrere hundert Menschen, darunter viele Familien, vor den Werkstoren bei Tönnies mit Transparenten und Plakaten gegen die dortigen Zustände protestiert und auf die unmittelbaren Folgen für Eltern mit Kindern im Kita- und Schulalter hingewiesen. &bdquo;Betroffene Gruppen brauchen mehr als warme Worte", so die SPD. Es gehe um konkrete Hilfe für Familien, die von einem auf den nächsten Tag ohne Betreuung dastünden. Auch ältere Menschen, die aus Risikogründen nicht mehr aus dem Haus gehen können, müssten unterstützt werden. Dass sich die Wut einiger Mitbürger und Protestler ausgerechnet gegen die Menschen richtet, die bei Tönnies unter den widrigen Umständen arbeiten und nun selbst die Hauptbetroffenen sind, ist für die SPD unhaltbar. &bdquo;Die werden in der Öffentlichkeit zunehmend ausgegrenzt, diffamiert und auch bedroht", kritisiert Koroch. Die SPD verurteile &bdquo;aufs Schärfste" die Aussagen und Einschätzung von Tönnies-Vertretern, die Schuld für den Massenausbruch an Infektionen sei bei ausländischen Beschäftigten zu suchen, die aus ihrem Heimaturlaub zurückgekehrt sind. &bdquo;Dass Landrat Sven Georg Adenauer diese Einschätzung vorbehaltlos übernommen hat, ist an politischer und menschlicher Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten und kann nur als skandalös bezeichnet werden", erklärt Koroch. Die SPD fordere eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge, die zu der Situation geführt hätten. Entscheidungsträger beim Konzern, beim Land, das die Arbeitsschutzaufsicht trage, bei der Bezirksregierung und beim Kreis, der für Wohnraumkontrollen verantwortlich sei, zur persönlichen Verantwortung gezogen werden, falls ihnen fahrlässiges Handeln nachgewiesen werden kann, welches zu dieser Katastrophe beigetragen hat. SPD-Ratsmitglied Dirk Kursim wendet sich direkt an den Bürgermeister: &bdquo;Sind wir als Stadt personell gut genug aufgestellt und sind ausreichend Notunterkünfte vorhanden, um eine Einhaltung der Quarantäne fortlaufend sicher zu stellen?", fragt er. Kursim will ferner wissen, wer die Kosten für die Grundversorgung der in Quarantäne befindlichen Tönnies-Beschäftigten übernehme. Familienangehörige von Tönnies-Mitarbeitern haben Priorität FDP-Fraktionsvorsitzender Patrick Büker wendet sich vor der einsetzenden Reisewelle in den Ferien mit einem Vorschlag an die Öffentlichkeit. Um eine Ausbreitung des Corona-Virus zu vermeiden, müssten alle Familien, deren Kinder in der Schule oder Kindertagesstätte Kontakt zu möglicherweise Infizierten hatten, getestet werden. Familienangehörigen von Tönnies-Mitarbeitern sollten dabei mit Priorität getestet werden. Die FDP möchte hierzu von der Verwaltung wissen, ob die Stadtverwaltung Listen aller Klassen und Gruppen besitzt, die von in Quarantäne befindlichen oder gar infizierten Kindern besucht werden. Weiter fragt sie, ob und wie eine Information der betroffenen Eltern erfolgt und ob Corona-Tests für die betroffenen Mitschüler und ihre Familien vorgesehen sind. &bdquo;Die Entwicklung der Fallzahlen ist dramatisch. Unsere oberste Priorität hat der Schutz der Gesundheit aller", schreibt . Daher müssten Infektionsketten genauestens nachverfolgt werden. Eltern von Schul- und Kitakindern erwarteten zurecht Informationen, ob ein Risiko einer Infektion bestehe.

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