Warum der Fürst zu Bentheim-Tecklenburg den Ausbau der B64n bekämpft

Kreis Gütersloh. Es sei schon immer das Credo seiner Mutter gewesen, Straßen zu bekämpfen, sagt Maximilian Fürst zu Bentheim-Tecklenburg. Fürstin Sissi bestätigt die Worte ihres Sohnes mit einem energischen Nicken – bis heute fährt sie lieber mit der Bahn als mit dem Auto. Sie war dabei, als sich vor 46 Jahren die Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (GNU) im Kreis Gütersloh gründete und sie sitzt auch heute am Tisch im Kapitelsaal des ehemaligen Klosters Clarholz, um der geplanten Umgehungsstraße B 64n den Kampf anzusagen. Schneise durch die Kulturlandschaft Geht es nach den Planern von Straßen NRW, soll die Trasse nur wenige hundert Meter entfernt eine Schneise in die Landschaft schlagen. Eine Luftbildaufnahme zeigt, wie eng es für das alte Gemäuer und die Klostergärten wird, wenn die dreispurige Schnellstraße auf einem meterhohen Wall direkt hinter der historischen Allee Realität wird. &bdquo;Das Projekt bedroht eine jahrhundertealte Kulturlandschaft und eine monastische Tradition, die erhalten wurde. Hier kann man Geschichte erleben, wie sie vor 1.000 Jahren stattgefunden hat", sagt Fürst Bentheim, der heute gemeinsam mit seiner Frau Fürstin Marissa Menschen eingeladen hat, die ihre Heimat ebenfalls so lieben, wie sie ist. &bdquo;Solche bombastischen Straßen brauchen wir nicht", sagt Helene Bühlmeier, Vorsitzende des Heimatvereins Clarholz. Natur- und Denkmalschutz Neben ihr sitzt Elisabeth Meier. Die Sprecherin der Kulturlandschaft Sundern-Samtholz-Brock wuchs im früheren Försterhaus im Schatten des Klosters auf. &bdquo;Ich habe eine emotionale Beziehung zu diesem Ort. Die historischen Fakten und vor allem Aspekte des Denkmalschutzes wurden in der Diskussion bislang viel zu sehr vernachlässigt." Und dann ist da noch Gottfried Pavenstädt-Westhoff vom Freundeskreis Probstei Clarholz. Er kennt sich in der Geschichte der alten Gemäuer und der Region besser aus als die meisten anderen. Auch mit dem Axbach, dessen Wasser das Land hier einst fruchtbar machte und der wegen der Straße nun hunderte von Metern verlegt werden soll. Dieser Plan alarmiert Angelika Daum und Petra Brinkmann, die sich seit Jahrzehnten in der GNU engagieren. &bdquo;Wir finden das erschreckend. Der Bach soll auch noch das belastete Wasser von der Straße aufnehmen. Der vermehrte Verkehr bedroht Naturschätze. Wir wünschen uns endlich zeitgemäße Entscheidungen von Verkehrsminister Wüst, besonders in Bezug auf den Schienenverkehr", sagt Daum. Lärmschutz an der Trasse nicht geplant &bdquo;Laut Straßen NRW ist entlang der Trasse kein Lärmschutz geplant", sagt Elisabeth Meier, die den Protest in den betroffenen Gemeinden von Warendorf über Beelen bis Herzebrock-Clarholz engagiert begleitet. &bdquo;Hier muss man den Bürgern reinen Wein einschenken. Die Trasse bedeutet einen Wertverlust der Immobilien in den Siedlungen", betont Fürst Bentheim. Naherholung und Tourismus &bdquo;Das Kloster ist ein historisches Highlight. Wir arbeiten an der touristischen Erschließung und wollen besonders den Radtourismus ankurbeln – da ist die Straße absolut kontraproduktiv." Früher führte eine unscheinbare Tür auf der Rückseite des Klosters in den privaten Garten des Propstes, heute ist das grüne Paradies für Besucher erschlossen. Im Westen schließt sich der Labyrinthgarten des belgischen Künstlers Jan Vercruysse an, der eine begehbare Skulptur aus Pflanzen und Möbeln erschaffen hat. &bdquo;Wir sind Mitglied im europäischen Gartennetzwerk. Der Garten wurde der Bevölkerung zur Verfügung gestellt und im Sommer ist hier viel los." Für den Fürsten sind diese Standortfaktoren gefährdet. Folgen für die Landwirtschaft &bdquo;Durch die Trasse werden Äcker durchschnitten und es bleiben Stücke, die nicht mehr bewirtschaftbar sind. Das geht an die Existenz der Landwirte", sagt Pavenstädt-Westhoff. Mehr Züge und Lkw-Verbot &bdquo;Der ÖPNV ist hier zurzeit mit nur einem Zug pro Stunde nach Münster nicht attraktiv. Es ist Zeit für eine Verkehrswende", sagt Matthias Landwehr, der für den BUND-Kreisverband Gütersloh am Tisch sitzt. &bdquo;Die Schiene ist ja schon direkt da, man muss sie nur erweitern." Und die jetzigen Belastungen der Ortschaften durch den Lkw-Verkehr könnte man laut Meier mit einem Durchfahrtverbot reduzieren – nach dem Lückenschluss sei die A 33 eine Alternative.

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