Überraschende Entscheidung im Kreis Gütersloh: Kita soll plötzlich geschlossen werden

Kreis Gütersloh/Herzebrock-Clarholz. In Clarholz kämpfen die Eltern der Kita &bdquo;Villa Lindenbaum“ für den Erhalt ihrer Kita. In einem offenen Brief wenden sie sich an die Politiker ihrer Gemeinde, im Kreis und im Land. Sogar die zukünftige Landrätin Ina Laukötter ist mit im E-Mail-Verteiler. Mitte Juli hatte die Kreisverwaltung den Eltern - und per Pressemitteilung auch dieser Zeitung - mitgeteilt, dass aus dem ursprünglich geplanten Neubau der Kindertageseinrichtung &bdquo;Villa Lindenbaum“ in Clarholz nichts wird. Grund sei - entgegen anderer Prognosen - ein Rückgang der Anmeldezahlen bei den Kitas. Ein Blick zurück: Die Kita &bdquo;Villa Lindenbaum“ am Otto-Dix-Weg 6 war und ist ein Provisorium in Containern. Aufgrund hoher Bedarfe und der damaligen Kinderzahlen fiel im Oktober 2021 die Entscheidung im Jugendhilfeausschuss des Kreises, eine neue Kita im Ortsteil Clarholz zu errichten. Die Kita sollte ursprünglich ab August 2023 an den Start gehen. Eltern verstehen Entscheidung nicht Doch die Suche nach einem geeigneten Standort gestaltete sich als schwierig, ebenso die Finanzierung. Um den Bedarf an Kitaplätzen kurzfristig zu decken, hatte sich der beauftragte Träger der zukünftigen Kita Global Education bereit erklärt, mit Unterstützung der Gemeinde Container als Übergangslösung einzurichten. Diese Übergangslösung soll nun auslaufen, der Neubau ist vom Tisch. Eine Entscheidung, die für Unverständnis bei den Eltern der betroffenen Kitakinder sorgt. &bdquo;Während andere Kitas in Herzebrock-Clarholz ihr Betreuungsangebot ausweiten - die Kita St. Christina mit zusätzlichen Plätzen, die Kita St. Norbert mit einer neuen Gruppe sowie neuen U3-Plätzen - steht unsere Einrichtung vor dem Aus“, schreibt Linus Kemper, Vorsitzender des Elternbeirats der Kita. Sein vierjähriger Sohn Matthis besucht die Kita. Ob er im letzten Kindergartenjahr vor seiner Einschulung die Einrichtung noch einmal wechseln muss, ist noch nicht klar. &bdquo;Die Übergangslösung der Villa Lindenbaum in Containern bleibt zunächst bestehen und soll auch im Kitajahr 2025/26 eine verlässliche Betreuung gewährleisten“, schrieb der Kreis im Juli in seiner Pressemitteilung. Lesen Sie auch: Endgültiges Kita–Aus in Gütersloh: Enttäuschte Eltern wollen sich weiter wehren Möglicher Fusionspartner ist abgesprungen Laut Linus Kemper steht die Kita ab 1. August 2026 ohne Träger da, ein möglicher Fusionspartner sei abgesprungen. &bdquo;Was passiert mit unseren Kindern, wenn die Kita schon im kommenden Jahr nicht mehr existiert?“, fragt er. In einem Gespräch mit den Eltern im August hatte der Kreis einen Weiterbetrieb bis 2027 in Aussicht gestellt. &bdquo;Die verlässliche Betreuung der Kinder in den nächsten zwei Jahren ist oberstes Ziel“, hieß es nach dem Gespräch seitens des Jugendamtes. &bdquo;Für die Weiterführung ab 01. August 2026 befindet sich der Kreis Gütersloh zurzeit noch in Gesprächen. Den Eltern wurde zugesagt, dass sie im Herbst 2025 dazu eine Rückmeldung erhalten“, sagt Barbara Grube, Sachgebietsleiterin Kindertagespflege beim Kreis Gütersloh. Die Situation des notwendigen Rückbaus von Plätzen sei auch für den Kreis Gütersloh neu und die Schließung der Kita &bdquo;Villa Lindenbaum“ sei sehr bedauerlich für alle Betroffenen. &bdquo;Die plötzliche Änderung der Planungen hat uns genauso überrascht wie die Eltern“, sagt Daniel Erler, Sprecher des Trägers &bdquo;PME Familienservice“. &bdquo;Als wir den Zuschlag für die Trägerschaft erhalten haben, sind wir von einem langfristigen Engagement ausgegangen. Sonst hätte PME sich nicht beworben“, ergänzt er. Eltern fürchten um verlässliche Betreuung Der Träger betreibt im Kreis Gütersloh noch weitere Kitas in Gütersloh, Halle und Schloß Holte-Stukenbrock. Dorthin könnten die Mitarbeitenden nach Betriebsende im kommenden Jahr wechseln - wenn der Wunsch und die Kapazität bestehe, schränkt Erler ein. Derzeit werden in der &bdquo;Villa Lindenbaum“ 48 Kinder von zehn Mitarbeitenden betreut. &bdquo;Wie soll die Betreuung in den kommenden Monaten gewährleistet werden, wenn Erzieherinnen und Erzieher sich - verständlicherweise - nach neuen Stellen umsehen?“, fragt der Elternbeirat besorgt. Sie fürchten um die verlässliche Betreuung, befürchten gar, dass Eltern dann ihre Arbeit aufgeben müssen oder verlieren könnten. Bürgermeister Marco Diethelm hat sich im Gespräch mit Linus Kemper die Sorgen der Eltern angehört. Da die kleine Gemeinde kein eigenes Jugendamt hat, wird die Kindergartenbedarfsplanung vom Kreis übernommen - wie für alle anderen Kommunen im Kreis mit Ausnahme von Gütersloh, Verl und Rheda-Wiedenbrück auch. &bdquo;Ich sehe meine Aufgabe als Vermittler“, so Diethelm. Lesen Sie auch: Hanfplantage neben Kita im Kreis Gütersloh gebaut: Anwohner protestieren gegen WG Im Gespräch konnte er in dieser Woche aber bereits geraderücken, dass in den Kitas St. Christiana und St. Norbert mitnichten zusätzliche Plätze geschaffen wurden. &bdquo;Die Umwidmung einer Gruppenform von Über-Dreijährigen zu Unter-Dreijährigen führt durch einen anderen Betreuungsschlüssel sogar zu weniger Angebot“, erläutert er. Es sei auch nicht richtig, dass ein Partner für die Weiterführung der Kita bis 2027 abgesprungen sei. &bdquo;Der Kreis Gütersloh arbeitet daran“, ist er zuversichtlich, dass spätestens im November eine Lösung spruchreif werde. Wenn nötig, könne sich auch der Jugendhilfeausschuss der Gemeinde in einer Sondersitzung mit dem Thema befassen, stellt er in Aussicht.

Meistgelesen