Trauer um Modeunternehmer aus dem Kreis Gütersloh: Heiner Bessmann stirbt mit 86 Jahren

Marienfeld. Sein Leben lang war er ein Mann der Tat. Seinem Heimatort hinterlässt er ein Lebenswerk, das weit über sein Schaffen als Unternehmer hinausragt. Jetzt ist Heiner Bessmann, Marienfelder, Modemacher, Mäzen und Mitbürger, im Alter von 86 Jahren in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gestorben. In den vergangenen Monaten konnte Heiner Bessmann seine geliebte Spazierrunde auf dem auf seine Initiative angelegten Weg rund um den Mühlenteich am Kloster, auf der man ihn über lange Zeit verlässlich jeden Tag antreffen konnte, nicht mehr absolvieren. Dabei hat Bewegung in jeder Hinsicht sein Leben geprägt. Seine Wanderjahre haben Heiner Bessmann und damit sein Wirken als Unternehmer ein Leben lang geprägt. Geboren ist der Marienfelder Modeunternehmer am 22. Juni 1939 in seinem Elternhaus, das heute noch auf dem Firmengelände steht. Den Mann, der sein Heimatdorf so sehr liebte, in dem er als ältestes von sechs Kindern aufwuchs, zog es schon früh in die weite Welt hinaus. Nach der Lehre bei seinem Vater, dem Marienfelder Schneider Anton Bessmann, ging er von Köln über die Schweiz weiter nach Istanbul. Schlug sich als Tramper durch Nordafrika bis nach Tunesien durch. Und kehrte erst 1961 über Sizilien nach vier Jahren zurück in seine westfälische Heimat. Lesen Sie auch: Bessmann-Gelände im Kreis Gütersloh – Unternehmen legt neuen Masterplan vor Fernweh treibt den Unternehmer in verschiedenste Ecken der Welt &bdquo;Mein Fernweh hat mich in meinem Leben insgesamt siebenmal um den Globus geführt“, hatte Heiner Bessmann noch zu seinem 80. Geburtstag, den er ohne Pomp im kleinen Kreis feierte, ausgerechnet. Seiner MS-Erkrankung, über die er ganz offen sprach, trotzte er mit dem ihm eigenen eisernen Willen, der ihn sein Leben lang ausgezeichnet hatte. Seine Zähigkeit bewies Heiner Bessmann mit dem Ausbau des väterlichen Lohnunternehmens, in dem er mit vier Mitarbeitern und geliehenen Maschinen einst gestartet war. &bdquo;Ich habe aus der Not vier Mal den Beruf gewechselt, war Maßschneider, Konfektionsproduzent, Großhandelskaufmann und Werbefachmann“, sagte der Selfmademan einmal über sich selbst. Der immer flexibel reagierende Bessmann erkannte früh die Zeichen der Zeit. Maßarbeit sei im Schneiderhandwerk irgendwann nicht mehr gefragt gewesen. Wegen der sich rasant verändernden Märkte stieg er in den 70er-Jahren auf schnelle Produktion statt Konfektion um. Die passive Lohnveredelung ließ sich nur mit der Produktion im Ausland, zunächst in Ost- und Südeuropa, später in Asien, erhalten. Am Stammsitz fertigten seine Schneider aus eigenen Stoffen noch anspruchsvolle Damenbekleidung wie Mäntel und Kostüme. Alles andere wurde zugekauft. Mit dem Direktverkauf in Marienfeld erfand Heiner Bessmann ein neues Geschäftsmodell. Sein Geburtshaus wurde Näherei und Fabrikverkauf, erinnerte er im Gespräch mit der Neuen Westfälischen vor wenigen Jahren daran, wie einst Zigarrenkisten als &bdquo;Kasse“ dienten. Unternehmer unterstützt in seiner Heimat viele Projekte Im Jahr 2001 stellte er die eigene Näherei ein. Heute arbeiten fast 300 Mitarbeiter für Bessmann. Er selbst hatte bereits 2004 seinem Sohn Volker die Verantwortung als gleichberechtigtem geschäftsführenden Gesellschafter übertragen. Parallel setzte Heiner Bessmann, Vater von vier Kindern, sich und dem Klosterdorf mit seinen translozierten Fachwerkhäusern aus der westfälischen Region ein prägendes Denkmal. Diese integrierte er ganz oder in Teilen als stimmiges Ensemble auf dem Gelände, das immer noch weiter wächst. &bdquo;Das ist unsere Corporate Identity“, sagt er. Der Bauerngarten mit dem Teich und den beiden großen Giebelhäusern war bis zu seinem Tod sein Lieblingsplatz. Insbesondere seine Initiative für das Translozieren und den Wiederaufbau des Bürgerhauses, das zum Zentrum des Dorf- und Vereinslebens gewachsen ist, bleibt sein Vermächtnis für seine geliebte Heimat. Der Textil-Unternehmer war es, der mit seiner Spende den Bau des Bürgerhauses erst ermöglichte. Lesen Sie auch: Unternehmer-Gattin von Gütersloher Miele-Seniorchef gestorben Die Finanzierung des Rohbaus samt des Ständerbau-Fachwerks hatte Bessmann gesichert und dem Trägerverein für den Innenausbau noch eine 100.000-Euro-Spende zugesteckt. Seit der Eröffnung gab es dort bereits fast 2.400 Veranstaltungen. Auch den &bdquo;Eierberg“, den Generationen Kindern in Marienfeld als ihren winterlichen Rodelberg nutzten, hatte er wieder herrichten lassen. Doch es waren nicht nur die nach außen sichtbaren Werke, die typisch für Heiner Bessmann waren. Viele werden dankbar und still Heiner Bessmann gedenken, der ohne großes Aufheben und im Hintergrund vielen Menschen in Not half.

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