Bekannter Hausarzt im Kreis Gütersloh geht nach 35 Jahren endgültig in den Ruhestand

Harsewinkel. Viele Patientinnen und Patienten, die sich über viele Jahre von ihm haben behandeln lassen, haben sich in den vergangenen Wochen auch ohne Erkältung und sonstige Symptome noch mal schnell einen Termin geben lassen. Um sich persönlich bei Franz Scharte zu verabschieden. Der promovierte Mediziner hat in dieser Woche seinen allerletzten Arbeitstag absolviert. Den schleichenden Rückzug ins Privatleben hat Franz Scharte schon am 31. August 2023 begonnen. Seinerzeit hatte er seine Praxis am Alten Markt an die &bdquo;Jomed“ verkauft. Seither wird die Praxis als Medizinisches Versorgungszentrum weitergeführt. Knapp eineinhalb Jahre hat Dr. Scharte noch mitgearbeitet und den Übergang beratend begleitet. Tatjana Giesbrecht, Fachärztin für Allgemeinmedizin, und seit ihrem Einstieg im Jahr 2007 seine langjährige vertraute Kollegin, hat er weiter im Praxisalltag unterstützt. Und Liviu-Ion Sandu, Facharzt für Innere Medizin beim Jomed-Ableger in Harsewinkel, hat er seit dessen Arbeitsaufnahme im Sommer den Einstieg erleichtert. &bdquo;Arbeit ist auch noch für eine weitere Ärztin oder Arzt genug da.“ Beruf war nie eine Belastung, sagt der Mediziner Seinen Beruf habe er nie als Belastung empfunden, sagt er. Was viel am guten Terminmanagement seines Teams gelegen habe. &bdquo;Ich war ja immer frei und konnte die Dinge selbst steuern“, erklärt der Harsewinkeler, der hier 1968 die Realschule abschloss und nach dem Abitur am Aufbaugymnasium Warendorf nach einem kurzen Abstecher ins Geologiestudium in Köln Humanmedizin studierte. Nach den ersten Berufsjahren in Köln zog es ihn zunächst in Gütersloh ins Städtische Klinikum, dann ins Elisabeth Hospital. Im Jahr 1989 ließ er sich in seiner Heimatstadt nieder. Lesen Sie auch: Hausarzt aus dem Kreis Gütersloh ist seit 25 Jahren selbstständiger Einzelkämpfer &bdquo;Wenn ich um 18 Uhr zur Probe mit dem Bachchor nach Halle musste, habe ich das auch geschafft“, sagt der leidenschaftliche Sänger, der sich schon auf die Bachtage freut. &bdquo;Im Advent haben wir das Weihnachtsoratorium 4 bis 6 von Johann Sebastian Bach aufgeführt“, sagt er. Der Jazzfan, aktives Mitglied im Farmhouse (&bdquo;Am liebsten am Grill“) ist auch im Projektchor &bdquo;Jazz 4 U“ in Detmold im Einsatz. Seiner Familie ist er für die immer verständnisvolle Unterstützung dankbar. Durch seine Kinder und Enkelkinder in Harsewinkel, Münster, Cambridge (UK), und Michigan (USA) ist er auch mit Familienreisen gut beschäftigt. Die klassische Allgemeinpraxis wird es bald nicht mehr geben Seinem Stab an Mitarbeiterinnen, von der Teamleitung bis zur Reinigungskraft, ist Dr. Scharte überaus dankbar. Viele seien langjährig in der Praxis, &bdquo;einige haben mich von ihrer Ausbildung bis zur Rente begleitet“, sagt er. &bdquo;Wir sind eine der wenigen Hausarztpraxen, die übernommen wurden“, macht Franz Scharte diesen Erfolg auch an der guten Organisation fest. Lesen Sie auch: Wechsel in Gütersloher Praxis: Duo verabschiedet sich – das sind die neuen Betreiber Umso mehr macht sich der meinungsstarke Mediziner, der nach der Facharztqualifikation Allgemeinmedizin (1989) und Innere Medizin (2005) noch Zusatzqualifikationen unter anderem in psychosomatischer Grundversorgung, Umwelt-, Sport- und Reisemedizin erwarb und mehrfach vom Fachmagazin &bdquo;Focus“ als &bdquo;empfohlener Arzt für die Region Gütersloh“ gelistet wurde, Gedanken über den Zustand und die Zukunft seines Berufsstandes. Die klassische Allgemeinpraxis werde es bald nicht mehr geben, analysiert er die Entwicklung. Was auch daran liege, dass Ärzte nach dem Studium allgemein lieber in den größeren Zentren blieben. Eines seiner vier Kinder sei nicht von ungefähr in Münster geblieben. Zudem spielten Faktoren wie die Work-Life-Balance und Teilzeitmodelle heute bei der nachwachsenden Generation eine viel größere Rolle. Kritischer Blick auf niederschwellige Leistungen in Apotheken Ideen aus dem Gesundheitsreformpaket von Minister Karl Lauterbach wie den &bdquo;Gesundheitskiosk“ für den niederschwelligen Einstieg und für medizinische Leistungen wie Impfungen etwa in Apotheken, sieht er kritisch. &bdquo;Zumal es da auch finanziell zu einer Schieflage käme“, befürchtet er. In den Parteiprogrammen für die vergangenen Wahlen und auch jetzt vor der Bundestagswahl im Februar soll zwar die Versorgung in Problemgebieten verbessert, das Land-Stadt-Gefälle verringert werden. &bdquo;Die klassische Einzelpraxis als Hausarzt- oder Facharztpraxis kommt aber nicht mehr vor“, prangert der Doktor an. Lesen Sie auch: Hausarzt-Praxis im Kreis Gütersloh bekommt Verstärkung durch neuen Mediziner &bdquo;Die jungen Ärztinnen und Ärzte können ja lesen“, sagt er mit seiner feinen Ironie. &bdquo;Für jede Verlängerung des Jahresfischereischeins werden die Gebühren angeglichen“, sagt der passionierte Angler. &bdquo;Aber wir Hausarztpraxen arbeiten immer noch nach der Gebührenordnung von 2001.“ Hausarzt habe viele Fortbildungen organisiert, heißt es Dass Scharte, der auch Vorsitzender der Ärztevertretung Hartmannbund im Kreis Gütersloh war, immer den Blick über den Tellerrand seiner eigenen Praxis geworfen hat, bescheinigen ihm auch seine Allgemeinmedizin-Kolleginnen und Kollegen der Harsewinkeler Praxen. &bdquo;Franz Scharte war Mitinitiator des Praxisverbundes Harsewinkel“, bedanken sich Ursula Strake, Peter Jünger, Uwe Horstmeier, Jan Zac und Martin Hartmann in einem Schreiben für dessen jahrelanges Engagement. Scharte habe zudem seit 2011 den gemeinsamen Qualitätszirkel geleitet, zudem viele Fortbildungen und gemeinsame Aktionen organisiert.

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