Überall Schnecken in Gärten im Kreis Gütersloh: Was hilft wirklich gegen die Plage?

Harsewinkel. Der milde Winter und viel Regen in den vergangenen Wochen und Monaten haben die Population so ungebetener wie verfressener Gartengäste stark wachsen lassen. Doch wie wird man die spanische Wegschnecke, die sich besonders häufig zeigt, und ihre Artgenossen wieder los? Ein schwieriges Unterfangen, wie die Umfrage von &bdquo;nw.de“ bei eingefleischten Natur- und Gartenfachleuten in der Region ergab. &bdquo;Für die Schnecken herrschen derzeit ideale Voraussetzungen, damit sie sich gut vermehren können“, lautet der Tenor. Mehr zum Thema: &bdquo;Viele Kunden sind verzweifelt“: Außergewöhnliche Plage in Bielefelder Gärten Entsprechend häufig fallen die besagten Nacktschnecken und ihre Haus tragenden Verwandten auf. Radfahrer sind auf den Wegen allenthalben im Slalom unterwegs, um den auf ihrer Schleimspur langsam aber stetig wandernden Schnecken auszuweichen. Tipp gegen Schnecken: Gartenbesitzer sollten früh und gezielt wässern &bdquo;Schnecken kommen vor allem in der Dunkelheit heraus, wenn es kühler und feuchter ist“, erklärt Maria Abeck-Brandes auf Anfrage. Die pensionierte Biologielehrerin und eifrige Naturschützerin schickt der Redaktion gleich eine ganze Liste von Tipps und Links zum Schneckenthema. Sonnenlicht und Sommerhitze trocknen die Tiere, die sich tagsüber in schattigen Bereichen verstecken, nämlich aus. &bdquo;Daher sollten Gartenbesitzer gezielt und möglichst früh morgens wässern“, lautet der Tipp, den auch das Team des Raiffeisenmarktes in Harsewinkel parat hat. Je weniger feucht es abends im Garten sei, desto seltener machen sich die Schnecken im Garten auf die Futtersuche. Mit dem morgendlichen Gießen bekommen die Pflanzen zwar Wasser, den Schnecken stehen aber durch die aufkommende Tageshitze keine Feuchtgebiete zur Verfügung. Am frühen Morgen seien die Schnecken zudem noch unterwegs, erklärt Abeck-Brandes, die für eine sanfte Methode bei der Schneckenbekämpfung plädiert: &bdquo;Die kann man auch ganz einfach aufsammeln und wegbringen.“ Um sich das Finden der langsamen Kriecher zu vereinfachen, sollten die Gärtner Dachziegel, Baumrinde oder Holzbrettchen und andere Dinge auslegen. Da diese einen Schutz vor der Hitze des Tages bieten, kriechen die Schnecken dort gerne unter – und lassen sich gezielt absuchen. &bdquo;Man sollte aber Handschuhe tragen“, lautet ein weiterer Tipp der Biologin. Gärtner im Kreis Gütersloh raten von der &bdquo;Bierfalle“ ab Das Thema Schneckenbekämpfung sorgt ohnehin für Diskussionen darüber, wie man dem Einfall Herr werden könne. Von dem im Internet immer wieder kursierenden Ratschlag &bdquo;Bierfalle“ raten die heimischen Gärtnerinnen und Gärtner, die auf einen Ausgleich zwischen gepflegtem Garten und geschützter Natur aus sind, eh ab. Lesen Sie auch: Hund im Rollstuhl: Besitzerin aus dem Kreis Gütersloh kämpft für besonderes Tier In solchen glatten Gefäßen, die etwa einen Zentimeter hoch mit Bier gefüllt werden, ertrinken die Tiere qualvoll. Zudem ziehe der Geruch nur noch mehr Artgenossen an, die auch aus der Nachbarschaft angekrochen kommen und sich auf dem Weg an die &bdquo;Theke“ auch übers Grünzeug her machen. Ebenfalls umstritten ist der Einsatz von Schneckenkorn. Zu dem greifen Gärtner dann, wenn nichts anderes mehr helfen will. Das Chemieprodukt ist einfach und unkompliziert in der Anwendung und verspricht schnellen Erfolg. Fachmann rät: Einsatz von Biozid sollte genau abgewogen werden Das frei im Handel erhältliche Produkt ist ein Biozid. &bdquo;Deshalb halten wir das auch im abgeschlossenen Schrank unter Verschluss“, erklärt Thorsten Ludewig Meyer-Sickendiek. Auch der Fachmann rät dazu, den Einsatz des Biozids genau abzuwägen. Das kornförmig gepresste Molluskizid wird gegen Schneckenbefall zwischen zu schützende Pflanzen ausgestreut. Je nach Wirkstoff verenden die Tiere entweder durch Schleimhautkontakt mit dem Schneckenkorn oder durch das Fressen des Giftes. Auch diese finale Methode ist keine Option für Naturfreunde. Denn tödlich ist das Korn auch für unter Naturschutz stehende Schneckenarten wie die Weinbergschnecke oder die Nordische Purpurschnecke. Die Bundesartenschutzverordnung hält hierbei fest, welche Schneckenarten per Gesetz als geschützt oder streng geschützt gelten. Einige Produkte enthalten wiederum &bdquo;nur“ abschreckende Düfte und vertreiben die Schnecken lediglich. Diese können dennoch für Kinder Haustiere und andere Nützlinge gefährlich werden. Dagegen sei der Wirkstoff Eisen III Phosphat ungefährlicher und umweltverträglicher. Hier wirken winzige Fadenwürmer als Parasiten, helfen allerdings nicht gegen alle Schneckenarten. Natürliche Fressfeinde als biologische Lösung gegen Schnecken &bdquo;Die biologische Lösung wären natürliche Fressfeinde wie Laufenten oder Tempelenten“, empfiehlt Leonhard Sieweke, der unter anderem den Klostergarten in Marienfeld hegt und pflegt. Diese entwickeln beide großen Appetit auf Schnecken und futtern einen Garten ruckzuck schneckenfrei. Doch auch hier gilt, kein Effekt ohne Nebenwirkungen. Die Enten selbst machen sich nämlich auch gern übers Grünzeug her und erfordern auch mehr Aufwand, weil sie artgerecht gehalten werden müssen. So brauchen diese einen Unterschlupf, in denen sie sich über Nacht zurückziehen können, der wiederum vor Füchsen und Mardern sicher sein muss. Aber auch Raubvögel und die Nachbarskatze können zu potenziellen Feinden der Enten werden. Diese brauchen Wasser zum Baden und um die Schnecken vor dem Verzehr waschen zu können. Das sei eher eine Lösung für echte Liebhaber, die wissen, worauf sie sich bei der Entenpflege einlassen. Auch hungrige Igel verschmähen die schleimigen Kreaturen nicht, auch wenn diese nicht gerade ihre Leibspeise sind. Inzwischen gehört auch der Kaffeesatz zu den Tipps, mit denen sich Schnecken vertreiben lassen sollen. Ebenso wie Kalk und Natron, die schon länger empfohlen werden. Um die Pflanzen wird ein Ring aus den drei Zutaten ausgelegt, der Schnecken davon abhalten soll, ihn zu überwinden. Das Koffein im Kaffeesatz soll ausreichend giftig sein. Natron wiederum trockne die Schnecken aus, Kalk verätze diese. Natürliche Barrieren aus Schafwolle, Eierschalen, Kies und Rindenmulch Auch bei der Alternative gibt es Nachteile. Sobald es regnet, wird die Barriere geschwächt oder ganz davon gespült. Zudem verbessern Kaffeesatz und Kalk nicht gerade die Beschaffenheit des Bodens, der pH-Wert könne sich verändern, was den Pflanzen schadet Noch einen Tipp haben die Gärtner parat. Natürliche Barrieren aus Schafwolle, Eierschalen, Kies und Rindenmulch, die ringförmig um die Pflanzen verteilt werden sollen, mögen Schnecken nicht. Maria Abeck-Brandes und ihre Mitstreitern der Lokalen Agenda Umwelt Harsewinkel bleiben angesichts der mehr oder weniger fragwürdigen Methoden bei der Naturvariante. &bdquo;Sind sie zwar lästig, aber auch klimabedingt und treten gerade jetzt verstärkt auf weil wir viel notwendigen Regen bekommen haben“, sagt Leo Siewecke. Schnecken können nicht über Stroh kriechen Er setzt weiter vor allem auf die biologische Bekämpfung. &bdquo;Aufsammeln und weit genug vom Garten entfernt wieder aussetzen, denn andere Tiere freuen sich wieder über Schnecken als Nahrung.“ Eine Anregung hat er jüngst aus dem Westfälischen Landesmuseum in Detmold mitgebracht. Dort wird das Umfeld der Pflanzen mit Stroh abdeckt, über das die Tiere ebenfalls nicht gern kriechen. Auch Sägemehl sei hilfreich. Um Pflanzen, besonders Zuchinis und Gurken so schützen, sei ein sehr dichtes Drahtgewebe hilfreich.

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