Auch ohne Schneckenkorn: Was man gegen Schnecken im Garten tun kann

Bielefeld. Viele Hobbygärtner blicken ab dem Frühjahr fassungslos in ihre Gärten. Denn sie sehen bis auf den Stumpf angefressene Pflanzen. Es passiert oft über Nacht und ohne Vorwarnung. Das Feindbild ist schnell ausgemacht: Der Übeltäter ist die Nacktschnecke. Die spanische Wegschnecke, um es präzise zu sagen. Anders, als es ihr Name vermuten lässt, ist sie kaum im sonnigen Spanien anzutreffen. Dafür umso mehr in den heimischen Gefilden. Vielerorts haben Menschen den Eindruck, dass die Zahl an Schnecken in deutschen Gärten seit einigen Jahren besonders hoch ist. Doch wieso ist das so und was können Hobbygärtner gegen die unliebsamen Nacktschnecken tun? Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gibt Empfehlungen zum richtigen Umgang mit den Weichtieren. Wieso gibt es in manchen Jahren mehr Schnecken als in anderen? Wie Markus Pfenninger vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt erklärt, hängt das vor allem mit dem Niederschlag zusammen. Folgen mehrere feuchte Jahre aufeinander können sich Schnecken und Nacktschnecken in den deutschen Gärten gut vermehren. Auch milde Winter helfen Schnecken bei der Vermehrung. Hinzu kommt, dass es an Schnecken vertilgenden Tierarten in den heimischen Gärten fehlt. Kröten, Igel und weitere Tiere sind im Vergleich zur Vergangenheit unterrepräsentiert. Weil natürliche Feinde fehlen, können sich die Schnecken einfacher im heimischen Garten ausbreiten. Mehr zum Thema: &bdquo;Viele Kunden sind verzweifelt“: Außergewöhnliche Plage in Bielefelder Gärten Warum bereitet die spanische Wegschnecke so große Probleme? Der Aktionsradius von Schnecken ist mit bis zu 20 Metern am Tag größer, als viele denken. Und die spanische Wegschnecke ist besonders hartnäckig. Im Gegensatz zu anderen Nacktschnecken-Arten überwindet sie auch trockene Rasenflächen und Kieswege ohne Probleme, um zu Beeten zu gelangen. Sie frisst viel und kann dies notfalls sogar in der prallen Sonne tun, ohne Schaden zu nehmen. Laut Experten vermehrt sie sich darüber hinaus schneller als andere Arten. Problematisch ist auch, dass viele der erwähnten Fressfeinde wie Igel und Kröten – selbst wenn sie in den Gärten unterwegs sind – kaum Interesse an der spanischen Wegschnecke haben. Diese sondert extrem viel Schleim ab, weshalb viele Tiere einen Bogen um sie machen. Besser geeignet sind hingegen Hühner und Enten, bei denen Nacktschnecken weit oben auf der Speisekarte stehen. Hier stellt sich allerdings die artgerechte Haltung der Tiere oft als Hindernis heraus, denn sowohl Enten als auch Hühner brauchen viel Platz und große Freilaufflächen. Wie kann man präventiv gegen Schnecken vorgehen? Wer vorbeugen will, sollte ab Spätsommer nach Brutplätzen der Schnecken schauen. Bis zu 400 Eier legen sie und bevorzugen dabei Plätze wie Pflanzenkübel, Regentonnen, Bodenspalten und lockere Steine. Wenn es Hobbygärtnern gelingt, die kleinen milchig-weißen Schneckeneier zu finden, dann sollten diese im Müll entsorgt werden. Eine weitere präventive Maßnahme ist das Errichten von Hochbeeten im Garten. Diese sind für die schleimigen Tiere aufgrund der Höhe deutlich schwieriger zu erreichen und bieten so einen natürlichen Schutz. Wer kein Hochbeet errichten will, kann kleinere Beete oder Blumentöpfe mit Kupferbändern sichern. Das Metall ist für Schnecken schon in geringen Mengen giftig und damit eine effektive Schneckenabwehr. Auch Schneckenzäune oder Schneckenkragen aus Beton, Kunststoff oder Metall können effektiv sein. Sie haben eine gebogene, scharfe Kante, die für die Schnecken eine unüberwindbare Barriere darstellen. Neben Schneckenzäunen und Schneckenkragen gibt es aber auch Hausmittel gegen Schnecken. Was hilft gegen Schnecken im Garten? Für diejenigen Personen, die viel Zeit mitbringen, bietet sich im Kampf gegen die Schnecken auch die sogenannte Absammel-Methode an. Als beste Zeit dafür gilt der späte Abend, wenn es feucht wird. Auch ein warmer Regenschauer am Morgen lockt die Schnecken aus ihren Verstecken hervor. Der Nabu empfiehlt, Holzbretter rund um die Beete auszulegen. Dorthin ziehen sich die Schnecken gerne zurück. Dann können sie eingesammelt und beispielsweise in einen Wald in der Nähe gebracht werden. Weitere Tipps zum Thema: Bielefelder Naturgärtnerin: So werden Sie lästige Schnecken im Garten los Bei vielen Gärtnern beliebt ist Kaffeesatz als Hausmittel gegen Schnecken. Weil sie die Bitterstoffe und das Koffein nicht mögen, machen sich viele Schnecken aus dem Staub. Problematisch ist, dass Kaffee recht teuer ist und nach jedem Regen oder Gießen neu um die Beete verteilt werden muss. Eine flächendeckende Nutzung als Schneckenabwehr ist somit schwer umsetzbar. Wer einzelne Pflanzen schützen möchte, kann eine Kaffeebarriere rund um das jeweilige Gewächs errichten. Ein anderes Hausmittel, dass oft gegen Schnecken eingesetzt wird, ist die Bierfalle. Dabei wird ein Becher voll mit Bier in den Boden eingegraben. Das Bier soll die Schnecken von den Pflanzen ablenken und stattdessen im Becher ertrinken lassen. Das erweist sich in der Praxis meist jedoch als suboptimal. Denn das Bier lockt zusätzliche Schnecken in den heimischen Garten und nur die wenigsten davon fallen in die Bierfalle. Gibt es weitere Mittel im Kampf gegen Schnecken? Effektiver, allerdings auch brutal, ist die Verwendung von Salz. So können entweder Salzringe um die Pflanzen gestreut werden, oder das Salz wird direkt auf die Schnecken geschüttet. Das hat zur Folge, dass den Tieren Feuchtigkeit entzogen wird; sie sterben qualvoll. Außerdem schadet das Salz auch den Pflanzen. Als effektivste Methode gilt der Einsatz von Schneckenkorn. Wer auf Chemie verzichten möchte, kann beispielsweise &bdquo;Neudorff Ferramol“ verwenden. Die Körner werden über und rings um die Pflanzen gestreut und bedeuten für Schnecken den Tod. Bis die Wirkung einsetzt, verkriechen sie sich in der Erde und sterben dort im Anschluss. Zwar besteht laut Hersteller für Haustiere, Igel, Regenwürmer und weitere Nützlinge kein Risiko; Hundebesitzer sollten allerdings vorsichtig sein. Einige Sorten sind giftig für die Vierbeiner. Auch Sägemehl, Steinmehl oder Branntkalk können im Kampf gegen Schnecken eingesetzt werden. Schutzringe aus diesen Materialien halten die Nacktschnecken wegen ihrer entfeuchtenden Wirkung fern. Ähnlich wie beim Kaffee müssen die Streifen allerdings nach starken Regenfällen erneuert werden. Außerdem erfordern Sperrstreifen um die Pflanzen einiges am Platz: Branntkalkstreifen sollten laut Nabu 30 Zentimeter breit sein, um Schnecken abzuhalten. Sägemehl sollte mindestens fünf Zentimeter dick und in einer Breite von einem halben bis einem Meter gestreut werden, um Schnecken am drüber kriechen zu hindern. Welche Pflanzen vertreiben Schnecken? Wenn es darum geht, welche Pflanzen Schnecken vertreiben, scheiden sich bei Gärtnern die Geister. Bohnenkraut und Kamille gelten als unbeliebt bei Schnecken. Aber auch Lavendel, Pfefferminze, Thymian, Rosmarin und Salbei wird eine abschreckende Wirkung nachgesagt. Die Effizienz ist allerdings umstritten. Viele Experten vermuten, dass Nacktschnecken im Hinblick auf Pflanzen durchaus unterschiedliche Präferenzen entwickeln können. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich nicht auf die schützende Wirkung der einzelnen Gewächse verlassen. Können Schnecken auch nützlich sein? Längst nicht alle Schneckenarten richten Schäden in den heimischen Gärten an. Die meisten Gehäuseschnecken ernähren sich nur von totem Pflanzenmaterial und tragen so ihren Teil zur natürlichen Kompostierung bei. Und auch Weinbergschnecken erweisen sich als nützlich. Sie fressen die Eier von Nacktschnecken. Damit unterstützen Weinbergschnecken die Gärtner in ihrer präventiven Arbeit, die Nacktschneckenplagen nicht anwachsen zu lassen. Mit Informationen von dpa