"Bestes Start-Up 2020" kommt aus dem Kreis Gütersloh

Harsewinkel/Steinhagen. Beim Wettbewerb &bdquo;Innovative Geschäftskonzepte" hat die Formfreund Holzmanufaktur des Marienfelders Tim Brüggemann die Kategorie &bdquo;Industrie, Handwerk und Dienstleistungen" gewonnen. Brüggemann, der seinen Betrieb mit sieben Angestellten in Brockhagen an der Grenze zu Marienfeld betreibt, überzeugte die Jury mit seinem Konzept und einem persönlichen Auftritt am 19. Juni. Den mit 5.000 Euro dotierten Preis übergab der Ausrichter OstWestfalenLippe GmbH in vier verschiedenen Kategorien an insgesamt vier Firmen. Der &bdquo;Businessplan-Wettbewerb startklar OWL" war in Kooperation mit 22 Partnern durchgeführt worden. 59 Gründer hatten teilgenommen. Brüggemann hat den Betrieb, in dem er vor dem Design-Studium in Münster seine Ausbildung gemacht hatte, 2017 übernommen. &bdquo;Tischlerei Soetebier" hieß der damals. Für die Bankfinanzierung hatte er einen Businessplan erstellt. Der ging gut auf: Aus zwei Mitarbeitern plus Chef sind inzwischen sieben Angestellte geworden, zwei davon sind Azubis. Sein Berater von der Handwerkskammer habe ihn ermuntert, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Nach der Vorlage des Konzepts wurde er zu einem Gespräch mit 18 Juroren eingeladen. Unmittelbar danach stand der Sieg fest. &bdquo;Der Unterschied zu anderen Teilnehmern war, dass bei mir Ergebnisse meines Plans schon sichtbar sind", sagt der 31-Jährige. Viele Start-Up-Unternehmer reichen die Unterlagen direkt nach der Gründung ein. Der Formfreund konnte nachweisen, dass er viele Ideen auch tatsächlich umgesetzt hat. Spende an &bdquo;Plant for Planets" für jedes Möbelstück Eine Möbelfertigung auf Maß liefern auch andere Tischlereien. Brüggemann legt Wert auf das Gesamtpaket: Auf Design, auf ausgewähltes Material, auf Nachhaltigkeit. Für jedes Möbelstück gibt er eine Spende an &bdquo;Plant for Planets", damit Bäume für die nächste Generation gepflanzt werden können. Die Angestellten schauen beim Schleifen, Bohren und Fräsen auf einen Gartenteich mit gepflegter Blumenanlage. Kunden, die ihn besuchen, seien stets angetan von dem schicken Idyll, sagt er. Gerade richtet Brüggemann für einen guten Kunden ein Haus auf Sylt ein. Zweimal war er schon zum Ausmessen auf der Insel. Sein Hauptgeschäft ist das nicht. Da wäre eher das Beispiel vom Kunden aus dem Möbelkaufhaus zu nennen, der dort einen Tisch zurückgegeben hat und nun bei ihm eine Einzelanfertigung in Auftrag gab. Ein wichtiges Standbein ist der Innenausbau. Drei Handwerker sind ständig auf Montage. Die Auftragslage sei im März auf Grund der Corona-Pandemie etwas eingebrochen, da vor allem Privatkunden verunsichert waren. Derzeit normalisiert sich die wirtschaftliche Situation aber wieder. Viele Kunden verbrächten nun mehr Zeit zu Hause und machten sich das Heim schön, hat er festgestellt. Zwölf Wochen Vorlauf sind es derzeit bei ihm. Während der eigene Internetshop mit festen Standardprodukten noch aufgebaut wird, laufen Produktionen für einen externen Online-Vertriebskanal auf Hochtouren. Zwei Mitarbeiter sind rund um das Jahr beschäftigt mit der Produktion von Kleiderleitern, Massivholzhocker und Herrendienern. &bdquo;Bald müsste ganz Deutschland eine Kleiderleiter haben", lacht Brüggemann. Ein Zukunftsmarkt sei das, ergänzt er, denn das nachhaltige Konzept mit der Produktion aus zertifiziertem Massivholz, den Baumspenden und mit fairen Löhnen und Produktion in Deutschland überzeuge viele Kunden. Das fahrende Wohnzimmer ist ein Highlight Umgesetzt hat er vor gut einem Jahr auch den Bau eines mobilen &bdquo;Showrooms". Auch dieses Projekt stand vor drei Jahren in seinem Unternehmensplan. Brüggemann hat mit seinen Mitarbeitern ein sogenanntes &bdquo;Tiny-House" auf einen großen Pkw-Anhänger gezimmert und präsentiert sich damit auf regionalen Veranstaltungen. Das fahrende Wohnzimmer ist ein Highlight auf jeder Wirtschaftsschau. 60 Prozent seiner Kunden kommen aus dem Privatbereich, 40 sind gewerbliche Auftraggeber – Tendenz steigend. So hat er für manche deutschlandweite Marketing-Aktion die Werbepräsente gebaut. Schwedenstühle, CNC-gefräste Holzklötze als Untersetzer für Wodka-Flaschen beispielsweise, oder Magnetklötzchen mit eingebautem Magneten zum Sammeln von Büroklammern. Auch diese &bdquo;Massenware" wird liebevoll und von Hand gefertigt, geschliffen, Beschriftungen werden gelasert, geölt oder lackiert. Tim Brüggemann ist zufrieden. Nur eine kleine Sache hat sich verändert, seit der Betrieb gewachsen ist. Er selbst schreibt Angebote, muss &bdquo;Arbeit ranholen". Zum Tischlern selbst kommt er wenig. &bdquo;Und dafür hatte ich eigentlich den Beruf ausgewählt", sagt er lachend. Da trifft es sich gut, dass er wenigstens in der &bdquo;Freizeit" tischlern kann. Aktuell baut Brüggemann den &bdquo;Hof Holtkamp", das älteste Gebäude Harsewinkels, zum Haus für seine Familie um.

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