Kreis Gütersloh

Wie es dieser Friseur aus dem Kreis Gütersloh ins türkische TV geschafft hat

Özgür Sekmen ist in Deutschland als Selbstständiger erfolgreich. Darauf wurde auch ein türkischer Sender aufmerksam, der den 32-Jährigen interviewte. Die Sprache wurde dabei zur Herausforderung.

Der 32-jährige Friseurmeister und sein Team hatten einen turbulenten Tag mit dem Kamerateam des türkischen Senders TV 8. | © Thorsten Heß

07.01.2020 | 07.01.2020, 16:44

Harsewinkel-Marienfeld. Da staunte Özgür Sekmen nicht schlecht. Sein Telefon klingelt unzählige Male am Tag, wenn Kunden einen Termin vereinbaren wollen. Aber für gewöhnlich, um sich von ihm oder jemanden aus seinem Team frisieren zu lassen. Doch plötzlich war da eine Terminanfrage der ganz anderen Art, die eine Anruferin mit ihm besprechen wollte. Die Redaktion der Sendung Ebru Destan’la Gündem des türkischen Fernsehsenders TV8 war in der Leitung.

Die in der Türkei bekannte Schauspielerin und Ex-Model Ebru Destan berichtet regelmäßig in einer Fernsehsendung über erfolgreiche Menschen mit türkischen Wurzeln, die in ganz Europa Fuß gefasst haben. „Der Sender TV8 ist hier in Deutschland ungefähr vergleichbar mit RTL. Und Ebru Destan kennt in der Türkei jedes Kind. Ich war unfassbar aufgeregt", erzählt der 32-jährige Friseurmeister, der in Marienfeld einen eigenen Salon betreibt.

Zwei Wochen nach diesem Anruf fand sich ein TV8-Fernsehteam im Friseursalon „Sekmen" ein. Özgür Sekmen war vor dem Interview sehr nervös. Aber die mitgereiste Redakteurin, die das Interview führte, strahlte eine sehr hilfreiche Professionalität und Freundlichkeit aus. Das half Özgür Sekmen, die ungewollte Rolle des Interviewpartners einzunehmen. Große Probleme bereitete ihm die Sprache.

Fünf Tage nach der Gesellenprüfung macht er sich selbstständig

Özgür Sekmen ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Seine Muttersprache ist Deutsch. Türkisch hat er gelernt, verwendet es aber im Alltag so selten, dass es ihm nicht so leicht gefallen ist, das Interview flüssig auf türkisch zu bewältigen. Befragt wurde er nach seinem Werdegang, seinen besonderen handwerklichen Fähigkeiten und wie sich ein Unternehmer mit türkischen Wurzeln in Deutschland erfolgreich entwickeln kann.

Korrespondentin Sibel S. führte das Gespräch mit dem Marienfelder Friseurmeister Özgur Sekman. - © Privat
Korrespondentin Sibel S. führte das Gespräch mit dem Marienfelder Friseurmeister Özgur Sekman. | © Privat

Im Jahr 2010 hat sich Özgür Sekmen selbstständig gemacht. Und das war keine Selbstverständlichkeit. „Nur fünf Tage nach meiner Gesellenprüfung bin ich in die Selbstständigkeit eingetreten. Dank einer Ausnahmegenehmigung ging das. Und ohne Gesellenzeit als frischer Unternehmer habe ich nebenbei die Meisterausbildung und erfolgreiche Prüfung abgelegt", berichtete Sekmen dem Fernsehteam. Heute ist der Vater einer Tochter Chef von vier angestellten Friseuren und drei Auszubildenden. Das Friseurhandwerk ist seine große Leidenschaft. Nur so lässt es sich schaffen, an sechs von sieben Tagen zu arbeiten. Özgür Sekmen stellt klar, dass der Montag für Friseurbetriebe kein arbeitsfreier Tag ist: „Auch wenn wir montags den Salon geschlossen haben, ist das kein freier Tag für mich. Ich muss meine Buchhaltung und Verwaltung erledigen. Das ist mindestens ein ganzer Arbeitstag, für den nur dieser Wochentag zu Verfügung steht." Am Sonntag schlafe er sich aus und gönne sich auch ansonsten Ruhe. Wenn Özgür Sekmen nicht in Deutschland unterwegs ist, um Friseure in verschiedenen Produktanwendungen und Techniken zu schulen.

Der Beitrag über den Friseur wird nach "Voice of Turkey" ausgestrahlt

Drei Stunden dauerte der Dreh an der von-Korff-Strasse in Marienfeld. Die Atmosphäre war von Anfang an sehr locker. Das machte es dem Friseurmeister und auch seinem Team leichter, sich vor der Kamera natürlich zu geben und nicht vor Nervosität verkrampft zu wirken. Der Sender hat vorgesehen, den Beitrag am 2. Februar zu senden. Gleich nach „Voice of Turkey". Özgür Sekmen freut sich sehr darauf, im Fernsehen zu sehen, was in seinem Salon gedreht wurde. Und das gleich im Anschluss an ein so bekanntes Fernsehformat, anmoderiert von einer Berühmtheit. Das macht Özgür Sekmen auch ein bisschen stolz. Auch wenn er nach dem Dreh ein gutes Gefühl hatte, will Sekmen Kamm und Schere treu bleiben. „Fernsehen, das ist nichts für mich. Meine Leidenschaft ist die kreative Arbeit und meine Kundschaft", schließt der Handwerksmeister ein Umsatteln ins TV-Gewerbe für sich kategorisch aus.