Tausend Besucher bei der "FarmCon" in Harsewinkel

Harsewinkel. An dem Wochenende, an dem in den USA die erste Weltmeisterschaft in dem beliebten Computer-Spiel &bdquo;Fortnite" ausgetragen wird, trafen sich die Fans der Simulationsspiele für die Landtechnik in Harsewinkel. Rund 1.000 Gäste begrüßte der Veranstalter &bdquo;Giants-Software" (Zürich/Erlangen) zur vierten Eventmesse &bdquo;FarmCon 19" in der Mähdrescherstadt bei Claas. Die war damit ausverkauft. Es ging um den Austausch, um Präsentation neuer Entwicklungen und um Spielmöglichkeiten gegeneinander. Im heiß umkämpften Wettbewerb, dem &bdquo;Mod-Contest", waren sogar insgesamt 12.000 Euro ausgelobt. Der heimische Landmaschinenhersteller hatte die Räumlichkeiten rund um den Technopark zur Verfügung gestellt und bot Führungen an. Die Gäste, gemischtes Publikum, teils Familien, kamen aus ganz Deutschland angereist. Sie erlebten am Sonntag den Start der &bdquo;Farming Simulator League". Teams aus ganz Europa sind am Start Bei diesem eSport-Turnier spielen Teams aus ganz Europa über ein Jahr verteilt um Preise im Wert von insgesamt 250.000 Euro. Zum Start der FarmCon in Harsewinkel betrug der Preispool zunächst 12.000 Euro. Der Landwirtschafts-Simulator ist offensichtlich sehr beliebt: von der Videospiel-Serie verzeichnet der Hersteller bislang schon mehr als 20 Millionen verkaufte Versionen. Die Besucher, die vielfach gleich zwei Tage gebucht hatten und in Hotels untergebracht waren, erlebten ein Wochenende voller Vorträge, Workshops, und Einblicke in die Weiterentwicklung des Spiels. &bdquo;Viele Besucher der FarmCon haben auch im wirklichen Leben ein großes Interesse an der Landwirtschaft und sind von den Maschinen und Geräten begeistert", sagte Martin Rabl, PR- und Marketing-Manager von Giants-Software, und wunderte sich ein wenig selbst über die Fangemeinde. &bdquo;Es sind viele heute dabei, die 400 Kilometer angereist sind, um mit uns zu sprechen", sagte Rabl, als er die Besucher im Technopark begrüßte. An formellem Programm wurde einiges geboten: 12 Moderatoren gaben insgesamt sieben Präsentationen, moderierten zwei Diskussionen, einen Workshop und ein Round-Table-Gespräch. Dazu kamen drei Gastpräsentationen der Firma Claas. Das &bdquo;Meet and Greet" der Entwickler am Abend in der Claas-Ideenschmiede &bdquo;Greenhouse" war sogar bis 22 Uhr angesetzt. "Das ist in seinem Alter grenzwertig" Man konnte als Besucher aber auch einfach locker über das Gelände schlendern und die ausgestellte Claas-Geräte sichten, im firmeneigenen Kinosaal vor Publikum das Simulationsspiel betreiben, sich im &bdquo;Claas-Shop" mit Deko oder Fanbekleidung eindecken oder sich im neuen Atrium an den Info-Ständen und Spielekonsolen aufhalten. An den Konsolen hielten sich zum Start am Samstagmorgen vor allem jüngere Gäste auf. Wie der neunjährige Moritz Trittel. Dessen Vater betreibt einen großen Hof für Weizen-, Mais- und Rapsanbau in der Magdeburger Börde. In den Ferien packt der Sohnemann schon mal mit an. &bdquo;Das ist in seinem Alter aber grenzwertig", sagt Mutter Heidi. Am Rechner kennt der Filius sich ohnehin viel besser aus. &bdquo;Mann, der hat Maisanbau eingerichtet, aber die Maschine hat kein Mais-Schneidwerk", ärgert er sich einmal kurz, als die digitale Hofsteuerung an seine Grenzen gelangt. Die Trittels sind mit der ganzen Familie angereist. Moritz Trittel ist der Enkel der Bürgermeisterin von Hohe Börde, einem 18.000-Einwöhner-Gemeinde bei Magdeburg, wo die Trittels ihren Betrieb haben. &bdquo;Wir sind nicht zum Spielen hier", sagt Steffi Trittel, die Bürgermeisterin, die vor einigen Monaten die Claas-Chefin Cathrina Claas-Mühlhäuser auf einer Sitzung erlebt hat und von ihr begeistert spricht. Die Bürgermeisterin sorgt sich indes um die Landwirte. Sie sagt einerseits &bdquo;wir haben die besten Böden in ganz Deutschland", aber meint auch mit Blick auf die landwirtschaftlich-politische Lage: &bdquo;Die künftige Situation der Bauern ist überhaupt nicht klar". Ihrem mit Begeisterung videospielenden Enkel ruft sie mehrmals über die Schultern. &bdquo;Das Spielen ist jedenfalls nicht die Zukunft der Landwirtschaft." Planen, Dokumentieren und Verwalten Vielleicht liegt ein Teil der Zukunft genau dazwischen. So war auch die Firma &bdquo;365FarmNet.com" eine der Aussteller auf der Messe. Die Berliner Software-Schmiede mit 100 Mitarbeitern ist eine hundertprozentige Claas-Tochterfirma und schreibt unter anderem GPS-gesteuerte Assistenzsysteme – die auch die Trittels an der Hohen Börde in ihren Maschinen nutzen. Das digitale Modell war morgens gut umlagert. Franziska Eikel und Jarmila Panwitz erklärten die Programme, die den Landwirten in vielfacher Hinsicht nutzen. Planen, Dokumentieren und Verwalten sind grob umrissen drei Schlagworte dafür. Beispielhaft präsentierten sie die Düngeplanung für die Rinderviehzucht. &bdquo;Wir sind vor fünf Jahren nach Berlin gegangen, weil dort einfacher Personal für die Softwareentwicklung zu finden ist", sagte Franziska Eikel, Personalerin bei 365FarmNet.com. Interessant, dass ein Teil der Zukunft von Landwirtschaft in der Hauptstadt entsteht.

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