Die Landtechnikbranche wartet auf Wachstum

Bielefeld. Die US-Zölle, die schlechten Getreidepreise in Europa, die Talfahrt der amerikanischen Sojapreise aufgrund des chinesischen Importbanns oder aber die aktuelle Entwicklung der Vogelgrippe. Die wirtschaftlichen Aussichten im Vorfeld der Agritechnica in Hannover, der größten Landtechnikmesse der Welt mit mehr als 2.700 Ausstellern aus 50 Ländern sowie weit mehr als 400.000 Besuchern, sind aktuell alles andere als rosig. Landwirte und Lohnunternehmen schieben Investitionen hinaus. Umsätze und Gewinne der Branche haben in den vergangenen Monaten von Nordamerika bis Europa ins Minus gedreht. John Deere, größter Landtechnikkonzern der Welt, rechnet mit einem Umsatzminus. Der heimische Landtechnikkonzern Claas, beim Umsatz die Nummer fünf weltweit, musste auf die Bremse treten, verlängerte angesichts der gesunkenen Nachfrage nach Mähdreschern die Werksferien in Harsewinkel um zwei Wochen, die Mähdrescher-Produktion für Kanada wurde vor dem Hintergrund der Zölle von Omaha ins Stammwerk verlegt. Die US-Maschinen werden weiterhin in Omaha gefertigt. Lesen Sie auch: Claas in der Königsklasse Claas präsentiert neuen Großtraktor Die Ostwestfalen werden mit einer ganzen Reihe von Neuheiten vom 9. bis zum 15. November in der Halle 13 vertreten sein, unter anderem mit einem neuen Großtraktor oder einer Großpackenpresse, die binnen einer Stunde 70 Tonnen Stroh zu großen Ballen presst und mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Mit ihren neuen Jaguar-Feldhäckslern für die Mais- und Futterernte überschreiten die Claasianer die 1.000-PS-Grenze. &bdquo;Die Auftragseingänge sind im ersten Halbjahr 2025 zwar in zahlreichen Produktsegmenten spürbar gestiegen, doch bleibt die Umsatzsituation nach wie vor unbefriedigend“, erklärt Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des Branchenverbandes VDMA Landtechnik. In dem Verband sind die meisten bundesdeutschen Hersteller zusammengeschlossen. Der Abwärtstrend hatte sich 2023 bereits abgezeichnet. Mussten die am Standort Deutschland produzierenden Hersteller 2024 noch einen Umsatzrückgang von 28 Prozent verbuchen, so ist dieses Minus von Januar bis Juni 2025 immerhin auf rund 10 Prozent abgeschmolzen. Betroffen vom Marktrückgang sind nahezu alle Produktsegmente, so der Verband. Lesen Sie auch: Ohne Mensch am Steuer: Roboter machen Landwirten den Hof Es geht nicht mehr allein um die Größe der Traktoren Trotz der aktuellen Lage sieht die Branche einen Silberstreif am Horizont. &bdquo;Da das Landtechnikgeschäft traditionell in Zyklen verläuft, kann die Industrie auch mit dieser Lage umgehen“, erläutert der Verbandsgeschäftsführer. Angesichts alternder Maschinenflotten erwarten die Landtechnikhersteller auf mittlere Sicht eine wieder steigende Nachfrage nach moderner Technik. &bdquo;Wir vertrauen darauf, dass sich die Landtechnikmärkte früher oder später normalisieren“, so Tobias Ehrhard. Sobald der Konjunkturmotor wieder richtig anspringe, sei ein solider Aufschwung wahrscheinlich. Bei der in Hannover ausgestellten Technik geht es längst nicht mehr um Größe. Mittlerweile haben die Maschinen, die über die europäischen Straßen rollen dürfen, ihre maximalen Abmessungen erreicht. Stattdessen geht es nun um Effizienz. Der Roboter des Unternehmens AgXeed, an dem Claas beteiligt ist, kann mittlerweile sogar pflügen. Was einfach klingt, ist in der Praxis ein komplexer Vorgang, bei dem die Steuerung auf Veränderungen der Arbeitstiefe oder des Zugwiderstands reagieren muss und es um das exakte Einsetzen der Maschine am Anfang des Feldes geht. Mittlerweile kann der mit einem Raupenlaufwerk ausgestattete Traktor damit vom Grubbern, Pflügen bis zur Aussaat und der mechanischen Unkrautbekämpfung alle Arbeiten übernehmen. Gleichzeitig werden neue intelligente Verfahren eingeführt, die helfen, Dünger und Pflanzenschutzmittel einzusparen: Beim Spot-Spraying identifiziert eine Kamera Unkrautpflanzen auf einem Feld, die dann gezielt mit Herbizid-Tropfen benetzt werden. Auch die KI hält Einzug auf dem Acker – etwa bei der Auswertung von Satellitendaten.

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