Ein Rückblick auf 100 Jahre Claas und dessen Bedeutung für Harsewinkel

Harsewinkel. Es sind oft die einfachen Dinge, die eine große Sache voranbringen. Bei der Firma Claas ist es ein unscheinbares mechanisches Werkzeug, das vor 100 Jahren die Basis für einen unvergleichlichen Aufschwung vom kleinen Handwerksbetrieb zum Global Player in Sachen Landmaschinen legt. Der Knoter von Claas hat Firmengeschichte geschrieben. Nicht von ungefähr widmet Moderator Eberhard Waller dem Metallstift mit dem signifikanten Kopf einen großen Teil des ersten Kapitels bei der Präsentation von 100 Jahren Claas in Harsewinkel. Etwa 150 Gäste erleben am Donnerstag im Technoparc die in Wort und Bild festgehaltenen &bdquo;Sternstunden" des Unternehmens, das im Jahr 1919 mit der Gründung auf dem Gelände an der heutigen Bundesstraße 513 den Grundstein für den rasanten Aufstieg legt. Der Knoterhaken entpuppt sich als wertvoller Erntehelfer Mit dem Knoterhaken, den sich August Claas im Jahr 1923 patentieren lässt und der lange Zeit sogar das Firmenlogo schmückt, lässt sich Bindegarn für Strohbündel zum haltbaren Knoten zusammenfügen. Bis 1928 verkauft Claas bereits 5.000 der &bdquo;Erntehelfer", die den Landwirten das Leben erleichtern. &bdquo;Diese Knoter haben wir bis heute weiter entwickelt", verweist Weller, der sich in der Ruhephase seiner Altersteilzeit intensiv mit der Firmengeschichte beschäftigt, auf die immer noch nach dem gleichen Prinzip arbeitenden. inzwischen digital gesteuerten Komponenten in den modernen Landmaschinen. Für Claas bleibt die Kernfrage allen Handelns und Entwickelns weiter, wie Arbeitsabläufe für den Landwirt bei der Ernte verbessert werden können. Eine Antwort geben die Tüftler bei Claas mit der in den 20er Jahren entwickelten Hochdruck-Ballenpresse, die die Feldarbeit deutlich beschleunigt. Die Fähigkeit, die technischen Entwicklungen im eigenen Haus voranzutreiben, bleiben ein Markenzeichen, das Claas bis heute aus sich selbst heraus durch Innovation organisch wachsen lässt. &bdquo;Wir hatten immer den Anspruch, Erster des jeweiligen Segments zu sein" &bdquo;So haben wir in den 30er Jahren neue Märkte und Möglichkeiten geschaffen", fasst Waller in seinem Vortrag zusammen. &bdquo;Wir hatten immer den Anspruch, Erster des jeweiligen Segments zu sein." Das gelingt mit der Entwicklung des ersten, noch vom Traktor gezogenen, Mähdreschers, der den Gegebenheiten auf Europas Feldern genügt. Es ist die Landmaschine, mit deren Weiterentwicklungen die Firma bis heute ihre Position in einem umkämpften Weltmarkt behauptet. Mit dem Ausbau der Produktion wächst auch das Claas-Gelände und die Belegschaft weiter an. Im Jahr 1939 liegt die bebaute Fläche bereits bei 20.000 Quadratmetern, das Werk beschäftigt 520 Menschen. Der Zweite Weltkrieg, Zusammenbruch und Besatzung bilden bis 1946 eine Zäsur in der Produktion. Der ungebrochene Pioniergeist lässt das Unternehmen sich nach Kriegsende fast noch einmal neu erfinden. Als Deutschland noch in Trümmern liegt, gelingt es Claas bereits wieder, seine Maschinen wie den Mähdrescher &bdquo;Super" in den Markt zu drücken, wie Waller sagt. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg wächst auch der Flächenhunger, zumal Claas im Jahr 1952 schon wieder 787 Beschäftigte zählt. Viele Arbeiter kommen aus der Landwirtschaft ringsum. Andere lassen sich von Enschede bis Bad Driburg anwerben. Im Jahr 1958 ist das Werksgelände auf 75.500 Quadratmeter gewachsen, vier Jahre später sind es bereits 115.000 Quadratmeter. Parallel wächst die Stadt mit dem Zuzug von Menschen, die bei Claas Arbeit finden. Es sind Jahre, die der 1958 in die Firma eingetretene Helmut Claas vor allem als Entwickler bereits entscheidend mitprägt. Im Lauf seines Lebens meldet der heutige Firmenpatriarch, der am kommenden Dienstag seinen 93. Geburtstag feiert, mehr als 100 persönliche Patente an. In einer der eingespielten Tonaufzeichnungen zur Präsentation der &bdquo;Sternstunden" des Unternehmens kommt zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Helmut Claas auch der damalige Bürgermeister Gerhard Deppenwiese zu Wort. &bdquo;Harsewinkel fällt und steht mit Deinem Werk. Die Stadt wäre nicht das geworden, was sie heute ist." Mit den inklusive der Motoren selbst entwickelten Mähdrescher reagiert Claas in den 60er Jahren auf die weltweite Nachfrage nach selbstfahrenden Erntemaschinen. Die Modellnamen &bdquo;Hercules", &bdquo;Mercator" und &bdquo;Matador" erlangen Weltruhm. Im Jahr 1962 feiert die Belegschaft den Bau des 100.000. Mähdreschers. Bis zu 23.000 der Erntemaschinen verlassen pro Jahr das Werk. Bereits im Jahr 1968 fällt die 200.000er-Marke. Saatengrüne Lackierung wird zum Markenzeichen Nachfolger wie der &bdquo;Dominator", der schon die 1968 eingeführte saatengrüne Lackierung als Markenzeichen aufweist, und das Nachfolgemodell &bdquo;Lexion", entwickeln sich zu Exportschlagern des längst weltweit operierenden Landmaschinenriesen. Um auf allen Märkten schnell präsent zu sein, schafft Claas sogar ein Flugzeug für die Firmenleitung an und beschäftigt zwei eigene Piloten. Entsprechend wächst das Unternehmen auch in seiner Logistik. &bdquo;So ein Mähdrescher besteht aus 140.000 Einzelteilen", verdeutlicht Weller. Auch der stetig wachsende Exportanteil ist ein sicherer Indikator dafür, dass Claas auf allen Weltmärkten zuhause ist. Heute beträgt dieser mittlerweile fast 80 Prozent der Gesamtproduktion. Mit dem Bau des &bdquo;Technoparcs" verschwindet auch die legendäre betriebseigene Tankstelle, an der die Mitarbeiter jeweils für einen &bdquo;Fünfer" tanken konnten. Von Stillstand ist auch in den 2000ern nichts zu spüren. Mit dem Investitionsprogramm &bdquo;Synpro 2001" steckt Claas, das Produktionsstandorte in den USA, Frankreich, Russland und nun auch in China aufbaut, 120 Millionen Euro. Alleine 55 Mio. davon fließen in das moderne Oberflächenzentrum. Für das kommende Jahr ist &bdquo;Synpro 2020" angesagt. Auch das nächste Investitionsprogramm ist ein Bekenntnis zum Standort Harsewinkel.

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