Weltkonzern Claas im Kreis Gütersloh: So geht das Unternehmen mit Trumps Zöllen um

Harsewinkel. Eigentlich könnte Claas mit dem Blick auf seinen wichtigen Produktionsstandort in Omaha/Nebraska zufrieden sein. &bdquo;In unserem Werk in den USA läuft jetzt der 10.000 Lexion vom Band“, verkündet Konzernsprecher Tino Fritsch einen Meilenstein. Wäre da nicht die erratische Wirtschaftspolitik und insbesondere die den internationalen Handel und Warenaustausch gefährdende Zoll-Politik von Donald Trump. Am Stammsitz in Harsewinkel, von wo aus das Produktions- und Vertriebsnetz des globalen Players in Sachen Landmaschinen gesteuert wird, schauen sie ganz genau darauf, was die großteils als Dekrete und nicht über die Parlamente getroffenen Entscheidungen des US-Präsidenten für Auswirkungen auf Lieferketten, Absatzmärkte und Standorte auslösen. &bdquo;Grundsätzlich sind stabile und vorhersehbare Marktbedingungen für jede globale Industrie von entscheidender Bedeutung“, schreibt Tino Fritsch, Pressesprecher des Konzerns auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Lesen Sie auch: Unternehmen im Kreis Gütersloh zählen zu den besten Arbeitgebern In &bdquo;normalen“ Zeiten, in denen Freihandel und allenfalls moderate wechselseitige Aufschläge in bestimmten Branchen die Weltwirtschaft im Lot hielten, wäre so eine Aussage eher eine Binse. Gute 100 Tage nach der Übernahme des Weißen Hauses durch den Republikaner sind solche früheren Gewissheiten längst nicht mehr selbstverständlich. Claas setzt Zoll-Risiko-Team zusammen &bdquo;Strafzölle gefährden gewachsene Handelsbeziehungen und untergraben das Vertrauen zwischen den beteiligten Parteien. Statt bilaterale Handelsprobleme zu lösen, können sie zu einer Eskalation führen, die in einer Spirale der Abschottung enden kann“, formuliert das Unternehmen vorsichtig seine Beschreibung der Lage auf dem Weltmarkt und insbesondere in Nordamerika. Sowohl die USA als auch Kanada seien für Claas sehr wichtige Wachstumsmärkte. Der Landmaschinenkonzern, der zuletzt einen Umsatz von fünf Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2023/2024 erzielte und einen Jahresüberschuss von 253 Millionen Euro erwirtschaftete, hat auf die durch Trump ausgelösten Erschütterungen im Weltmarkt reagiert. &bdquo;Wir haben eine interne Expertengruppe ins Leben gerufen, um die Auswirkungen neuer Zölle frühzeitig zu erkennen und gezielte Gegenmaßnahmen zu entwickeln“, erklärt Tino Fritsch. Dieses international zusammengesetzte &bdquo;Zoll-Risiko-Team“ überwache globale Handelsentwicklungen, bewerte Risiken und Chancen und erarbeite Empfehlungen, wie das Unternehmen mit seinen weltweit rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am besten auf die aktuellen Tarifforderungen reagieren könne. Claas sei angesichts der Herausforderungen gut aufgestellt Claas sieht sich dank seiner gewachsenen Verflechtungen angesichts der Herausforderung durch Trump gut aufgestellt. &bdquo;Dank unserer globalen Lieferketten sind wir in der Lage, uns an sich ändernde Marktbedingungen anzupassen“, schreibt Fritsch. Dies ermögliche es dem Unternehmen, seine Partner und Kunden auch in einem zunehmend komplexen globalen Umfeld zuverlässig zu beliefern. &bdquo;Es geht jetzt darum, nicht nur den Schaden für unsere Kunden und das Unternehmen zu minimieren, sondern auch die sich bietenden potenziellen Chancen zu nutzen“, heißt es auf die &bdquo;NW“-Fragen weiter. Das wichtigste Argument USA bleibe die Qualität. Die Lexion-Giganten der Baureihen 7000 und 8000, die auf den riesigen nordamerikanischen Feldern zum Einsatz kommen, überzeugen wohl nicht nur die eigenen mehr als 150 Mitarbeiter. Als &bdquo;coolest German thing made in USA“ (&bdquo;Das coolste deutsche Produkt gebaut in den USA“) wurden die in Harsewinkel entwickelten Maschinen jenseits des großen Teichs schon genannt. Lesen Sie auch: 1.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit – Claas im Kreis Gütersloh plant große Investitionen &bdquo;Wir fühlen uns geehrt, dass die Mähdrescher der Lexion 8000 und 7000 Serie von den Deutsch-Amerikanischen Handelskammern gewürdigt werden“, sagt auch Matthias Ristow, President und Managing Director Business Administration von Claas Omaha. Die innovativen Hochleistungsmähdrescher rollen dort für den amerikanischen Markt von dem 65 Hektar großen Betriebsgelände, das gut 95 Fußballfeldern entspricht. Claas will in diesem Bereich noch wachsen Seit den späten 1990er-Jahren ist der Landmaschinenriese auch in den USA Marktführer bei selbstfahrenden Feldhäckslern. Bei den in Omaha produzierten Lexion belegt der Konzern Platz drei im nordamerikanischen Mähdreschermarkt. Auch in den Bereichen Futtererntetechnik und Ballenpressen seien die USA bedeutend. Dagegen sei Claas mit Traktoren dort erst seit 2015 aktiv. &bdquo;Wir wollen besonders in diesem Produktbereich zukünftig noch stark wachsen“, erklärt Tino Fritsch. Allerdings sei die Nachfrage nach Großtraktoren allgemein seit dem vergangenen Jahr in den USA stark rückläufig. Entgegen dem Trend wachse Claas in diesem Bereich gegen den Trend. &bdquo;Wir sind aktuell ein vergleichsweise kleiner Marktteilnehmer“, erklärt Fritsch. Mit Innovationen wie dem Axion Terra Trac und dem Erfolgsmodell Xerion 12 habe man zahlreiche Neukunden gewinnen können. &bdquo;Die Serienproduktion läuft seit Oktober, wir planen eine deutliche Absatzsteigerung in den nächsten Jahren“, lautet die Prognose. Claas gilt als bedeutender Investor Wie wichtig den Harsewinkelern die transatlantische Partnerschaft ist, zeigte der Besuch einer Delegation in Harsewinkel. Kein Wunder, denn Claas sei als Produzent mit landesweitem Händler- und Servicenetzwerk dort ein bedeutender Investor. Zum Gesamtumsatz des Konzerns trug die Region Nord- und Südamerika für Claas im Berichtsjahr immerhin 819 Mio. Euro bei, wobei der größte Anteil auf die USA entfällt. Aber auch in Kanada, eigentlich engster Verbündeter der USA und inzwischen Objekt der geopolitischen Begehrlichkeiten Trumps, konnte der Konzern nach Konzernangaben entgegen dem Markttrend wachsen. &bdquo;Wir punkten hier mit neuen Produkten wie dem Xerion 12 und dem Lexion 8900 Terra Trac“, erklärt Fritsch dazu. Lesen Sie auch: Unternehmen Claas im Kreis Gütersloh mit Umsatz-Rückgang Alles zusammen Parameter, die wiederum ganz nach dem Geschmack des &bdquo;America-First“-Aktivisten im Weißen Haus sein sollten. Immerhin tummeln sich die Harsewinkeler seit den 1970er-Jahren auf dem nordamerikanischen Markt. Damals war die Marke in den USA weitgehend unbekannt. Erst der Mitte der 90er-Jahre entwickelte Mähdrescher Lexion eroberte auch die Vereinigten Staaten. Zunächst mit unterschiedlichen Lackierungen. Saatengrün war allerdings noch nicht dabei. Der Weg in den hart umkämpften Markt führte über zahlreiche Partnerschaften und Umwege, etwa über ein Joint Venture mit Caterpillar. Ackerbaubetriebe in den USA investieren weniger Die eigene Standortwahl mit Omaha im mittleren Westen als größter Stadt in Nebraska war kein Zufall. Gigantische Felder reihen sich über Hunderte von Kilometern aneinander, nur durchbrochen durch kleinere Orte oder Farmen. Wer hier auf einer der schier endlos langen Straßen unterwegs ist, versteht, warum der US-Bundesstaat auch &bdquo;Kornkammer“ heißt: Mehr als 90 Prozent der Gesamtfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Das mache Nebraska zu einem der wichtigsten Agrarerzeuger der USA. Dennoch spürte auch Claas hier nach den starken Jahren 2022 und 2023 die nachlassende Nachfrage nach Landtechnik in den USA. Insbesondere Ackerbaubetriebe fuhren ihre Investitionen herunter. &bdquo;Während sich die Einkommenssituation der Milchviehhalter stabilisierte, sank die Nachfrage nach Mähdreschern und Traktoren stärker als nach Feldhäckslern und Futtererntetechnik“, fasst Fritsch die Marktanalyse zusammen. Aktuelle News erhalten Sie täglich über den Whatsapp-Kanal der NW Gütersloh Trotz des Rückgangs habe Claas wiederum seine Anteile in den meisten Segmenten steigern können. &bdquo;Wie unsere Wettbewerber sehen wir die Periode seit 2024 nach mehreren Jahren ungewöhnlich hoher Nachfrage als eine Marktkorrektur“, schreibt er weiter. Diese falle etwas stärker als gewohnt aus. Doch in dem Markt gebe es für Claas ein enormes Wachstumspotenzial.

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