Scharfe Kritik an Gerry Weber im Kreis Gütersloh – Ex-Unternehmer hat kein Mitleid

Halle. Und erneut mischt sich Wolfgang Grupp, langjähriger Eigentümer des Textilherstellers Trigema, in die Insolvenz des Haller Modeherstellers Gerry Weber ein. Bereits 2019 hatte er den Gerry-Weber-Verantwortlichen in einem Interview mit dem Magazin &bdquo;Textilwirtschaft“ unter anderem &bdquo;Größenwahn“ und &bdquo;Gier“ vorgeworfen. In der neuesten Folge seines Podcasts &bdquo;Mal Grupp gesagt“ legt er jetzt nach. Grupps Kritik richtet sich dabei gegen die Unternehmer selbst: &bdquo;Dass man Geld kassiert, wenn es gut läuft, und wenn man selber Fehler gemacht hat, lässt man das die Mitarbeiter ausbaden – das ist für mich nicht nachvollziehbar“, sagt der 83-Jährige im Gespräch mit dem Journalisten Reinhold Böhmer. Eingangs berichtet der ehemalige Unternehmer, dass ihm die Marke Gerry Weber natürlich bekannt sei, er den im September 2020 verstorbenen Gründer und Namensgeber der Firma, Gerhard Weber, aber nicht persönlich kennengelernt habe. &bdquo;Es gibt keinen Konkurs, wo die Unternehmer nicht selber verantwortlich sind“ Dennoch gab es wohl eine Verbindung zwischen Wolfgang Grupp und dem Unternehmen Gerry Weber: So hätten ihm die Anwälte nach der ersten Insolvenz im Jahr 2019 angeboten, nach dem Neustart als Investor in das Haller Unternehmen einzusteigen. Wie Grupp im Podcast erzählt, habe er sich damals &bdquo;spontan“ darüber sehr &bdquo;aufgeregt“: &bdquo;Das kann doch nicht sein, dass man von mir erwartet, dass ich Unternehmern beistehe, die Konkurs gemacht haben und ihre eigene Firma sozusagen niedergemacht haben“, ereifert er sich. &bdquo;Denn es gibt keinen Konkurs, wo die Unternehmer nicht selber verantwortlich sind.“ Und fügt an: &bdquo;Wenn mir etwas angeboten wird, dann bin ich sicher nicht der Erste, dem das angeboten wurde. () Aber wenn es eine Rosine gewesen wäre, dann hätten es andere längst gekauft.“ Und dass er am Schluss einsteige, wenn es sonst keiner kaufe – da hätte er immer gesagt: &bdquo;Gibt es nicht.“ &bdquo;Mit dem brauche ich kein Mitleid haben“, sagt er über die Verantwortlichen Überhaupt habe er diesen Grundsatz verfolgt: &bdquo;Alles, was ich brauche, das baue ich neu nach neuesten Gesichtspunkten (...).“ Und deshalb habe er auch nie eine pleitegegangene Firma gekauft und die übernommen, weil er sich sicher gewesen sei: Die haben so viele Schwierigkeiten, dass er sie sicher nicht würde weiterführen können. Lesen Sie auch: Tränen bei Gerry-Weber-Mitarbeitern im Kreis Gütersloh: &bdquo;Es tut verdammt weh“ Und damit nicht genug. Grupp, der über Trigema sagt, dass das Unternehmen 100 Prozent Eigenkapital habe, keinerlei Bankschulden, autark sei und von niemandem abhängig, stellt auch fest: Der Grund für eine Insolvenz oder einen Konkurs läge immer beim Unternehmer. Und deshalb habe er auch mit Gerry Weber kein Mitleid. &bdquo;Mit jemandem, der sozusagen der König von Halle ist und anschließend Insolvenz macht, mit dem brauche ich kein Mitleid zu haben.“ Stattdessen müsse dieser das Geld, das er zuvor erhalten habe, zurückgeben und nicht die Mitarbeiter bezahlen lassen und schamlos entlassen. Augenscheinlich meint Grupp hier nicht mehr die Person Gerhard Weber, sondern die Firmenverantwortlichen allgemein; explizit deutlich wird das nicht. 2019 kreiste Luftschiff von Trigema über Halle und dem Stadion Übrigens: Dass Wolfgang Grupp seitens Gerry Weber vor sechs Jahren angeboten wurde, nach der ersten Insolvenz einzusteigen, war damals nicht publik geworden. Stattdessen sorgte eine andere Aktion von Trigema für Aufsehen: So ließ das Unternehmen im Juni 2019 ein Luftschiff mit dem eigenen Firmenlogo über Halle und dem Stadion kreisen. Was für reichlich Aufsehen sorgte – und noch mehr Gesprächsstoff. Hatte Ralf Weber, Sohn von Firmengründer Gerhard Weber und ebenfalls Unternehmensvorstand, Wolfgang Grupp im &bdquo;Handelsblatt“ nämlich seinerseits als Reaktion auf die Vorwürfe &bdquo;Respektlosigkeit“ und &bdquo;fehlenden Anstand“ attestiert. Lesen Sie auch: Aus von Gerry Weber im Kreis Gütersloh: Mitarbeiter fühlen sich ungerecht behandelt An den Umständen ändert all das nichts: Wie berichtet, wird der Firmensitz von Gerry Weber seit dem 2. Juni abgewickelt. Die Mitarbeitenden am Standort Halle sowie die Beschäftigten in den Stores, die in den nächsten Monaten geschlossen werden, verlieren ihre Arbeitsplätze. Seit Freitag (30. Mai) ist bekannt, dass die spanische Victrix-Gruppe den Markennamen übernimmt und Damenmode mit dem Label Gerry Weber in Deutschland künftig über Handelspartner verkaufen möchte.

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