
Halle. Im vorläufigen Insolvenzverfahren der Gerry Weber International GmbH (GWI), der Holdinggesellschaft des Gerry-Weber-Konzerns, hat der vorläufige Gläubigerausschuss am Montag (5. Mai) beschlossen, im laufenden Investorenprozess die Verhandlungen mit zwei Interessenten fortzusetzen. Hierbei wolle man zeitnah zu einem Ergebnis kommen.
Wie ein Sprecher von Gerry Weber auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, seien beide Interessenten nach aktuellem Stand bereit, das Geschäft des Damenmodeherstellers „in einer auf die aktuellen Marktbedingungen angepassten Struktur“ weiterzuführen und die entsprechenden Markenrechte zu erwerben. Was an dieser Stelle noch hoffnungsvoll klingt, gilt allerdings definitiv nicht für den Standort Halle: Der steht nach 52 Jahren nun vor dem Aus.
Wie die Redaktion erfuhr, hätten beide Interessenten zugleich erklärt, dass „die Steuerung des Geschäfts in jedem Fall von einem anderen Standort als dem Firmensitz Halle“ erfolgen würde. „Vor diesem Hintergrund wird die Geschäftsführung Maßnahmen zur Aufgabe des Standortes Halle einleiten, an dem aktuell noch 281 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten“, heißt es weiter. Die Beschäftigten in Halle wurden am Dienstag (6. Mai) dabei durch die beiden Geschäftsführer Arnd Buchardt und Torsten Waack van Wasen persönlich über diesen Stand des Verfahrens informiert. Teils seien Tränen geflossen, allgemein habe eine große Betroffenheit geherrscht.
Gespräche mit dem Betriebsrat über Prozedere für Standortaufgabe
Aus Mitarbeiterkreisen war zuvor an unsere Redaktion herangetragen worden, dass in dieser persönlichen Zusammenkunft mitgeteilt worden sei, dass ein Großteil der Gerry-Weber-Mitarbeiter zum 1. Juni freigestellt werde. Im Vorfeld würde noch bekannt gegeben, wer in den Folgemonaten daran mitwirke, den Standort Halle abzuwickeln.
Diese Informationen mochte der Sprecher am Dienstagnachmittag so nicht bestätigen. Zur Begründung gab er an, dass jetzt zügig Gespräche mit dem Betriebsrat stattfinden würden, um das Prozedere für die Standortaufgabe festzulegen. Dem Betriebsrat von Gerry Weber in Halle steht dabei übrigens seit drei Wochen Kirstin Meese vor. In den Jahren zuvor stand Lutz Bormann an der Spitze des Gremiums.

Nicht zuletzt verwies der Sprecher von Gerry Weber mit Blick auf die laufenden Verhandlungen darauf, dass noch kein abschließendes Konzept für eine mögliche Fortführung des Modekonzerns vorliege. Vor diesem Hintergrund könne auch noch nichts darüber gesagt werden, wie viele Mitarbeitende abseits des Standortes Halle am Ende ihre Anstellung verlieren. Neben den 281 Beschäftigten in der Zentrale sind dies im deutschen Einzelhandel etwa weitere 280 Menschen, hinzu kommen die Teams in den ausländischen Stores - allein in den Niederlanden sind dies knapp 180 Mitarbeitende, dazu diejenigen, die in Belgien und Österreich bei Gerry Weber angestellt sind.
Bis zuletzt ruhte die Hoffnung darauf, dass Gerry Weber eine Zukunft hat

Zuletzt hatte der Unternehmenssprecher vor zwei Wochen, am 23. April, auf Anfrage mitgeteilt, dass der Investorenprozess bei Gerry Weber weiter andauere. Zu dem Zeitpunkt soll es noch mehr als zwei Adressen gegeben haben, mit denen über eine Zukunftslösung gesprochen wurde.
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Weiter erklärte der Sprecher zu dem Zeitpunkt, dass die Orderrunde für die Q4-Kollektion 2025 abgeschlossen sei. Die Handelspartner hätten sich insgesamt solidarisch mit Gerry Weber gezeigt. Auch an der Entwicklung der Kollektion für das erste Quartal 2026 werde unverändert gearbeitet.
Der Online-Shop von Gerry Weber ist unterdessen bis heute nicht erreichbar. Seit Anfang März wird auf technische Probleme verwiesen, weitere Auskünfte gibt es dazu nicht. Gleichwohl wird neue Mode auf dem Portal präsentiert und beworben.
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