Beliebtes Restaurant im Kreis Gütersloh verrät: „Darum haben wir sonntags geschlossen“

Herr Haskenhoff, hat sich das Ausgehverhalten Ihrer Gäste in den vergangenen Jahren geändert? Jörg Haskenhoff: Das schwankt und hängt natürlich auch immer von der aktuellen Wirtschaftslage ab. Wenn in den Medien wieder Krisenstimmung verbreitet wird, dann spüren wir das tatsächlich bei uns im Restaurant. Dann kommen zwei Personen zum Abendessen und teilen sich lieber eine Flasche Wasser, statt wie früher zwei Gläser Wein zu bestellen. Auch die Verweildauer im Restaurant nimmt dann ab. Dafür stehen hier dann meine Mitarbeiter unter der Woche aber auch nicht mehr bis Mitternacht, und ich kann sie am nach wie vor gut besuchten Freitag und Samstag einsetzen, ohne dass Überstunden angehäuft werden müssen. Essengehen ist aber auch teurer geworden. Für den Kunden ist es in der Tat preisaufwendiger geworden. Das hat mit den gestiegenen Personal- und Energiekosten zu tun. Früher war die Ware das teuerste, heute ist es ganz klar der Mensch. Dessen Arbeit – in unserer Branche oft abends – muss honoriert werden. Da spielt die Wertschätzung eine große Rolle. Welche Rolle spielt bei der Preisgestaltung die Mehrwertsteuer in der Gastronomie, die 2024 wieder auf 19 Prozent angehoben worden ist? Natürlich würde es uns mehr Spielraum geben, wenn die Mehrwertsteuer von 19 Prozent wieder auf 7 gesenkt wird. Aber ich bin Realist und halte das für unwahrscheinlich. Die Mehrwertsteuer auf Restaurantbesuche wurde von 19 auf 7 Prozent gesenkt, um die Gastronomie während der Corona-Pandemie zu entlasten. Die ist vorbei. Allerdings zeigt der Blick ins Ausland, dass es auch anders geht. Lesen Sie auch: Eisdiele im Kreis Gütersloh ist auch bei niedrigen Temperaturen erfolgreich In welchem Land zum Beispiel? Wenn man mal nach Spanien schaut, die haben nur 10 Prozent Mehrwertsteuer auf Restaurantbesuche und einen Mindestlohn von 8,37 Euro. Dort sind die Preise für ein Essen natürlich geringer. Die Leute gehen mehr aus, die Gastronomen dort können mehr umsetzen und zahlen dann ja in der Folge auch mehr Steuern. Als Unternehmer sage ich natürlich: Mehr Fluktuation ist besser und mehr Lebensfreude ist besser. Da sagen Sie was. Essengehen ist ja weit mehr als Nahrungsaufnahme. Das sehe ich genauso. Essengehen hat eine soziale und gesellschaftliche Komponente. Aber wir spüren unter der Woche eine gewisse Zurückhaltung. Vor allem Familien kommen weniger. Dann sitzen hier eher Geschäftsleute und Freunde, die sich abends zum Essen treffen. Viele Ihrer Kollegen klagen über &bdquo;No Shows“. Also darüber, dass Gäste einen Tisch reservieren, dann aber gar nicht erscheinen. Damit haben wir Gott sei Dank keine Probleme. Wir haben ja viele Stammgäste, die wir kennen. Die geringere Anonymität ist vielleicht ein kleiner Vorteil, wenn man auf dem Land lebt. Lesen Sie auch: Restaurant in Güterslohs Innenstadt schließt – bekannter Koch eröffnet neues Lokal Wie experimentierfreudig sind denn die Gäste in einer eher ländlichen Region? Mittlerweile können wir in der Küche sehr kreativ werden. Das liegt daran, dass wir im Pappelkrug ein Stammpublikum haben, das das zu schätzen weiß. Natürlich gibt es auch Kunden, die wollen ihr Schnitzel mit Bratkartoffeln essen, und die wären auch sehr erzürnt, wenn es das nicht mehr geben würde. Ich glaube, das Schnitzel mit Bratkartoffeln ist das meist verkaufte Gerichte bei uns. Welche Gerichte dürfen sonst noch auf keinen Fall bei Ihnen auf der Karte fehlen? Es muss immer eine Steak-Variante auf der Karte stehen. Wir haben viele Fleischliebhaber, die zu uns kommen. Aber genauso muss es ein vegetarisches Gericht geben wie beispielsweise unseren &bdquo;Ostwestfälischen Gemüseacker“. Im Winter müssen wir auf jeden Fall Grünkohl anbieten. Natürlich kann ich auch mal einen Grünkohl-Salat zubereiten mit Cashewkernen und Grapefruits – der wird dann nur seltener bestellt als der klassische Grünkohl mit Kasseler und Kohlwurst. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal der Gütersloher NW Wie gehen Sie mit sich ändernden Ernährungsgewohnheiten um? Wenn heute jemand eine Gruppe bei uns zum Essen einlädt, dann muss er darauf vertrauen können, dass wirklich jeder ein Gericht auf der Karte findet. Auch der Gast, der sich vegan ernährt. Und das sollte meiner Meinung nach bestenfalls nicht nur eine Gemüsepfanne sein, sondern ein wertiges Gericht. Was sind im Pappelkrug die Food-Trends für Frühling und Sommer? Smash-Burger sind ein echter Trend aus den USA. Das sind Burger, die innen sehr saftig sind und außen eine knusprige Kruste haben. Bowls sind nach wie vor beliebt. Seit einem Dreivierteljahr haben wir eine Bowl auf der Karte, die wir jetzt mit variierenden Zutaten an den Frühling anpassen werden. Rund um Ostern werden wir Lammrücken anbieten. Wann öffnet der Biergarten am Pappelkrug? Ich denke Anfang Mai. Aber wenn wir bereits im April entsprechendes Wetter haben sollten, dann reagieren wir natürlich darauf und öffnen früher. 80 Plätze stehen uns draußen zur Verfügung. Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel in der Gastronomie? Die Personalgewinnung bleibt schwierig. Vor allem die Arbeitszeiten in der Gastronomie sind natürlich immer ein Thema. Wobei wir darauf bereits reagiert haben. Inwiefern? Sonntag und Montag sind bei uns im Pappelkrug inzwischen Ruhetage. Das heißt, an diesen Tagen hat das Personal frei. Auch an den Feiertagen haben wir grundsätzlich geschlossen. Sind das nicht gerade die umsatzstarken Tage? Auf jeden Fall. Das ist so. Allerdings ist schon immer seitens des Personals der Wunsch formuliert worden, auch mal an einem Sonntag oder an einem Feiertag frei zu bekommen. Natürlich haben wir dann versucht, das möglich zu machen. Der Job ist für alle, die bei uns fest angestellt sind und regelmäßig sonntags gearbeitet haben, schwer mit der Familie zu vereinbaren. Zumal das Personal in der Gastronomie auch regelmäßig abends arbeitet. Nach Corona hatten wir einen geschrumpften Kern von Mitarbeitern – alles Eltern. Die Leute wollten wir auf jeden Fall halten. Darum haben wir dieses Zugeständnis gemacht, damit sie ein vernünftiges Familienleben führen können, aber auch gerne zu uns zur Arbeit kommen. Der Umsatz ist die eine Sache; die Langlebigkeit unseres Betriebs wirkt stärker. Lesen Sie auch: Mit vielen Fotos: Neues Restaurant in Gütersloh eröffnet – Gastronom gewährt Einblicke Sie haben mit einem Imagefilm um Personal geworben und dadurch drei neue Leute angeworben. Haben die durchgehalten? Ja, haben sie. Das waren zwei Servicekräfte und ein Koch. So ein Imagefilm hat eine Niedrigschwelligkeit erzeugt, sich einfach mal bei uns vorzustellen. Gerade die Imagefrage ist für uns ein wichtiges Thema. Als kleiner Gasthof auf dem Land hat man nämlich schnell ein angestaubtes Image. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Landgasthof Pappelkrug (@pappelkrug) Wobei Sie ja in den vergangenen Jahren sehr dagegen angearbeitet haben. Danke. Bei unseren Gästen ist das auch angekommen. Bei den jungen Leuten, die ich als Arbeitskräfte gewinnen möchte, ist das schwieriger. Die entscheiden sich oft dazu, in die Großstadt zu gehen. In ein Restaurant, das womöglich eine viel größere Strahlkraft hat. Vor allem die großen Häuser sind durch Social Media ja auch sehr präsent. Ich konkurriere nicht mehr wie früher mit den Unternehmen in der Region, sondern mit jedem Betrieb Deutschlands. Und natürlich lockt dann auch das Großstadtleben. Ist Koch für Sie immer noch der schönste Beruf? Ja, das ist so. Ich habe das Glück, dass ich ja schon als kleiner Dötz mit meinem Vater am Herd stand. Ich bin seit mehr als 20 Jahren in der Gastronomie und mache das bis heute sehr gerne. Und ich habe eine tolle Frau, mit der ich im Pappekrug an einem Strang ziehe. Das trägt auch zur Zufriedenheit bei.

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