Sanierungsfall: Zukunft für besondere Immobilie im Kreis Gütersloh ist ungewiss

Update: Viele Haller verbinden mit dem Haus Brune Kindheitserinnerungen. Das große Fachwerkhaus im Stadtkern steckt voller Geschichte, schließlich steht es dort schon seit 1677. Aber leider steckt es wohl auch voller Sanierungsbedarf, wie Bürgermeister Thomas Tappe und Kämmerer Björn Hüllbrock am Mittwochabend den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses erläuterten. &bdquo;Wir haben seit dem Kauf des Hauses im Jahr 2021 intensiv über die Nutzungsmöglichkeiten diskutiert, auch mit Blick auf mögliche Fördergelder. Am Ende war für uns klar, dass wir das Haus veräußern müssen“, erklärte Hüllbrock. Man habe auch versucht, das Objekt noch in das bestehende ISEK-Verfahren hineinzubekommen, jedoch lehnte die Bezirksregierung in Detmold dies ab. &bdquo;Wir hätten also zumindest bis Ende 2027 keine Fördergelder bekommen“, sagte Hüllbrock. Dem gegenüber stünden die erwarteten Sanierungskosten in Millionenhöhe. &bdquo;Wir haben uns das nicht leicht gemacht“, ergänzte Bürgermeister Thomas Tappe. Das Haus Brune sei ein sehr bedeutendes Objekt, das einst als Bürgermeisterhaus gebaut worden war. Viele Menschen hätten ihn auf das Gebäude angesprochen und den Wunsch geäußert, das hier wieder Gastronomie entstehen solle. Daher soll diese Nutzungsvorgabe, ebenso wie eine gewerbliche, nichtstörende Nutzung im 1. Obergeschoss sowie eine Wohnnutzung im 2. Obergeschoss bei einem Verkauf vorgegeben werden. Interesse am Haus Brune ist bereits vorhanden &bdquo;Ich habe auch schon Interesse bei unterschiedlichen Investoren verspürt“, sagte Tappe. Ins Detail gehen könne er aber nicht, dies sei Inhalt des anschließenden nicht-öffentlichen Teils der Sitzung. Man strebe eine schnelle Lösung an, schließlich stehe man in der Pflicht, das Denkmal zu erhalten. &bdquo;Wir müssten dann bald sicherlich selbst Geld in die Hand nehmen“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf dringend anstehende Sanierungsmaßnahmen. Man werfe nun erst einmal den Ball ins Feld, die Rahmenbedingungen würde man ebenso im nicht-öffentlichen Teil besprechen. &bdquo;Wir können uns einen Verkauf vorstellen, aber die Vorgaben sollten nicht zu streng sein“, sagte Jochen Stoppenbrink (Grüne). Ihn würde aber interessieren, wie konkret das Interesse ist. Tappe verwies ihn auch hier auf den späteren Verlauf der Sitzung, in der dann Besucher und auch Pressevertreter nicht mehr anwesend sein durften. &bdquo;Wir sehen das kritischer und haben schon damals gegen den Kauf gestimmt“, erklärte Anja Pohlmann (UWG). Bereits vor vier Jahren hatte man nach einem Nutzungskonzept gefragt und um eine Nutzungsanalyse vor dem Kauf gebeten. &bdquo;Ich war selbst einmal in dem Gebäude und muss sagen: Der Zustand ist grausam. Hier wird viel Geld benötigt“, fuhr Pohlmann fort. Die Idee der gastronomischen Nutzung sah sie skeptisch: &bdquo;Damit sind schon die Vorbesitzer gescheitert“, sagte Pohlmann. ++++++++++++++++++++++++++++++++ Halle. Die Stadt möchte das traditionsreiche Haus Brune an der Bahnhofstraße 10 wieder verkaufen. Ende 2021 hatte sie die Immobilie von dem Hörster Eigentümerehepaar Gerlinde und Heinz Schulte-Brochterbeck erworben, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Später war von 350.000 Euro die Rede, entsprechend der aus Kauf plus Sanierung erwarteten Summe wurden im Haushalt schließlich drei Millionen Euro eingeplant. In den vergangenen Monaten überprüfte die Stadt die Nutzungsmöglichkeiten des Hauses und stellte fest, dass es für ihre Zwecke nicht geeignet ist beziehungsweise nicht benötigt wird. Die Verwaltung schlägt daher nun den Verkauf der Immobilie vor. Darüber entscheiden soll der Haupt- und Finanzausschuss, der am Mittwoch, 12. Juni, ab 17.15 Uhr in der Mensa des Schulzentrums Masch tagt. Den möglichen Verkauf knüpft die Verwaltung jedoch an genaue Vorgaben. So soll im Erdgeschoss Gastronomie beheimatet sein, für das erste Obergeschoss ist eine gewerbliche, nicht störende Nutzung vorgegeben und im zweiten Obergeschoss sollen Wohnungen entstehen. Da das Gebäude - sowohl die Hülle als auch das Innere - unter Denkmalschutz steht, ist dieser bei der künftigen Nutzung zwingend zu beachten. Eine Abstimmung mit dem LWL ist vorgeschrieben. Zunächst hat man innerhalb der Verwaltung überlegt, ob die stadtbildprägende Immobilie, deren Geschichte bis ins Jahr 1677 zurückreicht, für städtische Zwecke genutzt werden könnte. Grundgedanke war die Bündelung diverser Einrichtungen, wie etwa Bürgerbüro, Touristikinfo, Stadtmarketing und HIW, unter einem Dach. Multifunktionale Nutzung verhindert den Umzug Das diese jedoch derzeit in den verschiedensten städtischen Gebäuden angesiedelt sind, hätte eine zentrale Verlagerung ins Haus Brune zu vielen Leerständen in den anderen Immobilien geführt. Diese freien Räume hätten nicht durch den Verkauf der kompletten Häuser ausgeglichen werden können, da in den Gebäuden noch einige weitere städtische Nutzungen vorhanden sind. Gleiches gilt für den Alternativgedanken, in dem Fachwerkhaus die Volkshochschule Ravensberg unterzubringen. Erschwerend hinzu käme hier die Tatsache, dass die Stadt der VHS laut Satzung Räume kostenfrei zur Verfügung stellen muss. Und dass in einem Gebäude, in das vorab noch ordentlich investiert werden müsste. Eine Situation, die angesichts der recht klammen Kassen im Rathaus gegenüber den Bürgern erklärbar wäre. Auch unter Beachtung sämtlicher Fördergelder kam man in der Verwaltung zu dem Fazit, dass eine adäquate Refinanzierung der notwendigen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen im Haus Brune bei einer städtischen Nutzung oder Vermietung durch die Stadt nicht gegeben wäre. Eine Nutzung des Gebäudes sei somit, so ist der Vorlage für die Sitzung im kommenden Mittwoch zu entnehmen, zu städtischen Zwecken finanziell nicht darstellbar. Eine Veräußerung stelle den einzig sinnvollen Weg dar. Gastronomie im Haus Brune bleibt der große Wunsch Als einen möglichen Weg wird das Bieterverfahren vorgeschlagen, die konkrete Ausgestaltung des Verkaufsprozesses soll in einer nichtöffentlichen Sitzung erarbeitet werden. Zudem sollte der Verkauf mit Auflagen verbunden werden, so dass durch die zukünftige Nutzung der Innenstadtbereich gestärkt und die städtebauliche Entwicklung gesichert wird. Wünschenswert sei, so ist der Vorlage zu entnehmen, die Etablierung einer Gastronomie im Erdgeschoss. Um Lärmbelästigungen zu vermeiden, sollte als Puffer zwischen Wirtschaft und Wohnraum im Obergeschoss eine gewerbliche Nutzung mit Tagesbetrieb, wie etwa eine Arztpraxis, eine Kanzlei oder ein Büro angestrebt werden. Alternativ sei auch eine Nutzung für seniorengerechtes Wohnen mit einer auch öffentlich zugänglichen Gastronomie im Erdgeschoss vorstellbar. In Vorgesprächen habe man den Eindruck gewonnen, dass es für solch eine Nutzung bereits mehrere Interessenten gäbe. Ein Haus mit einer langen Geschichte Das Haus Brune wurde vor fast 350 Jahren als Bürgermeisterhaus errichtet. Bauherr Lucas Brune versah dieses Amt 40 Jahre lang. Zwischen 1700 und 1775 diente das Gebäude zwei Generationen als Pfarrhaus. Franz Brune übernahm 1813 das Haus und eröffnete darin eine Bäckerei sowie eine Schankwirtschaft, die er abends betrieb. Zudem war im Obergeschoss zwischenzeitlich das Landratsamt untergebracht, um 1880 herum gründeten dort 75 Männer die erste Haller Feuerwehr und im Hof wurde Halles erstes Eis verkauft. Im Jahr 2014 kaufte dann das Ehepaar Schulte-Brochterbeck die Immobilie im Rahmen einer Zwangsversteigerung für 167.000 Euro. Zuvor hatte das Haus bereits einige Monate leergestanden, das Ehepaar Bernd und Marianne Staeck hatte dort bis 2011 gemeinsam mit ihrem 2021 verstorbenen Sohn Matthias das Gasthaus Brune 27 Jahre lang geführt. Das Vorhaben des Ehepaars Schulte-Brochterbeck, das Haus weiter als Gaststätte verpachten, scheiterte. Bernhard Seeger eröffnete dann dort 2017 sein Kunst- und Kulturhaus. Der Mietvertrag wurde aber mangels Aktivitäten in den Räumen Anfang 2021 aufgelöst, seitdem ist es ruhig geworden in dem imposanten Fachwerkhaus.

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