Erfolgreiches Restaurant im Kreis Gütersloh geschlossen: Was passiert mit der Immobilie?

Rheda-Wiedenbrück. Bis Ende Juli war das Emshaus mit dem Restaurant gleichen Namens ein geselliger Ort. Das ist Geschichte. Die bisherigen Pächter haben den gastronomischen Betrieb aus familiären Gründen aufgegeben. Über die Zukunftspläne für das Gebäude äußert sich die Stadt. Ihr gehört das geschichtsträchtige Haus seit 1995. Dazu gehören ein Park und eine große Rasenfläche. Gekauft hatte die Kommune das Gebäude vom Bund vor 30 Jahren für umgerechnet 906.000 Euro. Seit 1997 war es ein Standort für gehobene Gastronomie. Die boten dort seit 2010 die Eheleute Verena Blomberg-Kahl und Patrick Kahl an. Sie sollen der Stadt und der Politik einen Vorschlag gemacht haben, wie es im Emshaus gastronomisch weitergehen könnte. Benannt hätten sie einen neuen potenziellen Pächter, der Kaffee und Kuchen sowie Veranstaltungen bieten wolle. Weil er das Inventar nur auf Pachtbasis übernehmen könne, habe das Ehepaar es der Stadt zum Kauf angeboten. Stadt bedauert das Ende des bisherigen Mietverhältnisses Dazu äußern möchte sich Martin Pollklas, Pressesprecher des Bürgermeisters, auf Anfrage der NW nicht. Über das Emshaus sei in nicht-öffentlicher Sitzung im Ausschuss für Grundstücke und Gebäude gesprochen worden, da es sich um vertragliche Regelungen handele. Eine Stellungnahme könne die Verwaltung darum nicht abgeben. Dass das Mietverhältnis mit Familie Kahl ausgelaufen ist, bedauert die Stadt. &bdquo;Die Zielsetzung ist, einen neuen Betreiber oder eine Betreiberin für ein gehobenes gastronomisches Angebot zu finden“, informiert das städtische Immobilienmanagement. Das Restaurant bietet für bis zu 74 Gäste einen Sitzplatz. Ursprünglich als großbürgerliches Einfamilienhaus geplant, bietet das Emshaus auch ein saalartiges Kaminzimmer, einen Salon mit Zugang zu den Terrassen, eine Küche, ein Esszimmer, ein Herren- und ein Esszimmer sowie einen Wintergarten. Gebaut wurden vier Schlafzimmer im Obergeschoss und Räume für Bedienstete im Dachgeschoss. Emshaus war zwischen 1940 und 1941 errichtet worden Die Innenausstattung ist gekennzeichnet durch Eichenbalken als Deckendekor, einen offenen Kamin mit Delfter Kacheln, massive Eichentüren und Wandverkleidungen sowie ein handgeschmiedetes Treppengeländer und Ziergitter. &bdquo;Das Innere des Gebäudes dokumentiert den repräsentativen Anspruch, den das ehemalige Wohnhaus ausstrahlen sollte“, erklärt die Stadt. Lesen Sie auch: Beliebtes Gütersloher Restaurant schließt nach mehr als zehn Jahren Errichtet worden war das Emshaus 1940/41 von der Firma Rawe & Co. für ihren Betriebsleiter Carl Fastenrath. Er war der Sohn von Walter Fastenrath, geschäftsführender Teilhaber des Nordhorner Textilunternehmens, das 1933 die Rheader Textilfabrik Gebrüder Weinberg kaufte. &bdquo;Da es sich um ein jüdisches Unternehmen handelte, ist von einer Arisierung zu sprechen“, informierte die Stadt im Mai 2021 die Politik. Carl Fastenrath lebte erst in der Weinberg-Villa an der Wilhelmstraße. Familie Weinberg, die dort zuvor wohnte, war vor den Nazis nach Holland und nach Frankreich geflüchtet. Ab 1955 war das Gebäude im Besitz der Bundesrepublik Deutschland Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste Familie Fastenrath auf Befehl des amerikanischen Stadtkommandanten das Emshaus räumen. Es wurde kurzfristig zum Sitz des damaligen Bürgermeisters. 1948 übernahm die Royal Air Force das Gebäude, das damals abgeschirmt lag. Dort wohnten führende Offiziere und Kommandanten des britischen Militärflughafens in Gütersloh. Die Präsenz der Briten endete 1994 mit der Neuausrichtung der NATO nach dem Ende des Warschauer Paktes. Das Emshaus hatte die Bundesrepublik Deutschland 1955 von Firma Rawe gekauft. Die Stadt hat es 40 Jahre später erworben, die Parkanlage angegliedert und zum Rosengarten geöffnet. Beim Verkauf gewährte der Bund einen Verbilligungsabschlag auf Räume im Obergeschoss. Verbunden war damit eine 20-jährige Nutzungsbindung &bdquo;für Zwecke der freien Wohlfahrtspflege“. Die endete 2015. Seit 2021 wird das Emshaus in der Denkmalliste der Stadt aufgeführt Die Volkshochschule Reckenberg-Ems nutzte die erste Etage für Workshops zur Entspannung, für Lachyoga oder für Basenfasten bis 2020. Seither stehen die Räume leer. Mitgenutzt wurden sie zuletzt von den Pächtern des Emhauses. In die Denkmalliste der Stadt wurde das Gebäude 2021 aufgenommen. Es sei ein wichtiges Zeugnis aus der nationalsozialistischen Vergangenheit der Stadt, begründete das Denkmalamt. Das Haus &bdquo;zeigt, wie im nationalsozialistischen System gut vernetzte Personen inmitten des Krieges sich über sämtliche, von ihnen selbst geschaffene Verordnungen hinwegsetzen konnten und sich ein Gebäude errichten ließen, das selbst in Friedenszeiten als außerordentlich luxuriös gegolten hätte.“ Verkauf des Gebäudes ist derzeit keine Option Wie hoch der Renovierungsbedarf im Emshaus ist, ob in die gastronomische Ausstattung investiert werden soll, ist offen. Klar ist, dass für die Stadt eine Nutzung als Wohnhaus &bdquo;momentan nicht im Fokus“ steht. Auch ein Verkauf komme trotz der angespannten Haushaltslage derzeit nicht in Betracht. Dem städtischen Immobilienmanagement schwebt auch künftig eine gastronomische Nutzung vor. Interessierte hätten sich bereits im Rathaus gemeldet. Die Verwaltung bereitet eine Ausschreibung vor. Veröffentlicht werden könne die, &bdquo;sobald letzte Übergabedetails mit den jetzigen Pächtern geklärt wurden“, so Pollklas. Über neue Gastronomen würden Politik und Verwaltung gemeinsam entscheiden. Das soll spätestens im Herbst oder Winter geschehen - nach der Kommunalwahl &bdquo;und nach der Auswertung der Optionen“.

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