Pizzeria im Kreis Gütersloh bleibt vorerst zu - Gastronom nach Unfall im Krankenhaus

Halle. &bdquo;Ich kann es nicht mehr sehen, am liebsten würde ich es wegwerfen“, sagt Anca Liana Cardos. Gemeint ist das Motorrad ihres Lebensgefährten Domenico Gentili. Mit diesem wollte der 53-jährige Inhaber der Osteria Gentili vor einer Woche eine kleine Spritztour unternehmen. Zur Eingewöhnung fuhr er zunächst mit Tochter Luna als Beifahrerin ein paar Meter auf und ab. &bdquo;Er fuhr ganz langsam, etwa 20 Stundenkilometer“, erzählt Cardos. Plötzlich rutschte die Maschine auf dem nassen Asphalt weg und die beiden stürzten auf die Straße. Die fünfjährige Luna blieb unverletzt, aber ihr Vater merkte, dass er nicht mehr aufstehen konnte. Im Haller Klinikum diagnostizierten die Ärzte einen Bruch des Knies. Am Montag, 27. Mai, wurde der Gastronom in Bielefeld erfolgreich operiert. &bdquo;Er hat einen dicken Verband, sein Knie ist so groß wie ein Parmaschinken“, sagt Cardos. So weit, so schlecht. Erschwerend kommt nämlich hinzu, dass der passionierte Pizzabäcker nun wochen- oder gar monatelang nicht mehr arbeiten kann. Sein im Oktober 2022 eröffnetes Restaurant in den früheren Räumen des Café Baier muss vorerst geschlossen bleiben, da niemand sonst im insgesamt fünfköpfigen Team der Osteria die italienische Spezialität so zubereiten kann, wie sie die Gäste seit Monaten lieben. &bdquo;Domenico macht den Teig nach einem alten, geheimen Familienrezept“, verrät Cardos. Vier Mehlsorten, eine hausgemachte Tomatensoße und eine Ruhezeit von 55 Stunden - so viel ist bekannt, alles Weitere bleibt geheim, selbst seine Partnerin ist sich nicht sicher, ob sie das ganze Rezept kennt. &bdquo;Ich könnte aber eh nicht am Ofen stehen, ich muss mich ja um unsere drei Kinder kümmern“, sagt Cardos. &bdquo;Ohne Domenico läuft nichts“, lobt sie ihren Lebensgefährten. Sechs Wochen lang muss Gentili sein Knie nun ruhig halten, die komplette Genesung bei solch einer Diagnose dürfte sich über drei Monate hinziehen. Suche nach schnellem Ersatz am Backofen &bdquo;So lange können wir nicht schließen, alle Fixkosten laufen ja weiter und wir müssen auch Geld verdienen, ebenso wie unser Personal“, sagt Cardos. Zudem habe man bereits zum Jahreswechsel wegen einer Operation am Fuß und einer Renovierungsphase die Osteria zwei Monate lang schließen müssen. Wer Domenico Gentili kennt, weiß, dass er so lange nicht stillhalten kann. Schon jetzt denkt der in der Provinz Umbrien geborene Gentili darüber nach, wie er möglichst knieschonend schon bald zumindest seinen Teig wieder selbst zusammenkneten kann. Bis dahin wartet auch Luna auf ihren Papa. Mittlerweile weiß sie auch, warum ihr Vater ins Krankenhaus musste. Denn der Sturz an sich hatte zunächst harmlos ausgesehen und niemand erwartete Schlimmeres. &bdquo;Ich habe ihr gesagt, dass Papa alt ist“, sagt Cardos. Wenig charmant, dafür aber wohl knallharte Realität, denn die Knochenmasse beim Menschen nimmt bereits nach dem 30. Lebensjahr ab. Der Zeitpunkt der Schließung ist extrem ungünstig. Der Sommer steht vor der Tür, die Außenterrasse ist hergerichtet und durch das Tennisturnier Mitte Juni ist die Stadt eine Woche lang voller Besucher. &bdquo;Es ist die beste Zeit, die wir nun verpassen“, sagt Cardos. Darum ist man nun auf der verzweifelten Suche nach einem Pizzabäcker, der Domenico zunächst ersetzt und später entlastet. &bdquo;Es muss aber ein Pizza-Profi sein. Niemand, der Pizza in Formen backt“, sagt Cardos. Ein Pizzafladen müsse von Hand und nach Augenmaß ausgerollt werden. Langwierige Suche nach einem Pizza-Profi Schon länger hatte man die Hoffnung, dass ein alter Bekannter aus Italien aushelfen könne. &bdquo;Der ist nun aber in einem Hotel in Rimini tätig und die Saison hat gerade begonnen“, sagt Cardos. Zudem habe er klar durchblicken lassen, dass er die Adriaküste der ostwestfälischen Provinz vorzieht. &bdquo;Kann man ja auch irgendwie verstehen“, gibt Cardos zu, die sich jedoch seit einigen Jahren in Halle sehr wohl fühlt. Also geht die Suche weiter, zumal auch alle Gastronomen im Bekanntenkreis abgewunken haben. Es ist halt keine gute Zeit, um gastronomische Fachkräfte auszuleihen. Neben der Zubereitung einer Pizza nah an der Perfektion müsste der Ersatzmann noch ein weiteres Kriterium erfüllen. &bdquo;Er muss sich zwischendurch auch mit den Gästen unterhalten, das macht Domenico auch immer“, sagt Cardos. Wer Interesse an dem Job hat, kann sich per E-Mail bewerben. Insgesamt sei man &bdquo;superzufrieden“ mit der Entwicklung der Osteria. Nach dem anfänglichen Angebot von Frühstück und Kuchen am Nachmittag, hat man sich mittlerweile ganz auf Pizza, Pasta und italienische Vor- und Nachspeisen konzentriert. Zudem verkauft man Olivenöl von einem befreundeten Olivenbauern aus Perugia. &bdquo;Das ist Medizin für den Körper“, lobt Cardos das Ergebnis aus Fruchtfleisch und Kern der Steinfrucht. Wenn das stimmt, könnte Domenico Gentili schnell wieder auf den Beinen sein. Aber zunächst benötigt er Ruhe, denn einen weiteren monatelangen Ausfall könnte der kleine Gastronomiebetrieb möglicherweise nicht mehr verkraften.

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