Mordfall Marion S. im Kreis Gütersloh: Lebensgefährte macht emotionale Aussage

Halle/Bielefeld. Die ermordete Marion S. (68) aus Steinhagen hat offenbar befürchtet, bald eines gewaltsamen Todes zu sterben. &bdquo;Glaubt mir, mein Ex-Mann lässt mich verschwinden, soll sie sowohl ihrem neuen Lebensgefährten als auch ihrer Schwester mehrmals anvertraut haben. Beide sind am Freitag, 16. Februar, als Zeugen vor dem Schwurgericht in Bielefeld aufgetreten. Hat sie eine Art von Todesahnung gehabt? Am dritten Prozesstag wegen Mordes gegen den 73-jährigen Angeklagten hat sich der 65-jährige Peter B. sehr emotional zum Verschwinden seiner Freundin am 5. Juli geäußert. Einen Tag vorher habe er Marion S. zum letzten Mal lebend gesehen. &bdquo;Sie wollte ihr Elternhaus an der Erfurter Straße in Steinhagen, das sie geerbt hat, zum Verkauf herrichten und renovieren. Am nächsten Tag bin ich mit einem kleinen Anhänger zu ihr gefahren, den ich mit Sachen beladen wollte, die aussortiert worden sind." Das sei so um 16.30 Uhr gewesen. Leider habe er sie nicht angetroffen. Peter B.: &bdquo;Ihr Auto stand unverschlossen in der Einfahrt. Ich habe an der Haustür geklopft und gerufen. Ich konnte sehen, dass der Schlüssel von innen steckte. Das kam mir seltsam vor. Vielleicht war sie im Haus gefallen und liegt dort verletzt?" Er sei danach zur Nachbarin gelaufen, in der Annahme, dass sie dort kurzfristig zum Kaffeetrinken eingekehrt ist. Fehlanzeige. Sechs Mal habe er versucht, sie auf ihrem Handy anzurufen. &bdquo;Keine Reaktion." Daraufhin sei er mit einem Schlüssel durch den Kellereingang ins Haus gelangt. &bdquo;Auf dem Dachboden habe ich ihre Handtasche, die Geldbörse und ihr Handy aufgefunden." Die Geschichte sei immer mysteriöser geworden. Lesen Sie auch: Mordfall Marion S. im Kreis Gütersloh: Jetzt gibt es neue Hinweise zu gefundenen Spuren Lebensgefährte spricht vor Gericht: "Ich war sicher, dass ihr etwas passiert ist" &bdquo;Gegen 17 Uhr habe ich dann die Polizei verständigt: &bdquo;Meine Marion ist entführt worden. Die ist einfach weg, verschwunden." Ihm sei ja die ganze Vorgeschichte und der Zwist zwischen den getrennt lebenden Ehepartnern bekannt gewesen. &bdquo;Ich war sicher, dass ihr etwas passiert ist." Außerdem habe Marion S. um 15.30 Uhr einen Termin bei ihrem Zahnarzt gehabt. Seine neue Partnerin, die er bei einer Grillparty im Mai 2022 kennengelernt habe, sei sehr kommunikativ gewesen und habe viele Freunde gehabt. Unter Tränen schildert er dem Gericht eine wunderbare Zeit mit ihr: &bdquo;Sie war eine tolle Frau. Besonders der letzte Urlaub in Dänemark verlief mehr als harmonisch. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander und haben uns vertraut." Immer wieder seien Schreiben eines Anwalts ihres Ehemannes bei ihr angekommen. &bdquo;Diese haben Marion verzweifeln lassen. Sie wollte die Scheidung. Zuletzt wollte er sie sogar wieder haben. Sie war deshalb sogar in psychologischer Behandlung." Es sei um 1.200 Euro monatlich an Unterhalt gegangen, die der Beschuldigte nicht zahlen wollte. Seine Partnerin habe ihm in den vergangenen Monaten oft erzählt, dass sie fürchterliche Angst vor ihm gehabt habe. &bdquo;Kurz vor der Trennung soll der Angeklagte sie gewürgt und zwei Stunden lang eingesperrt haben", berichtet Peter B. dem Gericht. &bdquo;Einen Tag, nachdem Marion am 18. Oktober 2020 ausgezogen und sich bei ihrer Schwester einquartiert hat, soll er die gesamte Kühltruhe ausgeräumt und die Lebensmittel einfach vor ihre Tür geworfen haben. &bdquo;Sie hatte keine Feinde. Der einzige Feind in ihrem Leben war der Ehemann." Nach dem Verschwinden von Marion S. habe Peter B. eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt: &bdquo;Ich hatte die Hoffnung, dass irgendjemand sie gesehen hat." Für ihn persönlich stehe heute jedenfalls fest, dass der 73-Jährige für den Tod seiner Lebensgefährtin verantwortlich ist. &bdquo;Haben Sie vielleicht Marion getötet?", will Staatsanwalt Christoph Mackel plötzlich vom Zeugen wissen. Immerhin gebe es Gerüchte darüber. Natürlich verneint Peter B. die Frage energisch. Tochter soll die Mutter gewarnt haben Auch die Schwester von Marion S. hat das Zerwürfnis der Eheleute bestätigt. Monika J. (79) aus Steinhagen erklärt den Richtern: &bdquo;Die Ehe war zerrüttet. Es kriselte gewaltig. Der Angeklagte hat immer wieder Wutausbrüche gehabt." Etliche Male habe ihre Schwester zu ihr gesagt: &bdquo;Glaube mir, der zahlt nichts. Der bringt mich um." Manchmal habe sie Marion beruhigen können. Doch dann habe sie aufgrund der Erzählungen den Eindruck gehabt, dass der Landwirt seine Frau wie eine Magd behandelt. &bdquo;Sie machte angeblich nichts richtig. Sie wollte nur noch weg von ihm." Während der Trennungsphase, so habe es ihr ihre Schwester mitgeteilt, soll die Tochter ihre Mutter angerufen und gewarnt haben: &bdquo;Sei vorsichtig. Papa will dich umbringen." Seit der Beerdigung herrsche zu den Kindern Funkstille. Nach dem Tod ihres Mannes vor vier Jahren, so Monika J., soll der Beschuldigte einen &bdquo;ungeheuerlichen Vorwurf" innerhalb der Familie gestreut haben. &bdquo;Angeblich soll mein Mann versucht haben, meine Schwester zu vergewaltigen. Wie schäbig ist das denn?" Heute wisse sie, dass der 73-Jährige zwei Gesichter hat: &bdquo;Er ist nicht nur der liebe Opa." Monika J. hat beteuert, dass ihr Verhältnis zu ihrer Schwester stets ausgezeichnet gewesen sei. &bdquo;Sie hat mir auch immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Wir haben täglich telefoniert." Später berichtet Rechtsmedizinerin Stefanie Schlepper aus Münster über die Obduktion der Leiche von Marion S.. Der Leichnam habe nach der Bergung aus dem Grab im Wald deutliche Fäulnis aufgewiesen, die Oberhaut sei bereits abgelöst gewesen. &bdquo;Deshalb sind die Befunde eingeschränkt." Sie habe eine schmalstreifige Verfärbung am Hals der Toten ausgemacht, die auf ein Erwürgen oder ein Erdrosseln hindeutet. Das erkläre auch der Bruch des Schildknorpelhornes. &bdquo;Außerdem konnte ich stumpfe Gewalteinwirkungen am rechten Ellenbogen, am Rücken und am Oberarm feststellen, vermutlich Abwehrverletzungen. Eine Verletzung am Handgelenk könnte durch eine Fesselung entstanden sein." Interessant: Totenflecken konnten eingegrenzt werden. Stefanie Schlepper: &bdquo;Die passten zur Auffindesituation. Nicht auszuschließen, dass Marion S. am Grab noch gelebt hat." Strafverteidiger beurteilt Zeugenaussagen mit Skepsis Strafverteidiger Sascha Haring äußert sich nach dem Verhandlungstag skeptisch zu den Zeugenaussagen: &bdquo;Alle Vorwürfe stammen aus dem Kopf des Opfers. Niemand hat die Drohungen meines Mandanten persönlich mitbekommen. Das lässt viele Fragen offen." Der Prozess wird am Freitag, 23. Februar, fortgesetzt.

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