Leiche im Kreis Gütersloh gefunden - Mit der Mordkommission im finsteren Wald

Halle. Mittlerweile arbeite ich seit etwa 35 Jahren in meinem Job, und so sehr er sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert hat: Sollte ich mich heute aufs Neue für einen Beruf entscheiden müssen - ich würde wieder Journalistin werden wollen. Kein Job ist so vielseitig, nirgendwo sonst lernt man so viele verschiedene Menschen kennen und hat zugleich mit so unterschiedlichen Themen zu tun; vor allem im Lokalen. Wir berichten aus politischen Sitzungen und treffen am nächsten Tag Hühnerzüchter mit Herz. Die Entwicklung der Global Player hier wie Gerry Weber, Storck, Hörmann, Baxter und Co. steht in unserem Fokus. Und dann begegnen wir auch mal Weltklassesportlern oder berühmten Musikern, die regelmäßig in Halle auftreten. Mein Job ist einfach großartig! Vergangenen Sonntagabend wollte ich ihn verschenken. Die Leiche liegt nicht weit entfernt Irgendwann zeigte die Uhr fast Mitternacht. Seit Stunden stand ich mit Kamera und Telefon in der Hand in einem stockfinsteren Wald, weit abseits von frequentierten Straßen oder Häusern. Absolute Stille. Nur die Lichtkegel von Taschenlampen huschten hier und da über Gras, Sand und Wurzelwerk. Ein paar Kollegen waren noch dabei, zwei Polizisten vor einer Absperrung. Aber die Dunkelheit schluckte sie, kaum, dass sie sich von mir entfernten. Zwei Bestatter kamen mit einem Transporter, sie sollten die Leiche abholen. Jene sterblichen Überreste einer Frau, die hier am späten Nachmittag gefunden worden waren - sie lagen nicht weit von uns. In dem Moment seiner Aufgabe nachzukommen, die Szenerie im Bild festzuhalten, die Geschehnisse an die Onliner durchzugeben, um sie später dann noch ausführlicher aufzuschreiben, fühlt sich nicht richtig an. So, als ob es den Umständen nicht angemessen ist. Und gehört dennoch zu dem Beruf dazu. Lesen Sie auch: Getötete Frauen im Kreis Gütersloh - mehrere Mörder noch immer nicht gefasst Einziger Verdächtiger weiter auf freiem Fuß Sie haben es gewiss gelesen, mittlerweile wurde durch die Polizei der Verdacht bestätigt, dass es sich bei der Frauenleiche um die seit dem 5. Juli vermisste Marion S. aus Steinhagen handelt. Und dass die 68-Jährige, die noch bis vor wenigen Monaten in Kölkebeck gelebt hatte, einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Während die Polizei bekräftigt, in alle Richtungen zu ermitteln, steht ihr Ehemann, mit dem sie in Scheidung lebte, unter Tatverdacht. Weil es allerdings keinen dringenden Tatverdacht gibt, befindet er sich auf freiem Fuß. Nach Informationen dieser Zeitung soll sich der 72-Jährige im Polizeipräsidium Bielefeld in dieser Woche einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen haben, dabei soll ihm auch eine Speichelprobe (DNA) entnommen worden sein. Mehr neue Ermittlungsergebnisse sind derweil noch nicht bekannt. Warum musste Marion S. sterben? Und während wir all diese Fakten mal als Pressemitteilung geliefert bekommen, mehr noch selbst recherchieren, mischt sich bei uns in der Redaktion ebenso wie bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die eigene Anteilnahme in die Arbeit. Fragen danach, was diese arme Frau bloß durchlitten haben muss, ehe sie gewaltsam getötet wurde. Großes Mitgefühl für ihre Kinder und Enkelkinder sowie all jene Menschen, die ihr nahestanden, und die jetzt Angst, Ungewissheit und Trauer durchleben müssen. Und dann natürlich die Fragen danach, zu welchem Ergebnis die Mordkommission wohl kommt und wer für dieses Verbrechen zur Verantwortung gezogen wird. Für den Augenblick wünsche ich Ihnen ein friedliches Wochenende und eine friedliche neue Woche, in der Sie vor allem die Schönheit des Augenblicks erleben. Und Lieblingsmenschen treffen, die Ihnen gut tun und mit denen Sie behutsam umgehen.

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