Dreiste Diebe plündern Grab im Kreis Gütersloh - Mann von verstorbener Frau entsetzt

Halle. Das Doppelgrab auf dem Friedhof ist akurat gepflegt. Liebevoll sind die Blumenschalen bepflanzt. Günter Amend schaut dennoch mit sorgenvollem Blick auf die letzte Ruhestätte seiner Frau. "Da gehört schon etwas zu", sagt er kopfschüttelnd. Mit einem angefügten "oder?" holt er sich die Bestätigung, dass so ein Vorfall tatsächlich unerhört ist. Vergangenen Mittwoch hatte der 82-Jährige, der 20 Jahre lang für die Haller SPD im Stadtrat saß, noch frische Blumen in die Bronzevase gestellt. Samstag waren sie verschwunden, samt Vase und einer ebenfalls aus Bronze gefertigten Laterne. Die beiden etwa 30 Zentimeter hohen Exponate waren jeweils auf steinerne Sockel geschraubt. Auch die sind verschwunden. "Da muss man sich schon sehr anstrengen, wenn man die wegtragen will", sagt Günter Amend. "Mein Schwiegervater war regelrecht erschüttert, als er das Fehlen bemerkte", berichtet Michael Lautenschläger. Neben der Fassungslosigkeit über den dreisten Diebstahl ist auch ein handfester Schaden entstanden. Auf insgesamt 500 Euro schätzt Lautenschläger den Wert der beiden Grabstücke. "Wir haben bereits Anzeige erstattet", fügt er hinzu. Für die Polizei sind derartige Vorkommnisse nichts Neues. Bereits im vergangenen Jahr, so Polizeisprecherin Katherina Felsch, seien in Rheda und Wiedenbrück zahlreiche Bronzevasen entwendet worden. "Vermutlich werden sie anschließend eingeschmolzen", vermutet die Sprecherin. Teilweise aber würden die Stücke auch über bekannte Plattformen im Internet zum Kauf angeboten. Versicherungsschutz bei materiellem Schaden durch Diebstahl Auch Halle Friedhofsgärtner Hermann Pätzold erlebt nicht selten, dass wertvolle Stücke von Gräbern verschwinden. "Lange war es ruhig", sagt er. Nicht immer sei sichergestellt, dass es sich hierbei tatsächlich um Diebstahl handele. "Manchmal nehmen Jugendliche aus Übermut etwas von den Gräbern weg und wir finden die Stücke anschließend in den Wasserbecken", sagt er. Es sei auch schon vorgekommen, dass spielende Kinder mit Grabutensilien selbst kleine Gräber gebaut hätten. "In der Vergangenheit gab es auch eine Person, die sich offensichtlich zum Ziel gesetzt hatte, das eine oder andere Grab zu verschönern, indem sie Dinge von anderen Ruhestätten entfernt und auf eine neue Grabstelle gebracht haben", berichtet Hermann Pätzold. Einen hundertprozentigen Schutz gegen Diebstahl auf Friedhöfen gibt es nicht. "Es wurde schon gefordert, den Friedhof nachts abzuschließen. Doch dann müssten wir an allen Eingängen konsequenter Weise Natodraht auf die Zäune setzen, damit niemand hinübersteigen kann", sagt Hermann Pätzold. Kein schöner Gedanke. Für Günter Amend bleibt also ein bisschen Hoffnung, die Vase oder die Laterne vielleicht doch noch wiederzubekommen. Sollte das nicht der Fall sein, sollen im Herbst eine neue Vase und eine neue Laterne für das Grab angeschafft werden. "Dann vielleicht aus Stein. Oder wir verschrauben sie fest mit der steinernen Umrandung", sagt Michael Lautenschläger. Gegen den wirtschaftlichen Schaden kann man sich sich übrigens versichern. Im Rahmen einer Hausratsversicherung bieten Versicherungsunternehmen sogenannte Plus-Pakete an. Schäden bis zu einer Höhe von 5.000 Euro durch Diebstahl und auch Sachbeschädigung sind damit beispielsweise bei der Provinzial gedeckt. Auch die LVM und andere Unternehmen bieten vergleichbare Verträge an. Wie gesagt, der wirtschaftliche Schaden kann damit ausgeglichen werden. Gegen das Entsetzen, dass Menschen sich nicht davor scheuen, Grabstätten zu plündern, gibt es hingegen keinen Schutz. Wer zwischen Mittwoch, 14. Juni, und Sonntag, 18. Juni, ungewöhnliche Beobachtungen auf dem Haller Friedhof an der Bielefelder Straße gemacht hat, wird gebeten, sich mit der Polizei, Tel. 05241 8690, in Verbindung zu setzen.

Meistgelesen