Sanierungsfall Gerry Weber: Was passiert mit dem Outlet im Kreis Gütersloh?

Halle. Das Haller Modeunternehmen Gerry Weber ist nach dem Insolvenzverfahren in 2019 erneut in Schieflage geraten. Und das ausgerechnet im 50. Jahr seines Bestehens. Ebenso wie andere Modeketten ist offenbar auch die Einzelhandelstochter ein weiteres Opfer der monatelangen Ladenschließungen in der Corona-Pandemie und der anhaltenden Konsumflaute geworden. Vor allem ausgelöst durch die russische Invasion in der Ukraine, die dadurch entstandene Energiekrise und die seither herrschende Inflation. Durch die Insolvenz der Gerry Weber Retail GmbH stehen jetzt 149 Stores und 28 Outlets auf dem Prüfstand - eines davon befindet sich im interkommunalen Gewerbegebiet Ravenna-Park in Halle. &bdquo;Ja, wir sind durch die Insolvenz der Gerry Weber Retail GmbH und das StaRUG-Verfahren der Gerry Weber International AG betroffen", bestätigt Christian Busch, Mehrheitsgesellschafter des Modeunternehmens Walbusch. Bevor er inhaltlich Stellung nimmt, schickt er jedoch diese Botschaft vorweg: "Zunächst sollten wir an die Mitarbeiter der beiden Unternehmen denken, die durch Entscheidungen möglicherweise betroffen sind. Es ist sicher nicht schön, dass in dem Unternehmen weiterhin keine Ruhe einkehrt." Richtig sei, so Christian Busch weiter, dass nach den Problemen durch die weitestgehende Schließung des stationären Einzelhandels während der Corona-Pandemie die Nachfrage nach Textilien und Schuhen seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine erneut deutlich gelitten habe. "Zwei große Krisen hintereinander. Das Schutzschirmverfahren von Peek&Cloppenburg, die Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof und anderen Händlern zeigen ja leider, dass Gerry Weber diese Probleme nicht alleine hat. Auch wir spüren eine Kaufzurückhaltung der Kunden unserer Marken seit Februar 2022", räumt Christian Busch ein. Attraktivität des Standortes Ravenna-Park gesteigert "Wo wir betroffen sind? Auf der einen Seite sind wir Vermieter der Outlet-Fläche im Ravenna Park - ich denke aber, dass wir durch unsere vielen Aktivitäten der letzten Monate die Attraktivität des Standortes so gesteigert haben, dass Gerry Weber weiter Mieter bleibt. Hier ist abzuwarten, dass der Insolvenzverwalter auf uns zukommt", gibt sich der Unternehmer optimistisch. "Als Logistik-Dienstleister der Gerry Weber International AG kann ich kurzfristig durch das gewählte StaRUG-Verfahren keine Veränderungen in der Zusammenarbeit sehen - außer, dass davon auszugehen ist, dass die Mengen durch Filialschließungen reduziert werden." Vor einigen Tagen habe man im Testbetrieb die ersten Walbusch-Sendungen aus Halle verschickt. "Wir werden nun sicher prüfen, ob wir hier Mengen schneller erhöhen können, um Kapazitäten auszulasten." Alle anderen Planungen und Projekte am Standort in Halle, wie der Umbau der Logistiktechnik auf die Bedürfnisse eines Endkundengeschäftes, der Bau der Photovoltaik-Anlage, bei der gerade die ersten Module montiert wurden, sowie die Planung der Erweiterung der Gastronomie liefen auch "nach den bedauerlichen Meldungen von Mittwoch" natürlich weiter. "Ich wünsche allen Mitarbeitern und Verantwortlichen der beiden Gesellschaften für die kommenden Monate viel Erfolg und Kraft", unterstreicht Christian Busch: "Gerry Weber ist ein wichtige und etablierte Marke unserer Branche - ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt." CEO von Gerry Weber glaubt fest an die Filiale Unterdessen wurden die Kundinnen und Kunden bereits darüber informiert, dass der Gerry-Weber-Online-Shop künftig von der E-Gerry-Weber-Digital GmbH betrieben wird, einem Unternehmen der Gerry-Weber-Gruppe. Zur Fortführung des Online-Shops, insbesondere der Online-Kundenkonten, der Newsletter-Abonnements und etwaiger laufender Bestellungen, wurden deshalb die personenbezogenen Daten übertragen. Der Gerry-Weber-Online-Shop, der Mittwochnachmittag eine Zeit lang nicht erreichbar war, wurde nach Änderung des Impressums wieder hochgefahren. &bdquo;Der Retail muss insgesamt neu ausgerichtet werden. Hierfür wollen wir das Filialnetz der Zukunft bauen. Denn wir glauben fest an die Filiale", hatte Vorstandschefin Angelika Schindler-Obenhaus Mittwochmittag in einer Pressekonferenz erklärt. &bdquo;Gleichzeitig müssen wir heute jeden Quadratmeter Fläche auf den Prüfstand stellen." Wie viele Filialen künftig aufgegeben werden sollen und wie viele der konzernweit bisher 2.100 Stellen dadurch abgebaut werden, stehe noch nicht fest. Bis Ende Juni solle das Konzept aufgestellt werden – dann mündet das vorläufige Verfahren in das eigentliche Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, bei dem Verfügungsgewalt und Finanzhoheit im Unternehmen verbleiben. Bis dahin wird auch Christian Busch Gewissheit haben, wie es im Ravenna-Park weitergehen soll. Zumindest bis auf Weiteres.

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