Heftige Unfälle: Wo knallt es im Kreis Gütersloh besonders häufig?

Halle. Nach der Disco vor den Baum, mit dem BMW in den Friseursalon oder ein Abbiegeunfall, weil die Sonne geblendet hat – immer wieder knallt es im Altkreis Halle. Statistisch gesehen ereignet sich mehr als ein Unfall pro Stunde im Kreis Gütersloh. Einmal pro Monat endet einer davon sogar tödlich. Und die Tendenz ist steigend: Wie die Kreispolizei erst kürzlich bekannt gab, stieg die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle von 2020 bis 2021 von 9.716 auf 10.191. Gleichzeitig aber – und das ist wohl die wichtigere Zahl – sank der Anteil der Todesfälle um fast 15 Prozent. Insgesamt sind die Unfallzahlen im Kreis Gütersloh scheinbar relativ stabil. Veränderlich hingegen sind die amtlich sogenannten &bdquo;Unfallhäufungsstellen" – im Volksmund Unfallschwerpunkte genannt. Sieben von fünf Unfallhäufungsstellen im Altkreis &bdquo;Es gibt Unfallhäufungsstellen, die ein einziges Mal auftreten, weil diese sich zum Beispiel aufgrund besonderer, kurzzeitiger Verkehrsströme ergeben. Andererseits gibt es Stellen, die immer wieder mal dazu führen, dass sich die Unfallkommission mit diesen Unfällen befassen muss", erklärt Polizeihauptkommissar Ulrich Lipperheide. Sieben solcher Bereiche machte die Kreispolizei Gütersloh im vergangenen Jahr aus. &bdquo;Nur" fünf davon liegen im Altkreis Halle. Als &bdquo;Häufungsstelle" definieren die Beamten einen Straßenabschnitt, wenn dort &bdquo;innerhalb eines Jahres oder in einer Drei-Jahres-Betrachtung mindestens drei Verkehrsunfälle gleichen Typs mit Verunglückten oder hohem Sachschaden registrierten wurden". Eine spezielle Unfallkommission aus Vertretern der verschiedenen Straßenverkehrsbehörden und der Polizei wertet die Vorfälle aus und plant Verbesserungsmaßnahmen. Vor Ort besprechen die Experten, wie sich zum Beispiel eine gefährliche Kurve entschärfen lässt. Von den fünf Unfallhäufungsstellen im Altkreis lagen zwei in der Stadt Versmold sowie jeweils eine in Halle, Werther und Borgholzhausen. Die Gemeinde Steinhagen taucht nicht auf. Sorgenkind Bundesstraße 68An der Kreuzung B 68/ Schnatweg/ Ascheloher Weg vor dem Hammer-Markt kommt es immer wieder zu mehr oder weniger schweren Abbiegeunfällen. Allein im vergangenen Jahr ereigneten sich vier Crashs mit Verletzten oder zumindest erheblichem Sachschaden. In drei Jahren sogar drei Unfälle mit Schwerverletzten. Leichte Unfälle und Rempler, die der Jahresbericht nicht auflistet, dürfte es noch einige mehr gegeben haben. &bdquo;Schwerverletzt kann natürlich vieles bedeuten: von einer Nacht im Krankenhaus bis zum lebenslangen Koma", erklärt Ulrich Lipperheide, der den Jahresbericht betreut. Im Falle der Schnatweg-Kreuzung habe man bereits Maßnahmen getroffen. Hier seien das Hauptproblem Pkw, die aus Richtung Bielefeld kommen und nach links abbögen, obwohl Gegenverkehr herrsche. &bdquo;Die Schaltpläne der Ampeln wurden geändert, so das Linksabbieger die nötige Info bekommen", sagt der Polizeihauptkommissar. &bdquo;Manches können wir aber nicht verhindern." Der Verkehrsfluss der Kreuzung sei eben auch ein wichtiger Faktor. Offenbar zeigen die Änderungen – zusammen mit dem abnehmenden Verkehr im Bereich – Wirkung: &bdquo;Es sieht danach aus, dass der Bereich künftig keine Häufungsstelle mehr sein wird", so der Verkehrsanalyst. Die Zahl der schwereren Unfälle habe bereits signifikant nachgelassen. Werthers ProblemkreuzungWo viel Verkehr, da viele Unfälle – das ist eine logische Konsequenz. An Werthers Hauptkreuzung Bielefelder Straße/ Haller Straße knallt es oft. Weil allein im vergangenen Jahr drei Unfälle mit erheblichem Sachschaden oder schweren Verletzungen gezählt wurden, gilt die Kreuzung als Häufungsstelle. Fast immer ging es um Fehler beim Abbiegen. &bdquo;Das sind typische Unfälle", erklärt Ulrich Lipperheide. Kleinere Kollisionen würden dort noch weitaus häufiger gemeldet. Oft lösten Pkw, die aus der Haller Straße kämen, die Crashs aus. &bdquo;Bei leichter Bergabfahrt ist man geneigt, noch schnell über Gelb zu fahren", so der Polizist. Solche Aktionen könnten bereits für eine Kollision ausreichen. Weil größere Baumaßnahmen dort aber ziemlich ausgeschlossen seien, habe man den sogenannten Schutzblinker – das gelbe Blinklicht der Ampel – auffälliger angebracht. Pium nur in der StatistikNicht ganz überraschend taucht auch die Borgholzhausener Bahnhofstraße im Unfallbericht auf. Immer wieder kommt es an der Shell-Tankstelle zu Problemen. Allerdings waren die drei Unfälle mit schweren Verletzungen, die dort in den letzten drei Jahren gezählt wurden, sehr unterschiedlicher Art. In einem Fall war ein Schüler über die Straße gelaufen, ein anderes Mal hatte es einen Auffahrunfall mit höheren Geschwindigkeiten gegeben. Der dritte Eintrag sei wiederum ein Abbiegeunfall gewesen, erklärt der Analytiker. Weil es dort kein augenscheinliches, eindeutiges Problem gebe, sehe er derzeit keinen Handlungsbedarf. Gleich zwei Mal VersmoldDie B476, die von der Autobahnabfahrt kommt, fällt durch regelmäßige Unfälle auf. Zum einen tauchen die benachbarten Einfahrten Dissener Straße und Frankfurter Weg in Bockhorst immer wieder auf: Drei schwere Unfälle spielten sich dort in drei Jahren ab. Schon seit langem arbeite man daran, die Stellen zu entschärfen, berichtet Ulrich Lipperheide: &bdquo;Wir hatten dort große Warntafeln aufgebaut." Außerdem werde dort verstärkt geblitzt. Eine Senkung der Geschwindigkeit und erhöhte Aufmerksamkeit seien aus seiner Sicht der Weg, um dort weitere Unfälle zu verhindern. Versmolds zweite Unfallhäufungsstelle ist die Kreuzung Greffener Straße/Langer Weg. &bdquo;Das ist mittlerweile eine etablierte Abkürzung nach Peckeloh", erklärt der Analyst. Allerdings sei die Einfahrt ziemlich unauffällig, weswegen immer wieder Auffahrunfälle entstünden, wenn Pkw abbögen. &bdquo;Es finden Absprachen statt, wie man die Einmündung auffälliger machen kann", erklärt Ulrich Lipperheide. Deshalb gelte dort nun auch Tempo 60. A33 senkt die Zahl der UnfälleDie Autobahn hat aus Sicht der Kreispolizei übrigens eine positive Wirkung, wenn es um Unfälle geht. Das liegt daran, dass ein großer Teil der Durchgangsfahrzeuge nun nicht mehr auf dem Gebiet der Kreispolizei fährt und somit deutlich weniger Konflikte entstehen. Die A 33 selbst wird nicht von Gütersloh, sondern von der Bielefelder Autobahnpolizei betreut. Allerdings sei die B 68 immer noch nicht komplett zur kommunalen Straße herab klassifiziert und liege somit noch in großen Teilen in der Verantwortung von Straßen NRW. &bdquo;Geplant ist sie nun als K 26, wie der Teil von Borgholzhausen-Bahnhof bis Dissen", weiß Ulrich Lipperheide. &bdquo;Innerorts von der Weststraße bis zum Grünen Weg ist sie schon Gemeindestraße, und somit lassen sich auch andere Verkehrskonzepte und Geschwindigkeiten realisieren, die zumindest geringe Unfallfolgen mit sich bringen."

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