Notfälle im Kreis Gütersloh - Feuerwehr muss immer häufiger Türen öffnen

Kreis Gütersloh. &bdquo;Wenn ein Mensch die Tür nicht öffnet, macht sich jemand anderes Sorgen", weiß Christian Herden. Für Halles Stadtbrandinspektor und seine Mitstreiter sind Türöffnungen an der Tagesordnung. Auch seine Kollegen aus anderen Altkreiskommunen werden immer häufiger alarmiert. Dabei gehen sie stets ähnlich vor. 15 bis 20 solcher Einsätze im Jahr seien in Halle normal, erklärt Christian Herden. &bdquo;Wir werden im Rahmen der Amtshilfe für das Ordnungsamt oder die Polizei tätig", erklärt der Feuerwehrchef in der Lindenstadt. So geschehen am vergangenen Freitag in Steinhagen. Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte rückten in die Swinemünder und Wolliner Straße aus, um einem Mann zu helfen, der sich in einer psychischen Ausnahmesituation befand. Um 19.16 Uhr war die Feuerwehr aus Amshausen angerückt: Die Person befand sich hinter einer verschlossenen Tür. Dem Mann konnte geholfen werden. Verschiedene Möglichkeiten zum &bdquo;Einbrechen" In solchen Situationen verschaffen sich die Feuerwehrleute zunächst ein Bild von der Örtlichkeit. Natürlich versuchen sie durch Klingeln oder Klopfen, auf sich aufmerksam zu machen. Gelingt dies nicht, werden die Fenster unter die Lupe genommen. &bdquo;Ein gekipptes Fenster zu öffnen ist ein Leichtes", meint Herden. Lesen Sie auch: So schnell sind die Feuerwehren im Kreis Gütersloh vor Ort Die Feuerwehr könne sich so binnen weniger Augenblicke Zugang zu Wohnungen verschaffen. Schwieriger wird es dann schon, wenn ein Schloss geknackt werden muss. Ältere Modelle geben beim Einsatz eines so genannten &bdquo;Ziehfix" nach. Dabei wird der Schließzylinder in Mitleidenschaft gezogen. &bdquo;Wir haben sogar Ersatztürschlösser dabei", berichtet Jürgen Blomeier, Pressesprecher der Feuerwehr Werther. Wenn tatsächlich ein Notfall vorliegt und ein Bewohner ins Krankenhaus muss, solle die Tür nicht unverschlossen bleiben. Die Feuerwehr übergibt in diesem Fall dann den Schlüssel an die Angehörigen oder die Polizei. Manchmal zählt bei Türöffnungen jede Minute Wenn auch das nicht hilft, muss rohe Gewalt her. Man könne beispielsweise mit einer Mini-Kettensäge das Türschloss aussägen. So machen es die Haller Kameraden gelegentlich. &bdquo;Wir versuchen so wenig wie möglich kaputt zu machen", sagt Christian Herden. Spätestens aber, wenn es ganz schnell gehen muss, kann darauf keine Rücksicht genommen werden. Dann muss der Weg in die Räumlichkeiten mit einer Ramme freigemacht werden. Von der Wohnungstür bleibt in diesem Fall aber nicht mehr viel übrig. Was hinter all diesen Einsätzen steht: ein persönliches Schicksal. Herden erinnert sich an einen schwerwiegenden Fall aus dem vergangenen Jahr. Eine Person rief selbstständig den Rettungsdienst. Noch während des Telefonats brach der Kontakt ab. Die Leitstelle handelte prompt und alarmierte die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Halle gleich mit. &bdquo;Jede Minute zählte", sagt der Haller. Denn bei einem Notfall ist Schnelligkeit gefragt. Glücklicherweise hat der Patient überlebt – auch dank des beherzten Eingreifens der Feuerwehr. Nicht selten nehmen die Fahrten der Kameraden kein gutes Ende. Das kennen sie auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Versmold. &bdquo;Tragisch ist es immer dann, wenn wir mitbekommen, dass die Person verstorben ist", kommentiert Versmolds Wehrführer Sören Fuest. Allerdings bekommen die Kameraden nicht immer Kontakt mit der zu rettenden Person. &bdquo;Unsere Arbeit endet, wenn die Tür offen steht." Lesen Sie auch: Was passiert, wenn Corona im Ernstfall die gesamte Feuerwehr lahmlegt? Ältere Menschen können sich oftmals nicht selbst helfen Dennoch beobachtet der Fleischstädter, dass immer wieder ältere Menschen in Verlegenheit kommen, sich nicht mehr selbst helfen zu können. &bdquo;Familien wohnen heute nicht mehr unter einem Dach. Oft leben die Angehörigen weit entfernt." Und schließlich gehörten Hausnotrufanlagen immer häufiger zum festen Bestandteil der Seniorenhaushalte. Das würde die Einsatzzahlen der Feuerwehren noch einmal in die Höhe schnellen lassen, meint Fuest. Mit diesen Gerätschaften können ältere Menschen einfach und per Knopfdruck einen Notruf absetzen. Dieser landet in einer Zentrale. Dort erkennen Mitarbeitende, wer anruft und können entscheiden, welche Maßnahmen getroffen werden müssen. Sie halten mit dem Patienten Kontakt, bis Hilfe eintrifft. Ein Anbieter solcher Hausnotrufe im Kreis Gütersloh ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Etwa 1.000 Menschen nutzen die Systeme der Organisation. &bdquo;Dies sind in der überwiegenden Zahl ältere Mitbürger – zumeist Alleinstehende, aber durchaus auch betagte Paare", erläutert Pressesprecher Rainer Stephan. Häufigste Ursache für die Alarmierung sei ein Sturz in den eigenen vier Wänden. Wenn Senioren dann nicht mehr auf die Beine kommen, benötigen sie Hilfe. Daneben nutzen auch jüngere Menschen mit körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen das Notrufsystem. Kleine Helfer für zu Hause mit großer Wirkung &bdquo;Zwei von drei Nutzern sind an die Notrufzentrale des DRK in der Ruhrgebietsstadt Herten angeschlossen; das bedeutet: Beim Auslösen des Notfallknopfes wird eine telefonische Verbindung nach Herten hergestellt", so Stephan. Bei jedem dritten Kunden verwahrt das DRK im Kreis Gütersloh einen Haustür- oder Wohnungsschlüssel. Nicht in jedem Fall läuft der Notruf allerdings beim DRK auf. In vielen Fällen kümmern sich zunächst Angehörige oder Nachbarn. Im Schnitt wird das DRK im Kreis Gütersloh bei den Kunden zweimal im Jahr gerufen. &bdquo;Tatsächlich dürfte die Zahl der Alarmierungen aber deutlich höher sein", mutmaßt der Pressesprecher.

Meistgelesen