Halle. Ein Ortsteil begehrt auf. Etwa 70 Hesselner Bürgerinnen und Bürger sorgten dafür, dass die Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutzes zu einer engen Angelegenheit wurde. Räumlich wie thematisch.
Auf Anregung von Kathrin Oetting-Damme hatten die Haller Grünen den Antrag eingebracht, zusätzliche Lärmschutzanlagen an der Trasse prüfen zu lassen. Mit ihren ganz persönlichen Schilderungen machten die Besucher deutlich, in welch prekärer Situation sie sich befinden.
Eckhard Hoffmann vom Bauamt der Stadt Halle ordnete das Geschehen zunächst sachlich ein. Auf einer sogenannten Lärmrasterkarte verdeutlichte er, welche Bereiche rechnerisch von einer hohen Lärmbelastung bedroht sind. Und das ist in der Planung nur ein schmaler Streifen entlang der Trasse. Im grünen Bereich liegen, zumindest theoretisch, die größten Teile der Hesselner Siedlung. Hoffmann führte aus, dass es unwahrscheinlich sei, dass der Bund weitere Lärmschutzmaßnahmen finanzieren werde. Die Errichtung von zusätzlichem Schallschutz ginge somit zu Lasten der Stadt Halle. Dass berechnete und tatsächlich erlebte Belastung allerdings weit auseinandergehen, davon konnten sich die Ausschussmitglieder anhand der Beschreibungen von Anwohnern ein Bild machen.
„Ich lade Sie alle zu uns auf die Terrasse ein"
„Der Lärm ist unerträglich. Die Menschen überlegen bereits, von hier wegzuziehen", sagte beispielsweise Reinhard Ränder. Er beklagte unter anderem, dass der Schall von den Wänden der südlichen Überflugbarrieren zurück in die Wohngebiete gegeben werde und regte an, dort Eibenhecken zu pflanzen. Elisabeth und Günther Vogt, die nur 80 Meter von der Trasse entfernt wohnen, skizzierten ein Bild permanenten Lärms, wobei die Erschütterungen von vorbeifahrenden Lkw im Haus deutlich spürbar seien. „Ich lade Sie alle ein, sich auf unserer Terrasse ein Bild davon zu machen", sagte Günther Vogt. „Auch wir sind 24 Stunden lang mit Lärm belästigt. Was können wir heute tun", fragte Christine Habighorst und fügte hinzu: „Der Naturschutzbund hat viel für die Natur erreicht. Aber nichts für die Anwohner." Die müssen sich auch weitab mit dem Grundrauschen abfinden.
Ulrike Niemeier-Müller, SPD-Ausschussmitglied, die selbst in Hesseln wohnt, bestätigte die Schilderungen der Anwohner: „Ich bin durch und durch erschrocken. Damit habe ich so nicht gerechnet. Es ist ein Drama, dass wir erst jetzt wirklich wissen, wie schlimm es ist", sagte sie. Dem Ausschussvorsitzenden Dieter Jung (Grüne) gelang es, die emotional gespannte Atmosphäre immer wieder zu beruhigen, indem er den Besuchern vermittelte, man sei auf ihrer Seite.
Einstimmiges Votum für Messungen in Hesseln
Diese Haltung teilten alle Ausschussmitglieder, die schließlich einstimmig dafür votierten, ein Ingenieurbüro zu beauftragen, das nun erst einmal die Lärmimmissionen im Ortsteil Hesseln messen soll. Darüber hinaus sollen mit Grundstückseigentümern zwischen der Autobahntrasse und dem Ortsteil Hesseln Gespräche geführt werden, ob Flächen für Lärmschutzmaßnahmen oder Aufforstungen zur Verfügung stehen.
Im Zuge der Umweltausschuss-Sitzung meldeten sich auch Anwohnerinnen der Elsa-Brandström-Straße und der Haller Gartenstraße zu Wort. Auch sie berichteten den Politikern von einer enorm angestiegenen Lärmbelastung durch den Lückenschluss der Autobahn.