Schock-Diagnose für Gütersloherin: Unheilbar kranker Frau hilft besonderes Hobby

Gütersloh. &bdquo;Meine Tochter hat mich angesteckt“, erzählt die Gütersloherin Britta Stein-Hantke im Gespräch mit der NW und lacht. Angesteckt mit dem Häkelfieber. Als sie ihrer Tochter regelmäßig auf dem Sofa dabei zusieht, wie sie kleine Tierchen häkelt, will sie das auch ausprobieren. Sie geht ans Werk, häkelt erst Pullis, dann Taschen und sogar eigene kleine Tiere. Und zu ihrer Überraschung hilft ihr diese Arbeit mehr, als sie zunächst dachte. Denn Britta Stein-Hantke ist an Parkinson erkrankt. Die Diagnose erhält die Gütersloherin im Jahr 2020, genau an ihrem 52. Geburtstag. An dem Tag wagt sie es endlich, wegen ihrer Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Schon in den Jahren zuvor traten Beschwerden auf. Probleme mit der Schulter, diverse Bandscheibenvorfälle, andauernde, starke Schmerzen oder die Schlaflosigkeit hätte sie aber nie mit Parkinson in Verbindung gebracht. &bdquo;Man sagt, wenn man die Symptome bemerkt, ist man schon zehn Jahre erkrankt“, sagt sie. Der Arzt habe einen Blick auf sie geworfen und direkt gesagt: &bdquo;Ah, Sie sind die Parkinson-Patientin.“ Lesen Sie auch: Unheilbar krank: Neue Therapie in Gütersloher Krankenhaus hilft 69-jährigem Mann Als zu dem Zeitpunkt alleinerziehende Mutter von zwei Kindern habe sie sofort an die beiden gedacht. &bdquo;Das erste, worüber ich mich informiert habe, war die Lebenserwartung. Und die ist bei Parkinson-Patienten verkürzt“, sagt die 57-Jährige. Die Krankheit selbst ist zwar nicht tödlich, kann aber Komplikationen wie Schluckstörungen, Stürze oder Demenz hervorrufen. &bdquo;Man sagt, man stirbt mit Parkinson, nicht an Parkinson.“ Gütersloherin: &bdquo;Oft fängt es mit Schlaflosigkeit an“ Die genaue Ursache der Krankheit ist nach wie vor nicht abschließend geklärt. Fest steht aber, dass der Symptomkomplex durch einen Mangel an Dopamin verursacht wird. &bdquo;Wenn die Menschen an Parkinson denken, denken sie oft nur an das Zittern. Das ist aber nur eins von 300 möglichen Symptomen“, sagt Stein-Hantke. Typische Symptome sind Bewegungsstörungen wie das Zittern oder Muskelsteifheit, Verlust des Geruchssinns, Schlafstörungen, Depressionen oder starke Schmerzen. &bdquo;Oft fängt es mit Schlaflosigkeit an, wir schlafen nachts gefühlt gar nicht mehr.“ Und so fängt Britta Stein-Hantke damit an, ihre schlaflosen Nächte mit Handarbeit zu füllen. Schon bald versorgt sie ihren kompletten Freundes- und Bekanntenkreis mit kleinen Körbchen, Babydecken, Taschen, Deko und Häkeltieren. Das besondere dabei - das Häkeln funktioniert ähnlich wie eine ergotherapeutische Hilfe. &bdquo;Währenddessen zittere ich weniger. Außer in ganz schlimmen Phasen“, sagt die Gütersloherin. Auch interessant: Schock-Diagnose für Gütersloher Zahnärztin: &bdquo;Die Ärzte hatten jedes Organ in der Hand“ Wenn sie nachts mal nicht häkelt, dann gießt sie aus Gießpulver kleine Deko-Elemente und -Figuren. &bdquo;Vor allem für die kleinen Alpakas habe ich eine Schwäche entwickelt“, erzählt die 57-Jährige. Schnell weiß sie nicht mehr wohin mit den ganzen Artikeln, überall im Haus liegen ihre Arbeiten herum. Mittlerweile versorgt sie nicht mehr nur ihr Umfeld, sondern verkauft einige Artikel auch in Gütersloh - zum Beispiel in dem Gütersloher Wollgeschäft &bdquo;Frau Wolle“, beim Friseur &bdquo;Linea Nuova Haardesign“, in dem Hundesalon &bdquo;Vier Pfoten“ oder im Eiscafé &bdquo;Pink Pinguin“. Einnahmen gehen an den Verein Parkinson Paten Die Einnahmen gehen überwiegend an den Verein Parkinson Paten, den sie selbst mitgegründet hat. Parkinson-Erkrankte und Angehörige teilen hier anderen Betroffenen ihre Erfahrungen und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Betroffene können sich unter www.parkinsonpate.org einen Paten aussuchen, mit dem sie sich austauschen können - darunter auch die Gütersloherin. Mit ihrer Arbeit hilft der Verein Betroffene im ganzen deutschsprachigen Raum, berichtet die 57-Jährige. Mit ihren verkauften Häkel- und Dekoarbeiten erreicht sie gleich zwei Dinge: &bdquo;Ich würde nie um Spenden bitten. Aber so spenden die Leute etwas für den guten Zweck und erhalten dafür auch etwas zurück.“ Außerdem sei ihr der Aufklärungseffekt sehr wichtig. &bdquo;Parkinson ist die am schnellsten wachsende neurologische Erkrankung unserer Zeit, von der auch jüngere Jahrgänge betroffen sind“, sagt Stein-Hantke. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Stones & Stitches (@stones_und_stitches) Nach ihrer Diagnose erstellte sie den Instagram-Account &bdquo;geschuettelt_und_geruehrt“ und gibt seitdem Einblicke in die verschiedenen Symptome oder gibt Tipps über Therapiemöglichkeiten und Ernährung. Dafür habe sie ein Jahr lang recherchiert. Aus den Beiträgen ist sogar ein Buch entstanden, das derzeit weiter aktualisiert wird. Gütersloherin setzt sich für die Aufklärung von Parkinson ein &bdquo;Lets get loud“, das ist ihr Motto. Krankheitsbedingt würden sich viele Betroffene immer weiter zurückziehen. &bdquo;Aber wenn sich alle verkriechen, fällt das Problem erst recht nicht auf und es findet wenig medizinischer Fortschritt statt. Darum ist mir die Aufklärung so wichtig“, sagt die Gütersloherin. Doch nicht nur ihre Aufklärungsarbeit ist ihr wichtig. Sie möchte auch in ihrem eigentlichen Beruf so lange arbeiten, wie es ihr möglich ist. &bdquo;Viele gehen früh in die Erwerbsminderung, weil die täglichen Herausforderungen krankheitsbedingt kontinuierlich größer werden“, sagt sie. &bdquo;Dabei gerät aber in Vergessenheit, wie wichtig die Arbeit selbst, aber auch die sozialen Kontakte für das eigene Wohlbefinden sind.“ Überraschung im Kreis Gütersloh: Unheilbar kranker Architekt übernachtet bei NW-Redakteur &bdquo;Ich liebe meine Tätigkeit als Syndikus Anwältin in der Weberei Güth & Wolf, habe nicht nur einen großartigen Arbeitgeber, sondern auch tolle Kollegen – das gesamte Paket möchte ich nicht missen.“ Neuer Selbstbedienungsschrank in Gütersloh In diesem Jahr kam sie schließlich auf die Idee, ihre Artikel auf ihrem Grundstück in einem Selbstbedienungsschrank zum Verkauf anzubieten. Bald werden auch die Weihnachtsartikel einziehen, verspricht sie. Passanten können hier nach Lust und Laune durch die Deko und kleinen Mitbringsel stöbern. Der Selbstbedienungsschrank steht an der Straße Auf der Reihe 8a in 33332 Gütersloh. Er ist montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Bezahlt werden kann über Paypal oder in bar. Auch ein paar Weihnachtsmärkte wird sie mit ihren Sachen besuchen, wie den Apostelweihnachtsmarkt und den Weihnachtsmarkt in Spexard. Die Kisten sind bereits gepackt. &bdquo;30 sind es mittlerweile, reicht das wohl?“, fragt die Gütersloherin und lacht. Und wenn es nicht reicht, so wird sicherlich noch die ein oder andere Handarbeits-Nacht dazu kommen.

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