Trauer um bekannten Gütersloher – langjähriger Fahrlehrer (90) gestorben

Gütersloh. Gut, dass ihm dieser Empfang noch vergönnt war. Im Januar hatte Tassilo Hardung in großer Runde im Foyer der Bibliothek seinen 90. Geburtstag gefeiert, und ungefähr ebenso viele waren gekommen, um ihm ihre Aufwartung zu machen. Hardung zählte zu jenen Menschen, denen man mit Freundlichkeit und Achtung begegnet, denn genau das war es, das er spürbar jedem Gegenüber entgegenbrachte. Nun ist er im Kreise seiner Liebsten gestorben. Am Samstagmorgen erlag er einer Krankheit, die ihn nach und nach seiner Kräfte beraubt hatte. Umsorgt von seiner Ehefrau, seinen beiden leiblichen und den beiden Stiefkindern, entschlief er in seinem Wohnhaus in Spexard. Die Trauerfeier findet am Freitag, 7. November, 13 Uhr, in der Kapelle an der Friedhofstraße statt. Hardung zählte ohne Frage zu den bekannten Menschen in dieser Stadt. Rund 12.000 Fahrschülern verhalf er zum Führen eines Fahrzeuges. Die Vermutung, dass sie sich an diesen bemerkenswerten, zugewandten Mann erinnern, liegt nahe. Noch bis ins hohe Alter nahm er Fahrschüler an, die sich gerne und guten Gefühles neben ihn ans Lenkrad setzten. Lesen Sie auch: Ehemaliger Gütersloher Fahrlehrer feiert 90. Geburtstag Gütersloher war 65 Jahre lang Fahrlehrer Erst Ende 2023 gab Hardung seine Lizenz ab, der Landesverband Westfalen der Fahrlehrer hatte ihn kurz zuvor für 65 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet. Im Gespräch mit der NW berichtete der Verband, es habe landesweit wohl niemanden gegeben, der derart lange aktiv und gleichermaßen derart anerkannt gewesen sei. Seine letzte Fahrstunde hatte er, wie nahezu immer, in einem Volkswagen abgenommen. Hardung war einst, 1974, der erste Gütersloher gewesen, der mit einem VW Golf durch die Stadt fuhr, so erzählte er es einmal. Seinen ungewöhnlichen Vornamen trug Hardung, weil sein Vater ein Faible für den bayerischen Herzog Tassilo III. hatte, dem Gründer vieler Klöster und Vetter von Karl dem Großen. Sein Vater hatte die Standhaftigkeit dieses Herzoges geschätzt, seinen unbedingten Willen, für das Volk Gutes bewirken zu wollen. Hardung war stolz, dessen Namen zu tragen. Für ihn war es wie ein innerer Auftrag: Auch er selbst war bemüht, der Gesellschaft gutzutun. &bdquo;Ich hätte nie nur auf mich schauen wollen“, sagte er zu seinem 90. Geburtstag. In der Politik brachte er sich erst in der FDP, dann in der BfGT ein. Beide wussten seine Mitwirkung zu schätzen, waren glücklich, ihn als Mandats- und Funktionsträger in ihren Reihen zu haben. In den Gremien und Sitzungssälen hörte man ihm zu, nicht nur in den eigenen Reihen. Wie sehr sich Hardung dem Gemeinwohl verpflichtet fühlte, zeigt sich auch daran, dass er noch jüngst, bei der Kommunalwahl, bereit war, für die BfGT einen der Wahlbezirke zu besetzen; danach gedrängt hatte er nicht. Tassilo Hardung blieb selbst im Krankenbett aktiv Viele Vereine trugen ihm Mitgliedschaften an. Besonders nahe waren ihm jene, die der Kultur nahestanden und im weiteren Sinne der Bildung überhaupt. Nicht von ungefähr richtete er seinen Geburtstagsempfang in der Stadtbibliothek aus. Dort, zwischen all den Büchern, fühlte er sich besonders wohl. Er selbst schrieb Tagebuch. Lesen Sie auch: Ehemaliger Chefarzt des Klinikums und Präsident des FC Gütersloh gestorben Hardung war Mitglied im Literaturclub, sein Bücherregal zu Hause war prall gefüllt. Er war ein Mann, der geistige Nahrung wie Sauerstoff brauchte, immerfort. Sein Interesse war vielseitig. Auch liebte er das Zeitunglesen, NW, Glocke, Westfalen-Blatt, Überregionales. Er schnitt aus, bewahrte auf. Die letzten Monate verbrachte er damit, all die Schriftstücke und Fotos zu sortieren, fast, als ginge es ihm am Ende darum, Ordnung zu schaffen, wo doch längst, in der Augen der Anderen, so viel Ordnung war. Doch gewiss war er keiner, der nachließ, sich gar gehen ließ. Nicht nur geistig blieb er auf der Höhe. Noch im Krankenbett bemühte er sich, aktiv zu bleiben, trainierte liegend, mithilfe einer Maschine, an seiner Beweglichkeit. Wieder auf die Beine zu kommen, das war ihm jedoch nicht mehr vergönnt. Das letzte Foto stammt aus dem Mai. Es ist gelungen und zeigt ihn fröhlich, lachend und gut aussehend vor einem VW Golf.

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