Gütersloher Fahrlehrer erklärt: Warum der Führerschein immer teurer wird

Gütersloh. Bevor junge Menschen ins Berufsleben starten, steht für viele von ihnen zunächst noch eine andere Herausforderung an. Wer mobil sein will, braucht einen Führerschein und muss zuvor etliche Theorie- und Fahrstunden absolvieren. Die Kosten dafür sind zuletzt in die Höhe gegangen, allein im vergangenen Jahr ist der Erwerb des Führerscheins laut Angaben des Statistischen Bundesamts um 5,8 Prozent teurer geworden. Auch der Gütersloher Fahrlehrer Markus Beckmann-Klich, dem unter anderem die Fahrschule Klich in Isselhorst (Haverkamp 10) gehört, hat die Diskussionen um die steigenden Preise verfolgt. &bdquo;Aber 4.000 bis 5.000 Euro kostet ein Führerschein unter normalen Umständen nicht.“ Wenn alles glatt laufe, müsse man bei ihm mit etwa 3.000 Euro für das Gesamtpaket planen. Wer seinen Führerschein vor 15 bis 20 Jahren gemacht habe, der sei im Regelfall mit knapp 2.000 Euro ausgekommen. Als Problem macht Klich-Beckmann vor allem aus, dass heutzutage beim Führerschein &bdquo;nicht immer alles glatt läuft“. Die aktuelle Generation an Fahrschülern lege aus seiner Sicht einfach ein anderes Lernverhalten an den Tag als Generationen zuvor. Sei man früher noch so lange zum Theorieunterricht gegangen, bis man sich komplett sicher gefühlt habe, würden heutzutage viele Prüflinge direkt nach den 14 Pflichtstunden mit der Theorieprüfung absolvieren. Lesen Sie auch: Gütersloher Fahrlehrer sauer über Prüfungs-Chaos beim TÜV Wer durchfällt, zahlt deutlich mehr &bdquo;Viele sehen es sportlicher als früher und denken sich ’Komm, ich probiere es einfach mal’, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein“, schildert der 56-jährige Fahrlehrer seine Eindrücke. Er ist seit 34 Jahren im Beruf und hat in dieser Zeit den ein oder anderen Fahrschüler kommen und gehen sehen. &bdquo;Fällt man durch, wird der Führerschein aufgrund von zusätzlichen Verwaltungs- und Prüfungskosten sowie weiteren Fahrstunden natürlich schnell mal 400 bis 500 Euro teurer“, sagt Klich-Beckmann. Sein Gefühl wird bestätigt von Daten, die der TÜV ermittelt hat. Laut diesen sind Fahrschüler im vergangenen Jahr bei den Theorieprüfungen zu 45 Prozent und bei den praktischen Prüfungen zu 39 Prozent durchgefallen. Natürlich kann auch Klich-Beckmann vor den steigenden Kosten nicht die Augen verschließen. Doch das hat Gründe: Steigende Auto- und Benzinpreise, höhere Energiekosten, angepasste Gehälter für die Mitarbeiter, Werkstattkosten und natürlich die Raummiete für den Ort des Theorieunterrichts, der zwingend erforderlich ist, allerdings nur an wenigen Tagen effektiv genutzt wird. Gütersloher Fahrlehrer findet Führerschein-Preise angemessen Trotzdem findet der 56-Jährige die Preise nicht unverhältnismäßig. &bdquo;Im Vergleich sind die Kosten für den Führerschein nicht zu hoch, wenn ich mir anschaue, was andere Sachen kosten“, sagt der Fahrlehrer und nennt als Beispiele Preise für Handwerksarbeiten oder Lebensmittel. Einen Führerschein mache man nur einmal im Leben und müsse dementsprechend nur einmal dafür zahlen. Dass die Bedingungen zum Bestehen des Führerscheins insgesamt schwerer geworden sind, empfindet auch der Fahrlehrer so. &bdquo;Der Verkehr wird immer anspruchsvoller, das merken wir auch in den Fahrstunden“, sagt er. Die Straßen seien voller als früher, außerdem würde in Deutschland meist wenig Rücksicht auf die anderen Teilnehmer im Straßenverkehr genommen. Eine Ellenbogenmentalität, die der 56-Jährige sorgenvoll beobachtet. Außerdem müssen die Fahrschüler in den modernen, komplexer gewordenen Autos über viel mehr Bescheid wissen. &bdquo;Auch Assistenzsysteme wie Tempomat, Spurhalte- oder Abstandshilfen werden in den Prüfungen abgefragt“, erklärt Klich-Beckmann. Dass die praktische Prüfung mittlerweile 55 statt 45 Minuten dauert, macht es ebenfalls nicht einfacher. Täuschungsversuche auch in Gütersloh keine Seltenheit Da könne es schnell vorkommen, dass weniger talentierte oder unsichere Fahrschüler mal zwei bis drei Fahrstunden mehr benötigen würden, bevor sie bereit für die Prüfung sind. Auch das hat dann Auswirkungen auf die Kosten. Dass die schwierige Gesamtsituation Anreiz zu kriminellen Handlungen bietet, hat Klich-Beckmann vor allem in seiner Zeit im Vorstand des Fahrlehrerverbands beobachtet. Lesen Sie auch: Eine Spur führt nach Gütersloh: Betrug bei Führerscheinprüfungen in mehr als 20 Städten &bdquo;Die Täuschungsversuche bei Theorieprüfungen haben in letzter Zeit auf jeden Fall zugenommen“, bestätigt er. Besonders beliebt: Technik nutzen. Über Kopfhörer und mithilfe einer kleinen versteckten Kamera könnte man sich dann von einer weiteren Person die richtigen Antworten ins Ohr flüstern lassen. Außerdem würden mittlerweile auch viele Prüflinge gegen Bezahlung einen Stellvertreter zur Prüfung schicken. &bdquo;Mit den Ängsten der Fahrschüler lässt sich leider viel Geld verdienen“, sagt Klich-Beckmann und hofft in Zukunft auf strengere Kontrollen. In einem ersten Schritt habe der TÜV Kameras in vielen Prüfungsräumen installieren lassen. Weitere Maßnahmen müssen aus Sicht des Fahrlehrers folgen, um dem Geschäft mit den Prüfungen entgegenzuwirken. Den Spaß an seinem Job hat er allerdings in all den Jahren nicht verloren: &bdquo;Ich arbeite weiterhin gerne mit jungen Leuten und bin Fahrlehrer aus Überzeugung“, sagt der 56-Jährige.

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